Eklat während der Sitzung des Gemeinderats von Bokel. Nach einer Sitzungsunterbrechung, in der ein fehlendes Ratsmitglied doch noch eintraf, verließen die vier Ratsmitglieder der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWB) unter lautem Protest den Saal.

Bokel - Ihr Fraktionschef Rainer Timm kündigte an, sein Mandat niederzulegen. Timm, der dem Rat seit elf Jahren angehörte, war außer sich: "Das sind ja Verhältnisse wie in Russland."

Hintergrund des Streits war die Verlängerung eines Vertrages mit dem Abwasserzweckverband. Der darf seit 17 Jahren am Ortsrand Bokels Klärschlamm ablagern. Die UWB war dagegen, die Bokeler Runde dafür. Doch nun fehlte Gemeinderatsmitglied Rolf Kirst (Bokeler Runde) zu Beginn der Sitzung am Mittwochabend. Ein Stimmen-Patt drohte. Bürgermeister Wolfgang Münster bat die UWB um "Pairing", dass einer ihrer Vertreter nicht abstimmen möge, um die eigentlichen Mehrheitsverhältnisse wieder herzustellen. Die UWB lehnte ab. Daraufhin unterbrach Münster die Sitzung, was zu dem Knalleffekt führte. Kirst, der angerufen wurde, ging davon aus, dass die Sitzung später anfing. "Ich war auf dem Weg. Ich wusste ja, wie brisant das Thema ist." So stimmte die Bokeler Runde, jetzt mit Kirst, unter sich ab und verlängerte den Vertrag mit dem AZV, der im Juni abgelaufen wäre, bis 2021.

"Wir brauchen dort den Platz für unser Zwischenlager", sagt AZV-Chef Lutz Altenwerth. Bis zu 6000 Kubikmeter, die Hälfte des jährlich anfallenden Klärschlamms, könnten dort kurzfristig gelagert werden. (bf)