Erster Spender aus der Typisierungsaktion für Kevin

Kreis Pinneberg. Rainer Pillgramm hat auf die Feier zu seinem 50. Geburtstag verzichtet - aus gutem Grund. Denn er bereitete sich darauf vor, Stammzellen abzugeben, und zwar für eine 52 Jahre alte an Blutkrebs erkrankte Frau. Die Transplantation hat funktioniert. Jetzt hofft Pillgramm darauf, dass seine gesunden Stammzellen das Leben der Frau retten und er sie irgendwann kennenlernen kann. Damit ist der Rellinger der erste tatsächliche Spender unter 2676 Personen, die am 8. Januar an der Typisierungsaktion zugunsten des an Leukämie erkrankten Kevin Krüger, 20, aus Moorrege eine Blutprobe abgegeben hatten.

Dass Pillgramm sich überhaupt hatte registrieren lassen, lag nicht am eigenen Antrieb, sondern an seiner damaligen Lebensgefährtin und einem Zufall. Sie überredete ihn, sie zu dem Spendentermin hinzubringen und gleich dabei zu bleiben. "Als ich die Warteschlange sah und keinen Parkplatz in der Nähe, wollte ich schon abdrehen, und dann war wenige Meter weiter ein freier Platz", erinnert sich der 50-Jährige. Also stellte er sich an und ließ sich mitreißen von der überwältigenden Bereitschaft aller Akteure, zu helfen. "Das war schon toll, wer sich dort alles engagiert hat."

Wenig später hatte der Rellinger die Aktion vergessen. Doch die Mitarbeiter der Deutschen Knochenmark-Spenderdatei hatten ihn im Auge behalten. Zwei Monate später erreichte Pillgramm ein Brief aus dem Team für die weltweit größten Stammzellenspenderdatei. Er käme als möglicher Spender in Frage, ob er immer noch bereit sei. Wenige Tage später ließ Pillgramm sich vom Hausarzt die nächsten Blutproben nehmen, um die Merkmale noch feiner untersuchen zu lassen. Das nahm Hausarzt Jörg Reiter auf eigene Kappe - ansonsten trägt die DKMS alle Kosten.

Wieder ein paar Wochen später folgte der nächste Brief: "Sie sind der mögliche Spender. Wollen Sie immer noch?" Pillgramm wollte und blieb dabei, ließ sich im April am Hamelner Klinikum auf Herz und Nieren testen, spritzte sich fünf Tage lang jeweils morgens und abends ein Mittel, das die Stammzellenproduktion anregt, und reiste am 9. Mai erneut ins Krankenhaus. Jetzt wurde es ernst.

Trotz erheblicher Nebenwirkungen würde der Rellinger wieder spenden

"Ich hatte Kopf-, Glieder- und Rückenschmerzen, war müde und konnte trotzdem nicht schlafen", beschreibt Pillgramm die Nebenwirkungen der Medikamente, die er für die Vorbereitung der Spende nehmen musste. Vier Stunden dauerte es, um in der Klinik aus dem Blutkreislauf die möglicherweise lebensrettenden Stammzellen zu gewinnen. Doch damit war die Prozedur noch nicht beendet. Pillgramm musste am nächsten Tag noch zwei Stunden an die Geräte, da die Menge seiner Stammzellen nicht ausgereicht hatte.

Trotz des kräftezehrenden Verfahrens ist für den Rellinger klar: "Ich würde es wieder machen.". Aber vorerst ist er für zwei Jahre gesperrt. Einzig für die 52-Jährige steht er bereit, falls sie noch eine weitere Spende benötigt.