“Im nächsten Jahr gehe ich in Rente. Dann möchte ich viel Zeit auf dem Fahrrad verbringen - nur am Fahren hapert es noch ein bisschen.“

Wedel - Natascha Kim hat auch im reiferen Alter noch ein klares Ziel: radeln lernen. Dabei hilft ihr die Wedeler Volkshochschule - und zehn anderen Frauen auch, die im Kindesalter keine Chance hatten, einen "Drahtesel" zu bewegen. Oft sind es Migrantinnen, in deren Heimatländern das Fahrrad als Fortbewegungsmittel schlichtweg keine Rolle spielt, aber auch deutsche Frauen sind dabei. Gesa Hartmann beispielsweise musste bis zum achten Lebensjahr mit einer Augenklappe durch die Welt gehen. "Meine Mutter hatte deshalb Angst, dass ich mich mit dem Fahrrad verletzte - so habe ich es bisher nie probiert."

Schön, dass es Christian Burmeister gibt. Innerhalb von 14 Tagen macht er aus ängstlichen Fußgängerinnen stolze Radfahrerinnen. Stück für Stück nimmt er ihnen Vorbehalte und macht sie mit Technik und Regeln vertraut. Erst wird gerollert, damit der Gleichgewichtssinn trainiert wird, dann setzen sich die Frauen auf die Räder und nehmen die Füße als Antrieb, es wird das Bremsen geübt - und dann wird irgendwann in die Pedalen getreten. Die eine macht's früher, die andere später.

Mit diesem Angebot will die VHS Frauen mehr Mobilität bieten und ihnen neuen Welten eröffnen. Oftmals scheitert der Besuch von Sprachkursen oder anderen Treffen, die zur Integration beitragen, daran, dass die Frauen zu weit vom Ort des Geschehens entfernt wohnen, sodass zu viel Zeit für die Touren draufgeht. Aber auch der Kursus selbst ist schon wieder ein Stückchen mehr Integration. Übrigens können die Frauen auch rasch einhändig fahren, sind somit in punkto Abbiegen fit für den Straßenverkehr. Und freihändig? "Wir sind doch nicht beim Zirkus!" (fr)