Auf zwei Kilometern wurde eine anderthalb Meter tiefe Senke angelegt. Behörde wertet Projekt positiv.

Die Falle hat zugeschnappt - jetzt wird sie geleert. Der Sedimentfang in der Elbe vor Wedel, im Küstenfunk vereinfacht "Schlickfalle" genannt, wird zurzeit im Auftrag der Hamburg Port Authority (HPA) wieder ausgebaggert. Die Hafenbehörde sieht den Verlauf dieses Pilotprojektes positiv - jedoch gibt es auch Skeptiker. Der Segel-Verein Wedel-Schulau (SVWS) mutmaßt, dass "sein" Schulauer Hafen durch diese Maßnahme eher beeinträchtigt wird.

Die "Fillipo Brunelleschi", ein Saug-Bagger mit Heimathafen auf Teneriffa, bewegt sich seit 14 Tagen etwa auf Position 9 Grad 41 Minuten östlicher Länge und 53 Grad 34 Minuten nördlicher Breite. Insgesamt wird er vier bis sechs Wochen auf der Elbe vor dem Hamburger Yachthafen in etwa bis Höhe des Strandbades kreuzen und seine Saugrüssel in der Tiefe über den Flussgrund schleifen lassen. Wenn das Schiff Mitte Mai diesen Einsatzort wieder verlässt, werden rund 1,4 Millionen Kubikmeter Sedimente abgepumpt sein, die sich seit vorigem Spätsommer dort angesammelt haben.

Die HPA sieht den Projektverlauf positiv. "Die Tatsache, dass der Sedimentfang planmäßig unterhalten werden muss, zeigt bereits die Wirkung des Sedimentfangs", sagte Pressesprecherin Karin Lengenfelder auf Anfrage der Pinneberger Zeitung. Die Auswirkungen auf die Sedimentation im Hamburger Hafen könne derzeit jedoch noch nicht beschrieben werden. "Belastbare Ergebnisse erwarten wir erst, wenn mehrere Zyklen durchlaufen wurden, um beispielsweise auch den sehr viel stärker auf die Sedimentation sich auswirkenden Oberwasserabfluss entsprechend einbeziehen zu können", so Karin Lengenfelder.

Denn die Entlastung des Hamburger Hafens durch die Schwebstoffe, die jede Flut aus der Nordsee mit sich bringt, ist das Ziel des Vorhabens, das im vorigen Jahr gestartet worden war. Auf einer Länge von zwei Kilometern und einer Breite von rund 300 Metern war im Flussbett eine etwa anderthalb Meter Tiefe Senke angelegt worden. Hintergedanke: Wenn das Wasser im Tidenverlauf über das Loch im Grund streicht, verlangsamt es sich und die Schwebstoffe fallen.

Bereits im Herbst vorigen Jahres wurde die erste Unterhaltungsbaggerung nötig. Doch in punkto Leerungszyklen bewege man sich im Plan. "Wir haben zwei bis maximal drei Räumungen im Jahr angedacht", sagte die HPA-Mitarbeiterin.

Während die Behörde guter Dinge ist, zeigen sich die Verantwortlichen des Hamburger Yachthafens und des Schulauer Hafens neutral bis skeptisch. André Waage, Geschäftsführer der Hamburger Yachthafengemeinschaft, sagt: "Durch das Baggern vor unseren Einfahrten ist automatisch mehr Bewegung im Sediment. Der Bagger arbeitet auch bei Flut, während wir nur mit dem Ebb-Strom spülen und so die Schwebstoffe elbab gezogen werden. Aber welche Folgen das genau hat, können wir noch nicht ermessen." Er erwarte in den nächsten Tagen neue Peilergebnisse. Insgesamt lässt die HYG das Becken des größten tideunabhängigen Wassersporthafens in Nordeuropa jährlich von etwa 80 000 Kubikmetern Schlick befreien. In den vergangenen Jahren stieg die Menge um rund zehn Prozent pro Jahr.

Auf Messwerte des Peilschiffes wartet auch Helmut Moeller, Vorsitzender des Segel-Vereins Wedel-Schulau (SVWS). Doch nach ersten Einschätzungen sagt er: "Wir haben nicht bemerkt, dass die Schlickfalle uns geholfen hätte. Im Gegenteil: Wir befürchten, dass sie eher negative Folgen für die direkten Anlieger hat. Aber um das nachzuweisen, ist der Zeitraum bislang zu kurz." Mit Sicherheit gesagt werden könne jedoch, dass seit dem Ausbaggern des Schulauer Hafens im vorigen Jahr sich mittlerweile wieder eine rund 40 Zentimeter starke Sedimentschicht angesammelt habe.