Größtes Problem: Je mehr Schlamm im Becken ist, desto weniger Regenwasser kann der Fluss aufnehmen.

Elmshorn

Das Ergebnis einer wissenschaftlichen Untersuchung der TU Harburg hat für Überraschung gesorgt: Der Schlick im Elmshorner Hafen wird nicht - wie lange angenommen - während der Flut aus der Elbe die Krückau aufwärts transportiert, die Sedimente stammen aus dem Oberlauf des Flusses und seiner Nebenarme. Damit sind alte Theorien fundiert widerlegt. Nun müssen neue Strategien entwickelt werden, wie das Gewässer frei von Schlamm gehalten werden kann.

Ein von Schlick befreiter Hafen wäre allein aus optischen Gründen wichtig, denn nach dem städtebaulichen Konzept, das die Kommunalpolitiker gerade beschlossen haben, soll der Fluss stärker ins Stadtbild einbezogen werden. Ein Museumshafen und eine Marina wären so nicht realisierbar.

Aber auch die Sportbootbesitzer, die mit ihren Yachten am Hafeneingang liegen und die Krückau für ihr Hobby nutzen, drängen auf Befahrbarkeit des Elbnebenarms.

Der entscheidende Grund für einen sauberen Hafen ist aber ein anderer: Die Krückau spielt bei der Oberflächenentwässerung Elmshorns eine wichtige Rolle als Vorfluter.

95 Prozent des Regenwassers, das aufs Stadtgebiet prasselt, wird über die Krückau abgeleitet. Das beste Kanalsystem nützt nichts, wenn die Einleiter, die in den Fluss münden, wegen des hohen Wasserstands blockiert sind. Dann könnten bei Starkregen die Wassermassen nicht abfließen. Und je mehr Schlamm im Hafenbecken ist, desto weniger Volumen kann der Fluss aufnehmen.

Das hätte verheerende Folgen für tief liegende Stadtteile, denn die Hafenkante liegt bei 250 Meter über NN, Areale wie etwa um das Hotel Royal gerade mal bei 280 NN. Angesichts des Klimawandels werden bei heftigen Niederschlägen riesige Areale unter Wasser stehen, wenn die Krückau nicht entschlickt wird.

Die optimale Lösung des Problems wäre eine Grundräumung des Hafens. Vor dieser kostspieligen Maßnahme sollten allerdings Sandfänge am Oberlauf der Krückau gebaut werden, die die Schmutzfracht schon ausfiltern, bevor sie mit dem flussabwärts fließenden Wasser in den bebauten Teil des Stadtgebiets gespült wird.

Ein naturnaher Sandfang existiert bereits östlich der Alten B 5 in Höhe des Holsatia-Geländes. Er wurde vom Wasserverband Krückau angelegt. Die Konstruktion ist so konzipiert, dass die Fische das Hindernis problemlos passieren können, sedimentbefrachtetes Wasser aber vorgefiltert wird. 11 000 Tonnen Sand pro Jahr werden an dieser Stelle per Bagger aus der Schlickfalle geholt. Die Zahlen belegen die positive Wirkung.

Wie viele Sandfänge noch zusätzlich benötigt werden, um künftig eine freie Krückau zu garantieren, kann erst nach weiteren Untersuchungen erarbeitet werden.