Das Freiluftfestival Comedy & Arts begeisterte Tausende von Besuchern in der Innenstadt. Publikumslieblinge waren die Anonymous Brothers.

Pinneberg. Es war ein Kopf an Kopf Rennen bis zur letzten Show am Sonntagabend. Am Ende des fantastischen Wochenendes hatten die Anonymous Brothers die meisten Pinnies im Hut. Damit kürte das Publikum des zehnten Pinneberger Kleinkunstspektakels das Künstlerduo zum Festival-Liebling. Rafael Gonsalves und Mantega Isernhagen aus Brasilien beeindruckten die Besucher durch akrobatisches Können und skurrile Slapstick-Einlagen. Zum zweiten Publikumssieger machten die Zuschauer Maurangas. Dan Marques landete in der Gunst der Comedy & Arts-Fans auf Platz 3.

Zehn Straßenkünstler aus der ganzen Welt haben am Wochenende mit insgesamt 40 Auftritten die Pinneberger City in eine große Kleinkunstarena verwandelt und Tausende Pinneberger und Besucher zum Staunen und zum Lachen gebracht. Es gab zwei Bühnen, auf denen die Künstler abwechselnd auftraten. Die kleinere stand am Lindenplatz, die größere direkt vor der historischen Landdrostei.

Besonders beliebt waren jene Künstler, die Tuchfühlung mit den Zuschauern aufnahmen, die Gäste in ihre Shows einbezogen. Wie Benny B.: Der aus Sydney stammende Straßenkünstler punktete mit Jonglage-Künsten, aber auch mit Körperkomik und freundlich-provozierender Mimik. "Die Pinneberger sind toll, fühlen sich schnell in die Show ein", sagt Ben Bryant, so der bürgerliche Name des australischen Straßenkünstlers. "Die Deutschen haben in der Welt den Ruf, reserviert zu sein", sagt Benny B. Die Menschen in Pinneberg entsprächen so gar nicht diesem Bild. Im Gegenteil. "Sie sind sehr freundlich und zugänglich."

Die Sieger aus Brasilien treten weltweit auf Festivals auf

Kollegin Thamar Hampe aus Köln, die unter dem Namen Rope Theatre das Publikum vor der Drostei mit clowneskem Seiltanz und akrobatischer Perfektion beeindruckte, sieht das ähnlich. "Das Pinneberger Publikum ist herzlich. Das ist ein ganz toller Kontakt zu den Menschen hier. Wir Künstler merken, dass die Leute herkommen, um uns Straßenkünstler zu sehen und nicht, um im Vorbeigehen mal kurz zuzuschauen und dann zu shoppen. Das macht Comedy & Arts in Pinneberg tatsächlich ganz besonders."

Die Festivalsieger, die Anonymous Brothers, treten weltweit auf Festivals auf. "Es ist nicht leicht, das Pinneberger Publikum aufzuwärmen", sagt Rafael Gonsalves. "Aber wenn die Menschen dann warm geworden sind, dann kühlen sie so schnell auch nicht mehr ab." Einer, der bei den Zuschauern gut ankam, ist Künstler Matthias Schmitt. Er kommt aus Beilngries, ist waschechter Bayer und comedy-verrückt, was sich auch in seinem Künstlername Mad-Hias ausdrückt. Er liebt es, das Publikum einzubeziehen. So beansprucht der Bayer drei starke Männer, um über deren Schulter und Köpfe endlich auf sein Einrad zu klettern, mit dem er dann durch das Publikum saust.

Zwei, die den kompletten Tag über in den ersten Reihen vor den beiden Bühnen anzutreffen waren, um bloß nicht eine Show zu verpassen, waren die Zwillingsbrüder Carl und Victor, 7, aus Hamburg. "Es ist so schön hier", so die Brüder wie aus einem Munde. "Ich bin Eisenbahnfan", sagt Victor. "Das hier ist genauso gut wie Eisenbahnfahren."

Auch für die Geschäftsleute hat sich das lange Wochenende gelohnt

Irene Krogmann aus Schenefeld war gemeinsam mit ihrem Ehemann schon das zweite Mal beim Kleinkunstfestival dabei - und sie beobachtete fasziniert, "wie die Artisten auf das Publikum zugehen". Dabei zeigte auch die Schenefelderin keine Berührungsängste, als der Australier Benny B. sie auf die Bühne holt. Irene Krogmann musste dem Künstler, der hoch oben auf einer wackligen Leiter bilanzierte, Messer zuwerfen, mit denen der Australier dann jonglierte. Alles klappte wie am Schnürchen.

Karen Bockelmann und ihre zweijährige Tochter Mia freuten sich über den Trubel in der Pinneberger Fußgängerzone. "Wir sind mit dem Fahrrad aus Tangstedt gekommen. Es ist toll, dass hier so was angeboten wird." Auch der Schenefelder Sven Reese und Sohnemann John, 3, zog es in die City. "Wir sind das erste Mal beim Kleinkunstfestival dabei. Und auch der Kleine hat Spaß gehabt und fleißig applaudiert", sagte der stolze Papa.

Jörn Gutbrod aus Halstenbek fand es toll, "dass die City auf diese Weise belebt wird und die Künstler ein tolles Forum bekommen. Das ist eine Win-Win-Situation." Sohnemann Matthis war ebenfalls hin und weg von den Showdarbietungen. Tim Breuß-Peters aus Rellingen hatte seine gesamte Familie dabei. Er, seine Söhne Tim-Jakob, 2, und Nikolas, 8, Töchterchen Rebecca, 10, und Ehefrau Nina waren sich einig: "Das ist eine ganz tolle Sache. Sonst ist ja Pinneberg eher vom Aussterben bedroht, heute ist hier richtig etwas los."

Auch für die Pinneberger Ge- schäftsleute war Comedy & Arts ein echter Erfolg: Am Sonnabend und am verkaufsoffenen Sonntag strömten so viele Menschen durch die Fußgängerzone, dass zeitweise kein Durchkommen durch die Dingstätte war. Auch die traditionelle Oldtimer-Show "Pinneberg mobil" auf der Drosteiwiese zog unzählige Schaulustige an.