Bank-Geheimnis: DIe 12-jährige Anna Voß spielt das wilde schwedische Mädchen mit den roten Zöpfen auf dem Wedeler Theaterschiff Batavia.

Wedel. Sie hat ein Haus, ein Äffchen und ein Pferd - Pippi Langstrumpf. Auf dem Wedeler Theaterschiff Batavia werden seit 24 Jahren die Abenteuer des frechen, rothaarigen Mädchens und ihrer Freunde Thomas und Annika aufgeführt. Anna Voß ist ein ruhiges, aufgewecktes Mädchen und kein bisschen frech. Aber talentiert. Kein Wunder also, dass sie regelmäßig als Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf auf der Batavia-Bühne steht.

Die Zwölfjährige geht auf das Johann-Rist-Gymnasium in Wedel und fühlt sich pudelwohl auf der Bühne. "Ich kann mich selber völlig vergessen, wenn ich spiele. Ich fühle mich als die Person, die ich darstelle", sagt Anna. "Auf der Bühne muss einem nichts peinlich sein. Da bin ich ja nicht Anna, sondern Pippi." Wenn sie so erzählt, könnte der geneigte Zuhörer denken, dass sie in ihrem Leben nichts anderes macht, als auf der Bühne zu stehen. Die Faszination für die Schauspielerei wurde bei Anna schon früh geweckt. "Mit vier Jahren hab ich hier auf der Batavia zum ersten Mal Pippi Langstrumpf gesehen", sagt sie. "Ich habe den Film gesehen. Von da an wollte ich auf der Bühne stehen und Pippi spielen."

In Maraile Woehes Schauspielschule auf der Batavia sammelte sie erste Schauspiel-Erfahrungen. Bei einem Casting, bei dem sie eigentlich für die Rolle der Annika vorsprechen wollte, wurde sie als Pippi entdeckt und dann im vergangenen Jahr bereits für diese Saison vorbereitet.

"Mir gefällt es, vor Kindern zu spielen. Da sind die Zuschauer alle auf meiner Seite", sagt Anna.

"Sie johlen und kichern, wenn ich den starken Adolf besiege oder die Polizisten austrickse. Der Beifall ist natürlich auch toll."

Viele Zuschauer kommen nach der Vorstellung zu ihr und wollen Autogramme haben und sich mit ihr fotografieren lassen. Sie wurde schon einige Male auf ihre Rolle angesprochen. "Das ist natürlich ein schönes Gefühl", sagt Anna. Berühmt werden möchte sie trotzdem nicht und Schauspielerin ist auch nicht ihr Traumberuf. "Ich will das alles auf mich zukommen lassen." Berühmte Vorbilder hat Anna nicht. Stattdessen hat sie einen für eine Zwölfjährige eher ungewöhnlichen Berufswunsch. Anna möchte Historikerin werden. "Ich finde es interessant, wie die Menschen früher gelebt haben."

Auch eine Traumrolle hat das bescheidene Mädchen nicht, "aber wenn die Abby Lynn Bücher verfilmt werden, würde ich gerne in dem Film mitspielen". Auch ein moderneres Stück als Pippi Langstrumpf würde Anna interessieren. "Eins, in dem es um Freundschaft geht und man moderner spielen kann. Trotzdem. Die Pippi macht mir viel Spaß."

Annas Lieblingsszene ist das Kaffeekränzchen bei der Mutter von Thomas und Annika. "Es ist lustig, wenn ich den beiden Frauen Sahne ins Gesicht klatschen muss." Ganz leicht hat sich Anna damit zunächst nicht getan. "Bei den Proben hab ich mich nicht richtig getraut, und dann ist die Sahne immer von meiner Hand gerutscht, weil ich zu langsam war", sagt sie. "Ich hatte Angst, dass ich den beiden wehtue." Ihre Gegenüber in der Szene sind immerhin gestandene Frauen. Klar, dass es Anna einige Überwindung kostete, richtig hinzulangen. Bei der Premiere klappte dann aber alles wie am Schnürchen. Seitdem hat sie den Dreh raus.

Neben der Schauspielerei spielt Anna drei Mal in der Woche Basketball beim SC Rist in Wedel. "Das ist eigentlich mein Haupt-Hobby, deshalb habe ich auch mit der Schauspielschule aufgehört." Klarinette spielt das Schauspieltalent auch noch. Training, Proben, Musikunterricht - Anna hat eine volle Woche. Zeit um Freunde zu treffen hat sie trotzdem noch.

Annas Familie unterstützt sie bei der Schauspielerei. "Alle waren bei der ersten Aufführung, das gibt einem Halt", sagt sie. "Jedes Mal müssen sie aber nicht dabei sein."

Aufgeregt ist Anna vor jedem Auftritt. "Das muss man auch sein. Wenn man das zu locker nimmt, passieren schnell Fehler. Man konzentriert sich besser, wenn man aufgeregt ist." Besonders gut liegt ihr das Improvisieren, wenn mal etwas schief läuft. Vor jeder Vorstellung sitzt Anna 30 Minuten in der Maske. Sie bekommt Zöpfe und Sommersprossen. Dann wird aus Anna Voß Pippi Langstrumpf. "Wenn ich verkleidet bin kann ich mich in die Rolle hineinversetzen. Dann bin ich Pippi."

Wer Anna als Pippi auf der Batavia erleben möchte, hat am Sonntag, 20. Mai, die Möglichkeit. Karten gibt es unter Telefon 04103/858 36 und unter www.batavia-wedel.de .