Hermann Robbe ist der älteste Pinneberger. Der Senior wohnt jetzt auf dem Gut Thesdorf

Pinneberg. Den Beginn seines Geburtstagsempfangs in der Seniorenresidenz Gut Thesdorf hatte Hermann Robbe am Donnerstag schlicht verschlafen. Dann, im Rollstuhl vor dem Kamin des einstigen Herrenhauses sitzend, brach sich eine Erinnerung aus seinem langen Leben Bahn. "Hier haben wir nach dem Krieg Weihnachten gefeiert. Da gab es Entenbraten", erzählte Robbe. Den ältesten Pinneberger, der seinen sage und schreibe 106. Geburtstag feierte, verbinden eine Reihe von Erinnerungen mit Thesdorf.

Unweit des Gutes Thesdorf, wo sein Vater später Kutscher war, war Robbe geboren worden, in einem Jahr, als ein 42-Meter-Flug eines Dänen die Geschichte der europäischen Luftfahrt begründete. Hermann Robbe, der seit März in dem Seniorenheim wohnt, macht keine großen Sprünge mehr. Seit zeitlebens so wacher Geist aber schlug noch am 106. Geburtstag einige Kapriolen. Im Stile von Heinz Erhardt reimte das Geburtstagkind munter und fließend vor sich hin. Noch im Alter von 80 Jahren und mehr hatte Robbe Geschichten und Gedichte verfasst und sie in Buchform herausgegeben.

"Ich würde zehn Jahre brauchen, alles zu erzählen, was ich in meinem ersten Jahrhundert erlebt hatte", sagte Robbe zu seiner Geburtstagsgesellschaft. Gekommen waren unter anderem seine Tochter Christa mit Mann, Enkelsohn Thomas und seine 14 Jahre alte Urenkelin Jenny. Als sie alle auf den Jubilar anstießen und auch Hermann Robbe an einem Sekt nippte, lautete sein lakonischer Kommentar: "Und das trinkt ihr . . ." Der 106-Jährige hat in seinem langen Leben nie Alkohol getrunken, wohl aber regelmäßig Fliederbeersaft zur Gesunderhaltung. Er war, so die Familie, nie schwer krank, fuhr mit 102 Jahren noch selbst Auto. Bis zum vorigen Jahr machte Robbe auch im eigenen Haushalt noch vieles selbst.

Bürgervorsteherin Natalina Boenigk und der amtierende Bürgermeister Klaus Seyfert überbrachten die Glückwünsche der Stadt - vom Geburtstagskind werden die Urkunden routiniert "die Akten" genannt. "Sie sind kernig", sagte die Erste Bürgerin der Stadt über den ältesten Mitbürger. Von Anfang der 70er-Jahre bis zu diesem Frühjahr hatte Robbe im Häuschen an der Paulstraße gelebt, das er einst selbst geplant und zum Großteil selbst gebaut hatte. 2006 war seine Frau Marianne gestorben.

Natürlich musste Robbe an diesem Geburtstag wieder erzählen, wie er damals bei der Ilo Maschinen umgebaut und neue Arbeitsabläufe erfunden hatte. Der Pinneberger, eines von 13 Geschwistern, hatte von 1922 an Dreher bei den damaligen Ilo-Werken an der Mühlenau gelernt. Der Tüftler stieg in den folgenden Jahrzehnten bis zum Schichtleiter des Unternehmens auf, das zunächst Werkzeuge, später Zweitaktmotoren für Motorräder hergestellt hatte. Aus seiner jahrzehntelangen Ilo-Zeit hat Hermann Robbe fast nichts vergessen.