Pharmaunternehmen Medac hat das Modell finanziert. Ihr Firmengebäude nimmt den Platz des abgerissenen Hauses ein.

Wedel

Gerd Jungbludt und Hans Ludwig sind TSV-Mitglieder aus langer Leidenschaft. Gern berichten sie von ihrer aktiven Zeit als Turner in der Halle am Rosengarten. Doch das historische Gebäude gibt es leider nicht mehr. Um die Erinnerung daran wach zu halten, hat das Pharmaunternehmen Medac, das auf dem Grundstück ein repräsentatives Firmengebäude baute, ein Bronzerelief mitfinanziert.

"Das ist schön geworden", sagte Jungbludt, der als stellvertretender Vorsitzender des TSV das kleine Erinnerungsbauwerk mit initiierte, gestern bei der offiziellen Einweihung.

"Weißt du noch, wie wir hier unsere Maskeraden gefeiert haben", steigt Jungbludts Sportsfreund Hans Ludwig sofort in die Erinnerungen ein. Und sogar Firmensprecherin Annet Gerberding, die das kaufmännische Gebäudemanagement ihres Unternehmens leitet, kennt die alte Halle noch gut. Sie hat dort bis zu ihrem Umzug von Wedel nach Hetlingen als Elfjährige geturnt. "Das war schon ein merkwürdiges Gefühl im Bauch, nach so vielen Jahren wieder in die Halle zu kommen", erinnert sie sich an die ersten Überlegungen der Medac, die Halle abzureißen und dort etwas Neues zu bauen. Annet Gerberding organisierte die letzte Veranstaltung in der Halle mit: ein Fest für die "Medac"-Mitarbeiter.

Als 2005 die Bagger rollten, holte TSV-Vize Jungbludt seine Videokamera raus und filmte. Auch ihm blutete dabei das Herz.

1925 hatten die Planungen der Halle Rosengarten begonnen. Im Herbst startete ein Spendenaufruf an die Bürger, die am Ende 22 215 Reichsmark stifteten. Unter Regie von "Maurermeister Hatje" halfen zahlreiche Sportler 1926/27 mit, das Gebäude zu errichten. Am 18. September feierte Wedel Einweihung. Denn das Haus war für alle Bürger eingerichtet worden. Im Gebäude wurden noch bis in die 60er-Jahre Badewannen genutzt. Das war also die damals übliche Badeanstalt. Die Sauna im Keller existierte noch länger.

Besonders die Boxer haben die Halle geliebt und dort große Kämpfe ausgetragen. Auch die Musiker waren am Rosengarten zu Hause. Sie errichteten dazu vom Rosengarten aus gesehen einen kleinen Vorbau.

Aber Energieanlagen, Umkleiden und Übungsräume entsprachen schließlich nicht mehr den Anforderungen. Der TSV verkaufte seinen nahe gelegenen Sportplatz und finanzierte damit eine neue Halle am Elbe-Stadion. Jetzt residiert an der geschichtsträchtigen Stelle das expandierende Unternehmen "Medac" - und im Vorgarten darf jeder das von der Künstlerin Doris Ong gestaltete und vom blinden Wedeler Ingenieur Volker König mitkonzipierte Bronzerelief bewundern. Die Erklärung dazu gibt es sowohl in Normal- als auch in Blindenschrift - doch am meisten erfährt man, wenn man dort einen alten TSVer trifft. Ansprechen erwünscht: Jungbludt, Ludwig und viele andere Sportfreunde erzählen gern von den alten Zeiten.