Das Kinderfest gibt es seit 1887. Ausstellung ab 31. Mai im Rathaus. Großer Festumzug am 16. Juni durch die Innenstadt mit Spielfest und Kinderdisco.

Barmstedt. Barmstedts traditionsreichste Veranstaltung für die jüngsten Bewohner im Ort ist längst erwachsen geworden. In diesem Jahr feiert Barmstedt das 125-jährige Bestehen seines Kinderfestes. Seit 1887 laufen bis zu 1150 Kinder mit Blumenkränzen und prächtigen Kostümen in einem Festumzug durch die feierlich mit Girlanden geschmückte Innenstadt. Dieses Spektakel ist in dieser Form einmalig im Kreis Pinneberg. Für den Jubiläumsumzug am Sonnabend, 16. Juni, haben sich 16 Festwagen und 470 Kinder angemeldet, berichtet Gerd Beutkus, der seit drei Jahrzehnten den Festumzug leitet "So viele Wagen hatten wir noch nie."

Etwa 1300 Kinder und Erwachsene werden mitlaufen, Spielmannszüge und eine dänische Dudelsack-Kapelle den Zug begleiten. Sie alle sind angehalten, sich so zu kleiden, wie dies Ende des 19. Jahrhunderts üblich war. "Wir vom Vorstand werden auch alle mit Frack und Zylinder laufen", verrät Ortwin Schmidt vom Festvorstand.

Entstanden ist das Kinderfest aus einem Schulfest, das der damalige Schulleiter Friedrich Tank von der Mädchen- und Knabenschule kurz vor den Sommerferien auf einer Wiese in Voßloch veranstaltete. Da konnten sich die Kinder nach Herzenslust bei Spielen wie Eierlaufen oder Sackhüpfen austoben. Und die Mütter versorgten sie mit Speis und Trank. Dafür mussten die Eltern einen Obolus entrichten, der 1912 beim 25-jährigen Bestehen 50 Pfennig pro Kind betrug. 50 Jahre später waren es 2,50 Mark. Heute sammelt der Festausschuss monatelang vorher bei Privat- und Geschäftsleuten das Geld ein und verkauft im Winter Grünkohl. Rund 30 000 Euro sind dieses Mal zusammengekommen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wäre das Kinderfest beinahe eingestellt worden. Die preußisch erzogenen Lehrer fürchteten um ihre Autorität, wenn sie mit ihren Schülern ausgelassen spielten, die sie sonst streng behandelten. Aber die Stadtväter wollten das Kinderfest unbedingt erhalten. Sie taten sich unter der Führung des damaligen Bürgermeisters August Christen zusammen und machten das Kinderschulfest zu einer reinen städtischen Veranstaltung. Nun gab es auch erstmals den Festumzug mit musikalischer Begleitung, der als Weckruf um 6 Uhr quer durch die Gemeinde begann. Pferde zogen die festlich geschmückten Wagen, die alle mit Blumenkronen verziert waren.

Das Barmstedter Kinderfest war immer ein Sinnbild der jeweiligen Zeitumstände. So fiel es in den Jahren der beiden Weltkriege aus. Und ab 1933 nutzten die Nationalsozialisten dieses größte Stadtfest von Barmstedt, um ihre menschenverachtenden Parolen unters Volk zu bringen.

Aber auch das war nur eine vorübergehende Episode. Geblieben ist aber die 1937 zum 50-jährigen Bestehen eingeführte Tradition, die Sieger der Schülerspiele, die sich immer an den Festumzug anschließen und am Ufer des Rantzauer Sees stattfinden, mit einem silbernen Löffel zu ehren. Aus diesem Löffel ist später ein Zinnbecher geworden.

Seine Hochzeit hatte das Kinderfest in den 1960er Jahren. Die Bevölkerung Barmstedts hatte sich nach dem Krieg verdoppelt, und die Zahl der Geburten erreichte in Deutschland ihren Höhepunkt. 1962, zum 75. Jubiläum, meldeten sich 1150 Kinder an. Bis heute ist das Rekord. Über viele Jahrzehnte war die ganze Stadt an diesem letzten Sonnabend vor den Ferien, an dem das Kinderfest veranstaltet wird, bis spätabends auf den Beinen.

Der grobe Ablauf des Kinderfestes hat sich kaum verändert.

Auch am 16. Juni fängt das Fest mit dem Treffen der Grundschüler und Kindergartenkinder in der Schulstraße an. Sie laufen dann alle zum Marktplatz, wo um 8.45 Uhr der eigentliche Festumzug startet. Gegen halb zehn macht der Umzug in der Gebrüderstraße Pause. Die Kinder stärken sich mit Milch und Kakao, traditionell von der Meierei spendiert. Und die örtlichen Bäckereien stiften wieder Butterkuchen. Anwohner schenken Kaffee aus. Dann geht's weiter in Richtung Festwiese am Rantzauer See, wo sich der Festumzug gegen 11 Uhr auflöst. Nach einer Mittagspause beginnt das Spielefest um 14 Uhr am See, am Sportplatz Heederbrook, am Tennisplatz Bornkamp und am Schützenplatz Schäferfeld. Die Preisverleihung ist um 18 Uhr auf dem Marktplatz. Bereits um 16 Uhr fängt die Kinder-Disco im Schuldorf an der Schulstraße an. Um 20 Uhr endet das Kinderfest mit dem Schleswig-Holstein-Lied vor dem Rathaus. Aber dann ist der Feiertrubel noch nicht zu Ende. Denn nun sind die Erwachsenen dran, die unter der Regie des Gewerbevereins Handel und Gewerbe vor einigen Jahren "die Party danach" kreiert haben.

Die Zukunft dieser traditionsreichen Veranstaltung ist allerdings ungewiss. "Es krankt am Nachwuchs", sagt Jürgen Busse, der dieses Jahr nach drei Jahrzehnten im Vorstand sein Amt niederlegen will, ebenso wie Schmidt und Beutkus. Aber wenn Not am Mann sei, würden sie natürlich weiter helfen, verspricht Busse. "Es ist die bedeutendste Veranstaltung in Barmstedt. Das Kinderfest darf nicht sterben."

Am Mittwoch, 31. Mai, wird um 19.30 Uhr eine Fotoausstellung im Barmstedter Rathaus zum 125-jährigen Bestehen des Kinderfestes eröffnet.