Kommunen und Entsorger beklagen hohe Kosten für die Beseitigung illegaler Abfallberge. Selten gelingt der Polizei die Aufklärung von Müllvergehen.

Kreis Pinneberg. Das Steak war einfach köstlich, genauso wie das Bier danach - einzig unappetitlich sind die Müllberge nach den traumhaften Pfingstfeiertagen. Auf beliebten Ausflugsplätzen an der Elbe oder den Wiesen beim Funkturmsee beginnt heute das große Reinemachen. Wahrlich kein Schönwetterphänomen: Die Pergola einfach im Wald entsorgt, Asbestplatten neben dem Glascontainer - die illegale Entsorgung von Müll wird im Kreis Pinneberg ein immer größeres Problem. Die entsorgte Menge sowie die Kosten für die unerlaubte Müllbeseitigung sind im vergangenen Jahr stark gestiegen. Das geht aus Zahlen der Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung (GAB) hervor.

Wurden 2010 noch 316 Tonnen illegal entsorgter Müll beseitigt, waren es im vergangenen Jahr schon 340 Tonnen. "Das wir das hohe Niveau von 2010 im vergangenen Jahr noch einmal gesteigert haben, ist bedenklich", sagt Herbert Schultze, Mitarbeiter der Tornescher GAB. Die Gesellschaft unterhält extra eine Einsatzgruppe aus zwei Wagen samt Mitarbeitern, um abgestellten Müll an öffentlichen Abgabestellen wie Glascontainern zu beseitigen. Nur für diese Bereiche sind die Spezialisten zuständig und nur hier entstanden der GAB im Jahr 2011 Kosten von 170 000 Euro - ein neuer Rekord. Neben den Plätzen sammelt sich laut Schultze regelmäßig die ganze Bandbreite an Wertstoffen an. "Das geht von der Waschmaschine bis zur Autobatterie", sagt Schultze. Dabei ist die Entsorgung von Elektroschrott sowie vieler weiterer Werkstoffe kostenlos und gut organisiert. Während in Hamburg beispielsweise die Abfuhr von Sperrmüll gebührenpflichtig ist, gibt es diesen Service im Kreis sogar kostenlos.

"Viele Menschen sind einfach zu bequem", kritisiert Schultze. Statt die Entrümpelung rechtzeitig anzumelden oder den Müll einfach zum nächsten Wertstoffhof zu bringen, muss es wie am 21. Mai in einem kleinen Waldstück bei Quickborn ganz schnell gehen. Ein Anwohner erneuerte sein Gartengrundstück, das Ergebnis seiner Arbeit war dann ein Fall für die Polizei. Rüdiger Foßeck, Polizeihauptkommissar des Ermittlungsdienstes Umwelt und Verkehr, stand vor einem Haufen aus Maschendrahtzaun, Pergola, Wurzeln. Der Müllplatz wird zum Tatort. Mit dem Beweisfoto begannen die Ermittlungen. Anwohner lieferten Hinweise.

"Ein typischer Fall", sagt Foßeck, der seit 1980 im Umweltdienst ist und noch nie so viele Umweltdelikte feststellen musste wie zurzeit. Zumindest das Ergebnis des Einsatzes war untypisch: Der Gartenbesitzer, der die Abfälle im Wald ablud, war schnell gefunden. Der Täter musste 30 Euro Bußgeld zahlen und den Müll beseitigen.

Von der Ordnungswidrigkeit bis zur Haftstrafe können Umweltdelikte geahndet werden, doch die Abschreckung hält sich in Grenzen, denn nur in den wenigsten Fällen gelingt der Polizei die Aufklärung von Müllvergehen. Das liegt auch an der Raffinesse, mit der die Täter heute vorgehen; Hinweise im Müll sind feinsäuberlich entfernt, Spuren gebe es praktisch nicht, sagt Foßeck. Nur Augenzeugen könnten da helfen. Viele Täter, das vermutete die Polizei, kommen aus dem Großraum Hamburg und wollen mit den Aktionen vor allem eins - Geld sparen. Auch dort ist die illegale Entsorgung von Müll ein immer größeres Problem. In Hamburg stieg die beseitigte Müllmenge von 2009 bis 2011 teils um 25 Prozent.

Doch es sind nicht die großen Umweltfrevel, sondern die kleinen Delikte, die Polizei und vor allem Kommunen Sorgen bereiten. Schon Gartenlaub und Bioabfälle werden da zum Problem. "Weil viele sich einen Komposthaufen sparen wollen oder ihn unattraktiv finden und die Biotonne voll ist, wird organischer Abfall einfach in der Landschaft entsorgt", sagt Ralf Offenborn, Mitarbeiter des kommunalen Servicebetriebs der Stadt Pinneberg (KSP). "Auch das ist nicht erlaubt", sagt er. Schon die Zigarettenkippe auf der Straße bedeutet Aufwand für die hoch verschuldete Kommune. Im Jahr 2011 musste Pinneberg 20 000 Euro für die illegale Müllentsorgung berappen. "So viel wie schon lange nicht mehr", sagt Offenborn. Städte und Kommunen sind für die Reinigung von Straßen und öffentlichen Plätzen zuständig. Rechne man weitere Aufwendungen in dem Zusammenhang mit ein, stiegen die Kosten sogar auf 30 000 Euro.

Und die Einnahmen aus dem Geschäft mit dem Recyclinggeschäft werden immer unberechenbarer. Private Sammler fahren gezielt Straßen vor Sperrmüllabfuhren ab und picken sich Metallschrott heraus. Für die von Städten beauftragten Unternehmen werden die Touren dadurch teurer. Dem illegalen Sammler droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 500 Euro.