Programm errechnet, welche Firmen für welche Partner interessant sind. Die Daten werden dann übermittelt.

Barmstedt

Auf Messen treffen oft Tausende Besucher auf Hunderte von Anbietern. Die Begegnungen sind meist zufällig. Doch wie kommen sie zusammen? Wie ist es möglich, dass dort ein Kunde in dieser unübersichtlichen Masse den zu ihm passenden Anbieter findet? Ein pfiffiges Unternehmen aus Barmstedt hat jetzt ein bisher einmaliges Software-System entwickelt, das genau dieses Problem löst: "Wir sorgen dafür, dass Aussteller und Besucher bereits vor der Messe zusammenfinden und Termine absprechen können", beschreibt Mark Kessels diese Innovation. Gerade hat seine Firma Converve mit diesem Programm auf der Cebit, der weltgrößten Computermesse in Hannover, die Kontaktbörse für 594 Unternehmen gespielt.

"Unsere Kunden waren hochzufrieden", freut sich Betriebswirt Kessels, der Converve vor neun Jahren in Itzehoe gegründet und 2007 nach Barmstedt verlagert hat. Insgesamt 2500 Termine hätten Firmen und Besucher über seine Online-Plattform auf diese Weise miteinander vereinbart.

Converves modernes "Kupplersystem", wie Kessels es selber nennt, funktioniert so: Jeder Teilnehmer registriert sich online und gibt nach bestimmten Schlüsselwörtern ein genaues Personen- oder Unternehmensprofil an, indem er beschreibt, was er sucht, macht und anbietet. Kessels' Software rechnet dann aus, welche Firmen für welche Partner interessant sein könnten. Die Kontaktdaten werden übermittelt und die Betreffenden können eigenständig miteinander Termine vereinbaren.

Tatsächlich kamen über dieses System auf der Cebit 990 Termine zustande, weiß der Barmstedter Firmenchef. Offenbar sind einige Absprachen wegen Zeitmangels oder anderen Gründen wieder abgesagt worden.

Vorteil dieser "Matchmaking"-Software, wie der Fachausdruck dafür heißt, ist die hohe Übereinstimmung von Angebot und Nachfrage, die sie bietet, erläutert Kessels. "Viele Veranstalter von Messen klagen über einen Besucher-Rückgang, und die Teilnehmer können es sich heute nicht mehr leisten, zu viel ihrer kostbaren Zeit ungenutzt zu verplempern." Auch die Messe-Veranstalter stünden in der Pflicht, ihrer Zielgruppe "hochwertige und gute Kontakte zu ermöglichen".

Diese Software von Converve wird über die Wirtschaftsförderung Schleswig-Holstein von der Europäischen Kommission gefördert und hat sich nicht nur auf der Computermesse bewährt. Auch der "Mobile World Congress" in Barcelona, die "Autoinvest-Konferenz" in St. Petersburg und die "E-World Energy und Water"-Messe in Essen haben erfolgreich auf diese Art der elektronischen Kontaktanbahnung gesetzt. Im April führte Converve 50 Markenartikel-Hersteller zusammen, die sich an einem Abend zum "Speed-Dating" in einem Hamburger Hotel trafen, wo jeder bis zu zehn Gespräche mit für ihn besonders interessanten Firmenvertretern führen konnte.

Damit nicht genug: Nun hat der Barmstedter Tüftler auch noch ein überzeugendes System entwickelt, wie Unternehmer mit ähnlichen Profilen in einem großen Saal zueinander finden: Jeder hat an seinem Teilnehmer-Ausweis ein elektronisches Gerät, "Badge" genannt, das in verschiedenen Farben leuchtet. Sobald er in die Nähe einer Person kommt, die für ihn interessant sein könnte, piepen beide Badges und leuchten in derselben Farbe. Kessels: "Wir überlassen nichts mehr dem Zufall. Das Prinzip, jemanden zufällig bei Meetings zu sprechen, gehört damit der Vergangenheit an." Xing, die bundesweit größte Online-Plattform für Unternehmen, will damit jetzt im Mai die Besucher eines großen Meetings in Frankfurt ausstatten.