Regionale Kreditinstitute trotzen Lockangeboten großer Häuser bei Giro und Tagesgeld mit guten Konditionen und Service

Kreis Pinneberg. Die Automarke, der Telefon-, Gas- oder der Stromanbieter: Wechseln ist fast zum Volkssport geworden. Nur bei der Bank bleiben die Deutschen sich treu. Das liegt auch daran, dass viele den Aufwand, den ein Wechsel der Bankverbindung mit sich bringt, scheuen. Zudem machen es die Kreditinstitute wechselwilligen Kunden nicht gerade leicht. Laut einer Studie der Europäischen Union gelang es nur einem Fünftel der Testkunden, problemlos ein Konto bei einer anderen Bank zu eröffnen oder einen Dauerauftrag auf das neue Konto umzuleiten.

Indes wird der Konkurrenzdruck der Banken untereinander stärker. Das bekommen auch die kleineren, regional verwurzelten Kreditinstitute zu spüren. Nicht nur die Onlinebanken, die bewusst auf ein teures Filialnetz verzichten, graben ihnen das Wasser ab. Auch überregional tätige Institute wie die Commerzbank, die noch vor kurzem mit Staatshilfe gestützt werden musste, locken mit kostenlosen Girokonten oder attraktiven Konditionen für Tagesgeld. Andere Global Player bieten kleine regionale Schmankerl zusätzlich zu den günstigen Konditionen: So bietet etwa die Hypovereinsbank, die mit kostenlosem Online-Konto ohne Bedingungen wie monatlichem Mindestgeldeingang lockt, EC-Karten mit regionalen Motiven wie die Weiße Villa in Elmshorn oder das Rosarium in Uetersen an.

Die Abendblatt-Regionalausgabe Pinneberg hat die Tarife mehrerer großer Banken, die im Kreis Filialen haben, mit denen der traditionellen Institute vor Ort verglichen. Das Ergebnis zeigt, dass der Wechsel nicht immer lohnt. Viele kleinere Banken vor Ort belohnen die Treue ihrer Kunden inzwischen mit sehr guten Konditionen, sodass die auf die Lockangebote der großen Konkurrenz verzichten können. Oder aber die Davids bieten einen besseren und persönlicheren Service als die Goliaths, sodass sich die Kunden bewusst entscheiden, trotz höherer Kosten weiterhin das Vertrauen in die Bank vor Ort zu setzen. Und andere Angebote der Großbanken haben einen kleinen Haken: So ist das Girokonto der Commerzbank nur dann kostenlos, wenn der monatliche Gehaltseingang mindestens 1200 Euro beträgt. Liegt der Wert drunter, wird eine Monatsgebühr von 9,90 Euro erhoben.

Während die Großbanken außerdem meist nur ein bis zwei Girokontomodelle anbieten, sind die lokalen Institute mit maßgeschneiderten Lösungen zur Stelle. So bietet etwa die Volksbank Elmshorn für private Girokonten sechs verschiedene Kontomodelle an. Die monatlichen Kosten liegen zwischen einer kostenfreien Kontoführung und einem Monatsbetrag von 12,50 Euro. Wer wie viel zahlt, hängt davon ab, in welchem Maße die Bankverbindung genutzt wird - und davon, wie viele Produkte der Bank der Kunde nutzt.

Wer etwa alle Bankgeschäfte (Anlage, Kredit, Sparen und Versicherungen) mit der Volksbank Elmshorn und ihren Partnergesellschaften tätigt, kann das sogenannte Hausbank-Konto nutzen. Es ist kostenfrei, alle Buchungen sowie EC- und Kreditkarte sind inklusive. 35 000 Kunden hat die Volksbank Elmshorn auf diese Weise gewonnen, 13 700 davon sind inzwischen Mitglied der Genossenschaftsbank.

Die Volksbank Pinneberg geht einen etwas anderen Weg. Sie bietet drei Girokontomodelle an - das Individualkonto für 2,56 Euro monatlich, das Komplettkonto für fünf Euro im Monat und das kostenlose VR-NetKonto. Letzteres ist jedoch nur dann kostenfrei, wenn es komplett online geführt wird. "Als Besonderheit bieten wir unseren Lächel-Bonus an", sagt Vorstandsmitglied Uwe Augustin. Der gilt für das Individual- und das Komplettkonto und heißt intern so, weil die Kunden jährlich einen Bonusscheck erhalten, der ihnen ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Augustin: Der Bonus fällt umso höher aus, desto mehr Bankleistungen in Anspruch genommen werden und kann im positivsten Fall 60 Euro im Jahr betragen. In diesem Fall kommt der Kunde auch auf ein kostenfreies Girokonto. Je mehr Produkte genutzt werden, desto höher fällt die Gutschrift aus - und die Mitgliedschaft in der Genossenschaftsbank gilt als i-Tüpfelchen.

Lockangebote anderer Institute ärgern Augustin. "Die locken teilweise deutlich über dem normalen Marktzins." Viele Kunden würden dabei übersehen, dass einige Institute nicht unbegrenzt für Einlagen haften - im Gegensatz etwa zu den Volksbanken.

Oder auch den Sparkassen, die über einen eigenen Haftungsverbund verfügen, der die Solvenz und die Liquidität der einzelnen Institute absichert. Auch die Sparkasse Südholstein hat 2009 eine Geldspritze aus dem Fonds in Anspruch nehmen müssen. Die zweitgrößte Sparkasse des Landes verfügt über 270 000 Kunden, darunter 142 000 Girokonto-Kunden. Es gibt zwei Modelle - das Konto Privat clever für 7,50 Euro Pauschalpreis pro Monat oder das Konto Privat für 5 Euro monatlichen Grundpreis. Letzteres ist für Kunden gedacht, die nur wenige Buchungen pro Monat tätigen. Fünf Buchungsposten sind inklusive, darüber hinaus werden zusätzliche Gebühren fällig.

Während etwa die Sparkasse Wedel ebenfalls wie die Kollegen aus Südholstein ein kostenloses Online-Girokonto anbieten, fehlt dieses im Portfolio der Sparkasse Elmshorn. Dort kostet das Girokonto online 3,50 Euro im Monat, das Girokonto Classic 7 Euro im Monat. Dennoch ist die Sparkasse Elmshorn mit 23 000 Giro- sowie 35 600 Sparkonten die Nummer eins unter den Elmshorner Banken. Die Elmshorner haben vor kurzem Beratung und Service voneinander getrennt - zumindest was die Mitarbeiter betrifft. Die Filiale an der Köllner Chaussee wurde zur ersten reinen Beratungsfiliale umgewandelt. Weitere sollen laut dem Konzept folgen. Um die Mitarbeiter von Routineaufgaben zu entlasten, hat die Sparkasse Elmshorn ihre Automatenzone um Einzahlungsmaschinen ergänzt, die sowohl Münzgeld als auch Scheine annehmen.