Alle Patienten befinden sich in Kliniken. Gesundheitsamt sucht nach möglichen Ursachen

Kreis Pinneberg. Nach der Häufung von schweren Durchfallerkrankungen im Norden wächst im Kreis Pinneberg die Verunsicherung. Arztpraxen und Krankenhäuser berichten von vielen Anfragen von Personen, die sich nach den Symptomen erkundigen. Bis gestern Abend wurden 14 Patienten in den drei Häusern der Regio-Kliniken behandelt, auf die das Krankheitsbild zutrifft. Zwei weitere befinden sich in Hamburger Kliniken. "Dabei handelt es sich bisher nur um Verdachtsfälle", berichtet Marc Trampe, Sprecher des Kreises Pinneberg.

Erkrankungen mit dem sogenannten EHEC-Erreger sind meldepflichtig, bereits die Verdachtsfälle müssen angezeigt werden. "Es handelt sich bei dem Erreger um ein aggressives Bakterium, das die Blutgefäße schädigen und zu Nierenversagen führen kann", erläutert Dr. Thorsten Wygold, der ärztliche Direktor der Regio-Kliniken. Der Erreger sei nicht neu, derartige Erkrankungen würden mehrmals im Jahr auftreten. Allerdings nicht in derart großer Zahl wie jetzt.

Zu den Krankheitssymptomen gehören wässriger oder blutiger Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. "Betroffene sollten möglichst schnell einen Arzt aufsuchen", empfiehlt Kreis-Sprecher Trampe. Er rät, vorher in der Praxis anzurufen, um dort separat empfangen werden zu können. Trampe: "Aufgrund der Ansteckungsgefahr sollten mögliche Betroffene nicht einfach hingehen und sich ins Wartezimmer setzen." Auch sollten Personen, die unter Durchfall leiden, keinesfalls zur Arbeit gehen, um nicht Kollegen anzustecken.

Bei den 16 Personen aus dem Kreis, die sich möglicherweise infiziert haben, sind Stuhlproben genommen und ins Labor geschickt worden. "Anders als etwa bei der Schweinegrippe gibt es keinen Schnelltest", berichtet Trampe. Um den EHEC-Erreger nachzuweisen, müssten zunächst Bakteriums-Kulturen angelegt werden.

Daher dauere es mehrere Tage, ehe ein Nachweis erbracht werden könne. Bei den zwei Patienten, die in Hamburger Kliniken behandelt werden, geht das Kreis-Gesundheitsamt aufgrund der eindeutigen Symptome von einer Infizierung aus. Bei den 14 Fällen in den Regio-Kliniken müssten die Laborergebnisse abgewartet werden. Bei diesen Patienten ist der Krankheitsverlauf derzeit unkritisch. "Keiner liegt auf der Intensivstation", beruhigt Sebastian Kimstädt, Sprecher der Klinikgruppe.

Die Patienten sind in den Klinikgebäuden isoliert. "Es gelten für das Klinikpersonal bestimmte Hygiene-Regeln", erläutert der Regio-Sprecher. Es erfolge eine regelmäßige Kontrolle der Blut- und der Nierenwerte der Betroffenen. Ihr Flüssigkeitsverlust wird ausgeglichen, sie erhalten im Bedarfsfall krampflösende Medikamente. Im Extremfall würde ein sogenanntes Aphereseverfahren eingeleitet, bei dem die schädlichen Stoffe im Blut eliminiert und durch körpereigenes Blutplasma ersetzt werden.

Die Ursachenforschung obliegt dem Fachdienst Gesundheit und der Lebensmittelaufsicht des Kreises. "Wir haben einige Anhaltspunkte. Es wurden bereits Lebensmittelproben genommen, die derzeit in Laboren untersucht werden", sagt Kreis-Sprecher Trampe. So seien die Erkrankten befragt worden, was sie zuletzt gegessen haben, wie die Speisen zubereitet und an welchen Orten die notwendigen Lebensmittel erworben worden waren.

Der Erreger wird von Mensch zu Mensch übertragen, kann aber auch durch den Verzehr kontaminierter Lebensmittel weitergegeben werden. Dazu können Rindfleisch, rohes, ungewaschenes Gemüse oder Rohmilch zählen. Gemüse sollte gründlich gewachsen und möglichst gekocht gegessen werden. Auf den Verzehr roher Fleisch- oder Milchprodukte sollte verzichtet werden. Bei der Zubereitung von Lebensmitteln sollte auf eine gute Küchenhygiene geachtet, Bretter und Messer gründlich gereinigt werden. Ansonsten empfehlen die Experten, sich häufig die Hände zu waschen und diese regelmäßig zu desinfizieren.