Vor allem an der unbewachten Appener Kieskuhle ist die Gefahr hoch zu verunglücken

Pinneberg/Helgoland. Die Tage werden immer länger, die Temperaturen steigen - und damit auch das Bedürfnis, sich im kühlen Nass zu erfrischen. Doch kaum war die Freiwasser-Badesaison eröffnet, gab es den ersten tragischen Todesfall zu vermelden: Am Pfingstwochenende bargen Taucher die Leiche eines 14 Jahre alten Mädchens vom Grund des Allermöher Sees, ihre 15 Jahre alte Begleiterin wurde im Wasser treibend gerettet, reanimiert und anschließend ins künstliche Koma versetzt.

Dieser Zwischenfall in Hamburg-Bergedorf wirft auch im Kreis Pinneberg einmal mehr die Frage nach der Sicherheit der Badenden in Hallen- und Freibädern sowie in Naturgewässern auf. Deren Gewährleistung ist in den meisten Fällen Aufgabe von aktiven Mitgliedern der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG).

Wie wichtig diese so genannten Wachgänger sind, belegen nach Auffassung von Jan Otte, technischer Leiter der DLRG Pinneberg, die nackten Zahlen: "Im Jahr 2011 gab es in Deutschland 411 Todesfälle durch Ertrinken." Einsatzbereiche der Lebensretter seien die offiziellen Freibäder in Quickborn, Elmshorn und Oberglinde, das Naturbad Bokeler See, das Barmstedter Strandbad, die Wedeler Badebucht (mit Innenbereich) und das Freibad in Pinneberg (mit Außenbereich). An all diesen Badestätten ist das Areal laut Otte relativ überschaubar, dafür drängen sich insbesondere an heißen Tagen die Schwimmerinnen und Schwimmer.

Einen geografischen Sonderfall stellt Deutschlands einzige Hochseeinsel Helgoland dar. Dort sind die Lebensretter mit zwei Wachgängern vor allem auf der neben der Hauptinsel gelegenen, mit der Fähre zu erreichenden Düne im Einsatz. Auf dem 1000 Meter langen und 700 Meter breiten Streifen erwarten Touristen 130 000 Quadratmeter Strand. Passiert ist dort laut Tourismusdirektor Klaus Furtmeier bislang noch nie etwas - auch aufgrund der Postierung je einer DLRG-Kraft am Nord- und Südstrand. Das aufwendig sanierte Meerwasserschwimmbad Mare Frisicum Spa auf der Kurpromenade der Hauptinsel genügt laut Klaus Furtmeier sogar höchsten Sicherheitsstandards.

Am gefährlichsten erscheint der Sprung ins kühle Nass im Kreisgebiet in der ehemaligen Kieskuhle in Appen-Etz. Schon seit den 70-er-Jahren unerlaubterweise als Badesee genutzt und gerade dadurch "Kult", hat die Gemeinde das Areal mittlerweile als Naherholungsgebiet ausgewiesen, duldet daher Schwimmen und Sonnenbaden.

Beaufsichtigt wird das Treiben im See allerdings bis heute weder von der DLRG noch von anderen Organisationen, wer dort badet, tut dies auf eigene Gefahr.

Zu den Tipps, die die Lebensretter für alle Badenden parat haben, gehört vor allem die Aufforderung, nur an bewachten Badestellen schwimmen gehen und Warnhinweise zu beachten. Zudem sollten Eltern kleine Kinder am und im Wasser nie aus den Augen lassen. Auch die kritische Einschätzung des eigenen Leistungsvermögens und Vorsicht in unbekannten Gewässern können Leben retten. Nach dem Genuss von Alkohol und üppiger Mahlzeiten sollte auf ein Bad verzichtet werden.