Für Ausstellungen ist kein Platz mehr da, weil der Raum für politische Sitzungen gebraucht wird. Der Kunstkreis fürchtet um seine Zukunft.

Schenefeld. Nächstes Jahr feiert der Kunstkreis Schenefeld sein 40-jähriges Bestehen. Zum Vereinsgeburtstag sollte es diverse Aktionen geben. Die Betonung liegt auf sollte. "Momentan ist alles offen, wir wissen nicht, was sein wird", berichtet Vorstandsmitglied Ingrid Ullrich. Der Grund: Die Stadt hat den Verein rausgeworfen. Bisher nutzte der Kunstkreis für seine vier jährlichen Ausstellungen den Ratssaal, der jeweils drei Wochen geblockt wurde. Das soll künftig nicht mehr möglich sein. Die Stadt hat Eigenbedarf angemeldet, weil immer mehr Bürger zu den Sitzungen kommen und der barrierefreie Ratssaal stärker genutzt wird.

Leidtragender ist der Kunstkreis. Dieses Jahr ist noch gesichert, ab 2013 ist der Ratssaal - außer in der sitzungsfreien Ferienzeit - tabu. Die Planungen des Kunstkreises sind damit über den Haufen geworfen. "Unsere Frühjahrsausstellung konnten wir noch in die Osterferien verlegen", sagt Vize-Vereinschef Michael Behrens.

+++Kunstkreis sucht neuen Raum für Ausstellungen+++

Der Rest sei unklar. Die Künstler würden ein Jahr Vorlauf benötigen - und Planungssicherheit. Ferientermine eignen sich aus Sicht des Kunstkreises eigentlich gar nicht für Ausstellungen, weil dann weniger Besucher kommen und auch die bisher erfolgte Einbindung der Schulen nicht funktioniert.

"Wir sind sehr enttäuscht. Wir leisten seit fast 40 Jahren Kunst- und Kulturarbeit für Schenefeld. Und das soll jetzt alles keine Bedeutung mehr haben?", sagt Ingrid Ullrich. Sie befürchtet eine kulturelle Verarmung Schenefelds, wenn die Stadt nicht noch einlenkt. Aus Sicht des Kunstkreises gibt es keine alternativen Räume für Ausstellungen in Schenefeld. Das JUKS am Osterbrooksweg, das die Stadt vorgeschlagen hat, eigne sich von der Atmosphäre nicht. Und auch Räume im Stadtzentrum Schenefeld kämen nur bedingt in Frage. "Wir haben mit dem Center-Management gesprochen. Die suchen etwas dauerhaftes, wollen nicht alle drei Monate eine Ausstellung, die zwei Wochen dauert", sagt Michael Behrens.

Die Kunstkreis-Mitglieder sind überzeugt, dass sich Ausstellungen und Sitzungsbetrieb im Ratssaal miteinander vertragen. So könnte abgesprochen werden, wann es reine Bilderausstellungen gibt, die einen parallelen Sitzungsbetrieb zulassen, und wann Skulpturen und Installationen mehr Raum benötigen. Nur auf reine Bilderausstellungen will sich der Kunstkreis nicht reduzieren lassen. Ullrich: "Wir wollen die Vielschichtigkeit der Kunst zeigen." Die Kunstkreis-Mitglieder wollen jetzt in den Dialog mit Politik und Verwaltung eintreten, um eine Lösung bis zu den Sommerferien zu erzielen. "Bisher war die Kommunikation schlecht", sagt Ullrich. Das Treffen mit Bürgermeisterin Christiane Küchenhof sei auf ihre Veranlassung erfolgt. "Die Politiker haben mit uns noch gar nicht gesprochen."

Rainer Sempell (CDU) ist Vorsitzender des zuständigen Ausschusses. Er schiebt dem Kunstkreis den schwarzen Peter zu. "Außerhalb der Ferienzeit blockiert der Kunstkreis mittlerweile fast ein Drittel der Zeit den Ratssaal. Daher wurde die ehemalige Vorsitzende schon seit Jahren immer wieder auf diese Situation hingewiesen mit der Bitte, Alternativen zu überlegen." Dies habe sie immer abgelehnt.