Die 50 Elmshorner Hertie-Mitarbeiter sind geschockt und verzweifelt. Sie verlieren ab August ihren Arbeitsplatz. Und Elmshorn verliert seinen Frequenzbringer in der Fußgängerzone. “Für die Attraktivität unserer Innenstadt ist das eine Katastrophe“, sagt Bürgermeisterin Brigitte Fronzek.

Elmshorn

Am Mittwochnachmittag hat die Gläubigerversammlung in Essen beschlossen, die insolvente Kaufhauskette zu liquidieren. Einen Tag zuvor war der letzte Interessent abgesprungen, nachdem keine Einigkeit mit den Immobilien-Eigentümern über langfristige Mietverträge erzielt werden konnte. Elmshorn wird, analog zu den 53 anderen Hertie-Standorten, sofort mit dem Abverkauf des noch vorhandenen Warenbestandes beginnen. Am 31. Juli werden sich die Ladentüren am Alten Markt das letzte Mal öffnen.

"Es ist keine Nachnutzung erkennbar, das ist ganz bitter", so die Bürgermeisterin weiter. Der Standort habe funktioniert. "Er wird aufgegeben, nur weil Investoren Spiele spielen." Und die Stadt sei völlig machtlos.

Wirtschaftsförderer Thomas Becken will sich dennoch nicht entmutigen lassen. "Wir müssen alles Mögliche tun, um irgendwie steuernd einzugreifen." Die Schließung von Hertie sei nicht mehr zu vermeiden, nun müsse alles dafür getan werden, einen langen Leerstand der Immobilie zu verhindern. "Das wäre für den Einzelhandel in der Stadt furchtbar." Becken ("Wir stehen unter einem gewaltigen Handlungsdruck") will sich mit den anderen vier Städten in Schleswig-Holstein, in denen Hertie Filialen unterhielt, kurzschließen. Ziel müsse ein gemeinsames Vorgehen sein, in das auch das Kieler Wirtschaftsministerium eingebunden werden müsse. Becken: "Wir müssen verhindern, dass jede Immobilien einzeln zur Disposition steht."

Das Elmshorner Gebäude gehört, wie auch die Häuser in Schleswig, Rendsburg, Itzehoe und Husum, einer Tochtergesellschaft des bisherigen Hertie-Eigentümers Dawnay Day. Mit der Vermarktung aller Hertie-Liegenschaften ist die Berliner Firma Atisreal betraut. Sie hat für das Gebäude in Elmshorn bereits einen Vorvertrag mit einem Unternehmen aus Stade geschlossen, das dort kleinteilig Einzelhandel ansiedeln wollte. Die Verhandlungen haben sich bereits zweimal verzögert. Laut Auskunft von Christoph Meyer von Atisreal ist mit einem Abschluss erst Ende Mai zu rechnen. Ob es tatsächlich zu einem Verkauf kommt, ist jedoch noch unklar.

Knackpunkt soll nach Informationen unserer Zeitung die hohe Kaufpreisforderung sein, die offenbar zwischen acht und neun Millionen Euro liegt. Wirtschaftsförderer Becken hofft, dass die Eigentümer nach dem Hertie-Aus endlich zur Vernunft kommen. "Die müssen von ihren überzogenen Kaufpreisforderungen abrücken."