Älteste Wehr des Kreises Pinneberg lädt für Sonnabend zum Mitmachtag in Barmstedt ein. Zahl der Aktiven ist zu gering, eine Pflichtwehr droht

Barmstedt/Kreis Pinneberg. Noch können die 50 freiwilligen Feuerwehren im Kreis Pinneberg ihre Aufgaben bei Brandschutz, Rettungsdienst und Technischen Hilfeleistungen erfüllen. Doch die ersten Wehren melden Probleme, ausreichend Personal für die Einsätze zu bekommen. So hat die Barmstedter Wehr mit nur noch 60 Einsatzkräften jetzt eine Größe erreicht, die knapp über der Mindestgröße liegt. Nicht mehr alle acht Fahrzeuge könnten ausreichend bedient werden, klagt Wehrführer Uwe Schinkel. "Dafür bräuchten wir 67 Mann." Droht der mit 136 Jahren ältesten Wehr im Kreis Pinneberg etwa bald eine Zwangsverpflichtung von Bürgern für die Feuerwehr, wie es sie in Burg/Dithmarschen und List auf Sylt heute schon gibt?

"Von einer Pflichtfeuerwehr sind wir im Kreis Pinneberg noch meilenweit entfernt", sagt Feuerwehrsprecher Michael Bunk. "Die Personalstärke ist seit Jahren relativ stabil." Die Zahl der aktiven Wehrkräfte konnte im vergangenen Jahr sogar um 84 auf 2595 Feuerwehrleute erhöht werden. Aktive Frauen in den Wehren sind mit 114 oder 4,4 Prozent relativ gering vertreten.

Auf Landesebene hatte jüngst Innenminister Klaus Schlie die 1400 Wehrführer aller freiwilligen Feuerwehren zu einer gezielten Nachwuchsförderung aufgefordert. "Ausgebildeten Nachwuchs brauchen wir nicht erst dann, wenn die Wehr die Mindeststärke unterschritten hat, sondern bereits dann, wenn sich die mangelnde Leistungsfähigkeit am Zeithorizont abzeichnet", forderte Minister Schlie.

Uwe Schinkel nimmt sich diesen Appell zu Herzen. So lädt der Barmstedter Wehrführer für den kommenden Sonnabend, 28. Mai, zu einem Mitmachtag auf den Marktplatz ein. Von 9 bis 13 Uhr werden die 60 Kameraden die Barmstedter Bevölkerung über ihre Arbeit informieren. Wer mag, kann sich an den vielen Aktionen beteiligen, eine simulierte Löschübung mitmachen, ein Auto aufschneiden, wie es bei einem Unfall notwendig sein kann, ein Atemschutzgerät ausprobieren oder mit der Wärmebildkamera ein verräuchertes Zelt aufspüren, kündigt Schinkel an. Zeit und Ort dieser Veranstaltung seien extra mitten in die Stadt gelegt worden, wenn viele Barmstedter beim Einkaufen sind, erklärt der Wehrführer. Er hofft, auf diese Weise Nachwuchskräfte mobilisieren zu können. In Elmshorn sollte am vergangenen Wochenende mit einem Blaulichttag Ähnliches gelingen.

"Am jugendlichen Nachwuchs liegt es eigentlich nicht", glaubt Feuerwehrsprecher Bunk. Bis auf Brande Hörnerkirchen/Osterhorn habe jede freiwillige Wehr eine Jugendabteilung, zumindest als Kooperationsmodell. Bunk: "Eine solche Quote ist beispiellos in Schleswig-Holstein. Wir haben die beste Versorgung mit Jugendwehren im ganzen Land."

Problematischer wird es meist, wenn die jungen Leute älter werden, wegziehen, um zu studieren oder eine neue Arbeitsstelle anfangen, erläutert Wedels Wehrführer Michael Rein. "Unser Hauptproblem ist inzwischen die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte." Viele Kameraden arbeiten in Hamburg und seien im Notfall oft nicht abkömmlich. Aber auch die Bereitschaft in den Betrieben nehme ab, Mitarbeiter bei Alarmierungen freizustellen. Rein: "Die schwierige wirtschaftliche Lage macht uns da zu schaffen. Die Betriebe können es sich heute immer weniger leisten, wenn die Arbeit dann liegen bleiben muss." In Barmstedt stelle sich dieses Problem auch immer häufiger, hat Schinkel festgestellt.

Deshalb hofft er, beim Mitmachtag am Sonnabend, "drei bis vier neue Leute für den Feuerwehrdienst begeistern zu können." Kreisfeuerwehrsprecher Bunk assistiert: "Bei aller Belastung, die diese Aufgabe mit sich bringt: Es macht auch einfach Spaß zu helfen."

Aus dem Vollen schöpfen kann immer noch Quickborns Wehrführer Christof Fehrs. Mit 105 aktiven Kräften und einer Warteliste bei der Jugendabteilung gibt es kaum Nachwuchsprobleme. Ein Grund sei sicherlich, dass Quickborn weiter wächst. "Aber wir werben auch gezielt für uns, machen eine aktive Pressearbeit und sind im Internet immer brandaktuell."