Der zweijährige Junge aus Wedel lag mit dem Kopf unter Wasser. Wie man in so einer Situation reagieren sollte, erzählt eine Sanitäterin.

Wedel. In der Wedeler Moorwegsiedlung geht es in diesen Minuten um Leben und Tod. Retter kämpfen um das Leben eines zwei Jahre alten Jungen. Nur wenige Minuten zuvor hat die Mutter des Kleinen ihren Sohn mit dem Kopf unter Wasser in der Badewanne gefunden. Der Junge ist nicht ansprechbar, muss reanimiert werden. Er schwebt in Lebensgefahr. Der Notarzt, zwei Rettungswagen und die Polizei sind vor Ort. Sanitäter stürmen mit Medikamenten in die Wohnung. Am Ende bringen sie das reglose Kind auf einer Trage zum Rettungshubschrauber. Es wird ins Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf gebracht. Bange Minuten für die Retter, schwere Minuten für die Mutter. Sie erleidet einen Schock. Auch sie wird von den Sanitätern versorgt. Noch vor Ort kommt das Kind wieder zu Bewusstsein.

Warum das Kind unbeaufsichtigt planschte? Wie lange der Junge unter Wasser war und wie es überhaupt zu der lebensgefährlichen Situation kommen konnte - dafür interessierte sich gestern auch die Kriminalpolizei in Pinneberg. Zwei Beamte statteten dem Einfamilienhaus in der Straße Haidbrook einen Besuch ab. Sie mussten unverrichteter Dinge wieder abziehen. Das Haus war verlassen. Sowohl die Eltern des zweijährigen Jungen als auch die Großmutter, die auch im Haus wohnt, waren nicht zu Hause - wusste eine Nachbarin zu berichten.

So lange leben die drei Generationen noch nicht zusammen unter diesem Dach in der Moorwegsiedlung Aber sie planen für die Zukunft: Im gepflegten Garten stehen eine Rutsche und eine Schaukel. Beides haben die Eltern laut Nachbarn erst vor kurzem für ihr einziges Kind aufgebaut. Polizei-Pressesprecherin Sandra Mohr konnte gestern auf Abendblatt-Nachfrage nur diese Auskunft über den Unfall und die Rettung geben: "Das Kind wird intensivmedizinisch betreut. Zum Verletzungsbild lässt sich erst in den kommenden Tagen überhaupt etwas Genaueres sagen." Klar ist, dass der Junge vor Ort wieder bei Bewusstsein war. Laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde das Kind von einem Familienangehörigen reanimiert.

"In solch einem Fall zählt bei der Ersten Hilfe jede Sekunde", sagt Rettungssanitäterin Martina Wolfersdorf. "Nach drei Minuten ohne Sauerstoff sterben die ersten Hirnzellen ab." Das könne Behinderungen zur Folge haben. "Es ist ganz wichtig, sofort zu handeln", sagt die Leiterin der Johanniter-Dienststelle in Wedel. Zusammen mit einer Kollegin bietet sie im Kreis Pinneberg Seminare für Tagesmütter, Kita-Mitarbeiter und Eltern an. Dabei lernen die Teilnehmer, wie sie sich verhalten müssen, wenn ein Kind zu ersticken droht. Wolfersdorf, die selbst Mutter ist, warnt Eltern eindringlich davor, die Gefahren von Gewässern zu unterschätzen: "Kinder ertrinken bereits in ganz kleinen Becken. Es muss nicht tief sein. Wenn sie abrutschen, mit dem Kopf irgendwie unter Wasser geraten, dann setzt ein Schutzmechanismus ein, die Stimmritzen schließen sich. Eine Wiederbelebung ist deshalb meistens erfolgreich."

Das müssen Eltern im Notfall tun: Zuerst einmal die Atmung kontrollieren. Hat sie ausgesetzt und reagiert das Kind nicht auf eine dreimalige Initialbeatmung, muss der Helfer dem Kind die Kleidung ausziehen und den Druckpunkt suchen. Beim Kleinkind keine leichte Aufgabe. Wolfersdorf erlebte, wie Erst-Helfer einem fast ertrunkenen Kind das Leben retteten, indem sie schnell handelten. Der Sechsjährige war an seinem Geburtstag abgerutscht und in den Fluss gefallen. "Deshalb ist es so wichtig, einen Erste-Hilfe-Kurs zu besuchen", so Wolfersdorf. Am 24. November bietet sie das nächste Seminar in Wedel (Gorch-Fock-Straße) an.