Wahrzeichen der Stadt von Hausschwamm befallen. Gemeinde bittet um Spenden, um die teure Maßnahme finanzieren zu können

Elmshorn. Das Drama begann vorigen Oktober, als zwei Fenster der historischen Elmshorner Nikolaikirche saniert werden sollten. "Beim Rausnehmen der Fensterrahmen zerbröselte das Holz", erinnert sich Rosmarie Lehmann, die Vorsitzende des Kirchengemeinderates. Die Diagnose des Restaurators: ein Holzschwammbefall. Weitere Untersuchungen zeigten auf, dass offenbar weite Teile des Gotteshauses von dem gefährlichen Schädling befallen sind. Die notwendige Sanierung verschlingt mindestens einen sechsstelligen Betrag, möglicherweise klettern die Kosten auf über eine Million Euro.

Angesichts solcher Dimensionen sind Lehmann und Pastorin Antje Eddelbüttel verzweifelt. "Wir als Gemeinde können so viel Geld unmöglich aufbringen", sagen beide unisono. Finanzielle Hilfen von Stadt, Land oder Bund seien ebenfalls nicht zu erwarten. Die Nikolai-Verantwortlichen hoffen auf die Unterstützung von Stiftungen und auf die Spendenbereitschaft der Elmshorner.

Zuletzt hatte der Verein Offene Kirche St. Nikolai 35 000 Euro zur Sanierung des Kirchturms aufgetrieben. "Angesichts der jetzigen Dimensionen ist diese fast lächerlich", sagt Eddelbüttel. Die Gemeinde müsse "lernen in anderen Dimensionen zu denken". Jeder Euro sei willkommen, ergänzt Lehmann. Je mehr, desto besser. So hoffen die Verantwortlichen auf Spenden auch von wohlhabenden Elmshornern oder großer Firmen, die ihren Sitz in der Krückaustadt haben. Auch bei Konzerten sowie weiteren Veranstaltungen, die in er Kirche stattfinden, soll für die Sanierung gesammelt werde. "Es muss sich die Mentalität ändern", wirbt Thomas Bergemann, der Propst des zuständigen Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf. Der Kirchenkreis springt finanziell in die Bresche. Zunächst zahlt er 30 000 Euro für ein Gutachten, das die Schäden aufzeigen und den Sanierungsaufwand ermitteln soll. 20 Prozent dieser Summe muss die Gemeinde in Raten zurückzahlen. Im November wird die Finanzsynode des Kirchenkreises die Mittel für die Sanierung freigeben. "Damit dürfte der Gesamtetat, der für die Sanierung aller Gebäude unserer 38 Gemeinden bereit steht, auf einen Schlag aufgebraucht sein", befürchtet Bergemann.

Der Propst und seine Stellvertreterin Christiane Zimmermann sind daher froh über jeden Euro im Spendentopf. "Alle Elmshorner, egal ob sie zu St. Nikolai gehören oder nicht, müssten sagen, 'Das ist unsere Kirche, das ist unser Zentrum' und helfen", sagt Bergemann. Er fordert auch Elmshorner, die nicht der Kirche angehören, zur Hilfe auf.

Für das Gutachten, das Architekt Tobias Patzak erstellt, werden bereits im Juni vier Firmen im Kirchengebäude tätig. Unter anderem werden an diversen Stellen Proben aus Holz und Mauerwerk entnommen. "Der Hausschwamm frisst sich nicht nur durch das Holz, er kann auch im Mauerwerk sitzen", bericht Lehmann.

Bisher ist klar, dass ein Areal über der Sakristei sowie ein Teil des Dachstuhls betroffen ist. Das Gutachten soll im August vorliegen. Dann steht nicht fest, wie teuer die Sanierung wird. Und es wird klar, ob das Gotteshaus eventuell ganz oder in Teilen gesperrt werden muss. Mit der Sanierung kann frühestens 2013 begonnen worden. "Wenn es sich um ein umfassendes Schadensbild handelt, dann wird es sich nicht um Monate handeln", sagt Bergemann.