Steht die psychiatrische Versorgung im Kreis Pinneberg vor dem Kollaps?

Kreis Pinneberg - Nach Angaben von Hans-Peter Stahl, dem gesundheitspolitischen Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, ist das brisante Thema aufgrund der Hinweise diverser Experten auf die Tagesordnung des am morgigen Donnerstag, 7. Mai, tagenden Kreis-Sozialausschusses genommen worden. Professor Dr. Hubert Kuhs als Leiter der Abteilung für Psychiatrie, Neurologie und Psychosomatik am Klinikum Elmshorn, Dr. Klaus Dieter Overbeck als niedergelassener Psychiater und Neurologe sowie Wolfgang Sprenger von der Geschäftsleitung der Regio-Kliniken hätten zugesagt, vor den Politikern Stellung zu beziehen. Es gebe verschiedene Indizien, so Stahl, die darauf hinwiesen, dass die psychiatrische Versorgung der Bevölkerung im Kreis Pinneberg immer schwieriger werde und sich eventuell dramatisch verschlechtern könnte.

So nehme die Zahl der psychischen Erkrankungen in der Bevölkerung ständig zu, doch die Versorgung durch die niedergelassenen Psychiater könne in Zukunft nicht mehr sichergestellt werden. Grund: Psychiater, die in Ruhestand gehen, finden keine Nachfolger. Zudem gebe es Befürchtungen, dass die Qualität der Versorgung durch die Medizinischen Versorgungszentren der Regio-Kliniken abgebaut wird. Weiterhin benachteilige das Honorarsystem die Psychiater, "neurologische Leistungen werden besser honoriert", so Stahl. Neurologische Patienten seien aufgrund höherer Vergütungen "attraktiver" als psychiatrische Patienten. Die Klinik für Psychiatrie, Neurologie und Psychosomatik am Klinikum Elmshorn platze zudem aus allen Nähten, warnt der Sozialdemokrat, und könne nur noch die schwereren Fälle versorgen, weil die Klinik zu wenig Betten für psychiatrische Patienten habe. Es gebe zum Teil lange Wartezeiten für Patienten, die akut psychiatrisch erkrankt seien. Stahl: "Es fehlt eine zweite Tagesklinik für den Kreis Pinneberg."

Die bedenkliche Situation macht nach Ansicht von Stahl deutlich, "dass die psychiatrische Grundversorgung im Kreis Pinneberg in Gefahr ist und es in den nächsten Jahren, wenn nicht Gegenmaßnahmen ergriffen werden, zu gravierenden Engpässen kommen kann." Die Ausschusssitzung beginnt am 7. Mai um 18 Uhr im Pinneberger Kreishaus, Eingang Lindenstraße 11, Sitzungsraum Arboretum/Rosengarten (7. Stock). (man)