Willi Eichmann hatte viele Jahre Angst, in kleine Propellermaschinen ein zu steigen. Sein Sohn Oliver und ein Pilot in Hamburg halfen ihm.

Heist/Pinneberg. Angst vorm Fliegen? Ein bisschen schon: Jahrzehntelang waren kleine Propellerflugzeuge für Willi Eichmann ein Problem: "In die Dinger kriegt mich keiner rein. Die sind so eng. Da fühlt man sich ja wie festgenagelt", lautete seine Devise. Mit großen Verkehrsflugzeugen war der 65 Jahre alte Ruheständler schon unterwegs gewesen. Sei es auf Urlaubsreisen oder früher im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit als Vertriebsmanager einer EDV-Firma.

Aber ein gewisses Unbehagen blieb. Hinzu kam, dass Eichmann mit elf Jahren in seiner Heimatstadt Bremen Augenzeuge eines Flugzeugunglücks war: "Ein kleiner Doppeldecker stürzte ab. Beide Insassen kamen ums Leben." Trotz dieses Schockerlebnisses hat der Pinneberger mittlerweile seine Flugphobie überwunden. Und dazu trug ausgerechnet sein Sohn Oliver bei. Der 19-Jährige machte bei der Flugschule Hamburg auf dem Flugplatz Uetersen ein Praktikum und schwärmte vom Mitfliegen in den kleinen Cessnas oder in der geräumigeren zweimotorigen Britten-Norman Islander, die von Hamburg aus für Air Hamburg den Helgolanddienst versieht.

Oliver brachte seinen Vater dazu, auf dem Flugfeld in Heist einen erneuten Versuch zu unternehmen, seine Flugangst in den Griff zu bekommen. Und das gelang Dank der Hilfe von Marcel Merz. Der 29 Jahre alte Verkehrspilot mit 15 Jahren Segelflug- und drei Jahren Motorflugerfahrung hat schon manche seiner späteren Passagiere mit viel Einfühlungsvermögen lufttauglich gemacht. Dabei stellt sich Merz ganz individuell auf die Bedenken seiner Kundschaft ein. Willi Eichmann zum Beispiel wollte vor dem ersten Rundflug genau wissen, wie so ein Flugzeug funktioniert. Geduldig erklärte Merz ihm die Funktionen von Navigationsinstrumenten, Höhen-, Seiten- und Querruder. Dabei erfuhr Eichmann, dass ein Flugzeug nicht allein mit den Händen, sondern auch mit den Füßen gesteuert wird. Und der Pilot wies darauf hin, dass Flugzeuge viel häufiger als Autos technischen Kontrollen unterzogen werden und Motoren wie auch andere sicherheitsrelevante Teile nach einer bestimmten Zahl von Betriebsstunden komplett ausgetauscht werden.

"Beruhigend war es für mich, zu erfahren, dass selbst bei einem unwahrscheinlichen Motorausfall ein Flugzeug nicht wie ein Stein zu Boden stürzt." Im Gleitflug ist meistens noch eine Landung möglich, weiß Willi Eichmann jetzt. Und das Gefühl der Enge hat er auch überwunden. "Denken Sie mal daran, wie wenig Platz früher in einem VW Käfer war", hatte ihm Marcel Merz einen anschaulichen Vergleich geliefert.

Inzwischen arbeitet die Flugschule auch mit einem Psychotherapeuten zusammen. Der betreut Patienten, die unter allgemeinen Angstsymptomen leiden. Ein Rundflug mit Merz sowie dem Arzt und zwei von dessen Schützlingen an Bord war die beste Therapie. "Erst gab es noch ein paar Tränen. Doch nach dem Start waren alle begeistert", berichtet der Pilot. Demnächst sollen weitere Patienten zur Flugtherapie angemeldet werden.

Auch für Eichmann, der sonst nicht unter Ängsten leidet, wurde nach der technischen Einweisung der folgende Rundflug zum Erfolgserlebnis. Die Tour entlang der Elbe in Richtung Hamburg und zurück konnte der Pinneberger ohne Einschränkungen genießen: "Das war einfach herrlich."

Inzwischen ist der neu gewonnene Luftfahrtfan so weit, dass er bei der Flugschule Hamburg eine Schnupperstunde buchen will. Die macht es möglich, an Bord einer Cessna in Begleitung eines Fluglehrers unter Ausbildungsbedingungen einmal selbst das Steuer zu übernehmen.

Als nächstes will Eichmann dann eine Pinch-Hitter-Ausbildung absolvieren. Pinch Hitter ist die Bezeichnung für einen Hilfspiloten. Der wird in dreimal zwei Unterrichtsstunden soweit fit gemacht, dass er bei Ausfall des Piloten auch allein das Kleinflugzeug ohne großen Schaden auf einem Flugplatz oder in freiem Gelände sicher landen kann.

Oliver Eichmann, der mitten im Abitur steht, will anschließend zunächst Maschinenbau studieren. Doch nach Abschluss des Studiums wird er seine Privat-Piloten-Lizenz erwerben. Den Flugunterricht spendiert ihm Papa. "Aber erst, wenn das Studium erfolgreich beendet ist", sagt Willi Eichmann.

Einen Schnupperflug unter Ausbildungsbedingungen als aktiver Flugschüler gibt es bei der Flugschule Hamburg für 195 Euro in einer zweisitzigen sowie für 245 Euro in einer viersitzigen Maschine. Die Pinch-Hitter-Ausbildung (Notfallpilot) kostet 950 Euro. Rundflüge können je nach Dauer zum Preis ab 59 Euro gebucht werden. Weitere Informationen gibt es unter 040/70 70 88 90 sowie in der Geschäftsstelle auf dem Flugplatz Uetersen.