Beim 27. Maifestival in Rellingen setzten vor allem die Bläser Akzente

Rellingen. Johannes Hinterholzer Superstar. Wann immer der smarte Hornist bei den Konzerten des 27. Rellinger Maifestivals sein Instrument ansetzte, verfiel das komplette Kirchenschiff in schweigende Verzückung. Nur um den jungen, mehrfach ausgezeichneten Solisten und Münchner Musikprofessor anschließend minutenlang in Applaus zu baden.

Und das völlig zu Recht. Hinterholzer entlockt der als unberechenbar geltenden Diva unter den Blechblasinstrumenten Klänge von faszinierender Schönheit und überraschender Akkuratesse. Und zwar ganz egal, ob Ventile den Luftstrom steuern helfen oder - wie beim Waldhorn - eben nicht.

Gleichzeitig erweist er sich als empathischer Team-Player, der sich perfekt in das Klanggebäude seiner jeweiligen Konzertpartner einfühlt und trotzdem eine eigene Persönlichkeit ausstrahlt.

Ein Paradebeispiel dafür war Brahms' Es-Dur-Trio für Geige, Klavier und Waldhorn, das den gelungenen Festivalauftakt am Freitag krönte. Gemeinsam zauberten Luz Leskowitz, Meistergeiger und künstlerischer Leiter des Maifestivals, Pianistin Mari Kato und Hinterholzer aus der berühmten Vorlage des Hamburger Obermelancholikers ein Fest für die Sinne, das die annähernd 220 Zuhörer in der Kirche komplett in seinen Bann zog. Da lauerte perfekt abgetönte Dramatik unter der bestechenden Schönheit des Grundmotivs. Da webten die drei Vollblutmusiker feine Pathosfäden in die vielfältige Textur, ließen Brahms' Farben mal behutsam, mal voller Energie leuchten, bis die schöne Seele des Stücks aufschimmerte.

Überhaupt war es eine gute Idee der Festivalmacher um den Salzburger Qualitätsgaranten Leskowitz, die Bläser in den Fokus der 27. Auflage des Klassikers zu rücken. Denn in Kombination mit Streichern und/oder Klavier lassen sich hier echte Schätze heben. Erst recht, wenn neben Rellingen-Neuling Hinterholzer so Maifestival-erfahrene Kräfte der Zunft wie Trompeter Joachim Schäfer und Flötist Sergio Zampetti sie auf Hochglanz polieren dürfen.

Letzterer ließ seine Klasse ebenfalls bereits beim Auftaktkonzert aufblitzen - mit einem der anspruchsvollsten Konzerte, die Beethoven für sein Instrument geschrieben hatte.

Im Trio mit Leskowitz und Bratschistin Elena Issaenkova tänzelte, stürmte und flüsterte der virtuose Italiener sich durch die D-Dur-Serenade des brillanten Bonners. Pianistin Mari Kato, die wie die "Salzburger Solisten" schon beinahe zum Inventar des familiären Festivals zählt, hatte bereits in der ersten Hälfte des Konzerts mit einer behutsamen, entspannten Interpretation von Schuberts "Moments musicaux", Nummer drei bis sechs, eine erste Duftmarke gesetzt.

Am zweiten Konzertabend "Italienisches um Bach" kamen die Barockfans auf ihre Kosten, beim "Großen Finale" am Sonntag spannten die Musiker einen schillernden Bogen von Mozart bis Schumann.