Überweg an der Quickborner Bahnstraße dicht. Anwohner sind sauer, Geschäftsleute klagen über Kundenschwund

Quickborn. Die Anlieger in der Quickborner Bahnstraße sind genervt. Der Zugang zum Bahnhof Ellerau in Höhe des Ohlmöhlenweges ist gesperrt. Jahrzehntelang konnten sie kurz über die Straße laufen und über einen mit Sperrgittern und Warnschildern ("Achtung Zugfahrt") gesicherten Zugang zum Bahnsteig gelangen. Wer mit der Bahn aus Hamburg oder Kaltenkirchen kam, gelangte auf diesem Weg schnell zur Bahnstraße. Damit ist es nun vorbei. Da, wo bis vor einer Woche noch der Durchgang war, steht jetzt ein zwei Meter hoher Maschendrahtzaun, auf dem ein Hinweisschild hängt: "Stopp - wir müssen leider draußen bleiben".

Anwohnerin Christa Mentz kann es nicht fassen. "Jetzt muss ich einen Kilometer Umweg laufen durch den Fußgängertunnel an der Kreuzung zur Berliner Straße." Dies sei älteren Leuten nicht zuzumuten. "Außerdem ist der Tunnel dermaßen verkommen und schlecht beleuchtet, dass ich mich spätabends nicht mehr traue, da durchzugehen." Oft sei sie von hier aus mit der AKN nach Hamburg ins Konzert, zum Hafengeburtstag oder zu einem St. Pauli-Spiel gefahren. "Damit ist jetzt Schluss. Jetzt fahre ich mit dem Auto."

"Die Sperrung ist aus Sicherheitsgründen nötig", sagt AKN-Sprecher Jörg Minga. Die Eisenbahnaufsicht des Verkehrsministerium habe Ende 2010 entschieden, dass der jahrzehntelang freie Zugang über die Bahngleise zurückzubauen ist. Minga räumt ein: "In all den Jahren ist dort nie was passiert."

Helga Lohse, Fachbereichsleiterin für Verkehrsfragen in der Quickborner Stadtverwaltung, sagt: "Wir können die Sperrung nur begrüßen." An der viel befahrenen Bahnstraße sei der alte Zustand zu gefährlich gewesen, weil diese nur auf einer Seite einen Bürgersteig hat. Fußgänger, die den Bahnhof erreichen wollten, hätten über Straße und Bahnsteig laufen müssen. Lohse: "Für Kinder ist das gnadenlos gefährlich."

Das sieht Christian Siebke anders. Der Betreiber eines Handy- und Autoteile-Shops an der Bahnstraße beobachtet jetzt häufig, dass Leute am Zaun vorbei schnell über die Bahngleise huschen. "Das ist viel gefährlicher als vorher", sagt Unternehmer Siebke. Für sein Geschäft sei die Sperrung geschäftsschädigend. "Die Laufkundschaft ist unterbrochen. Da geht keiner meiner Kunden den Umweg durch den Fußgängertunnel." Ähnlich verärgert ist Maike Böhme, die seit zehn Jahren an der Bahnstraße Second-Hand-Kleidung für Kinder verkauft. "Für uns ist das eine Katastrophe. Mit der AKN kommt keine meiner Kundinnen mehr. Die wissen nicht, wie sie hierher kommen sollen."

Dabei gebe es durchaus eine Möglichkeit, den Bahnzugang an dieser Stelle zu erhalten. Schon vor Jahren hat die AKN dazu Pläne vorgelegt, berichtet Bahnsprecher Minga. Rund 420 000 Euro hätte der Ausbau mit einer Ampel und einer Vollschranke zum Bahnsteig gekostet. Doch die betroffenen Kommunen Quickborn und Ellerau, die sich an den Kosten hätten beteiligen müssen, hätten dies abgelehnt. Eine dritte Ampel innerhalb weniger Hundert Meter würde den Verkehr dort zum Erliegen bringen, begründet Helga Lohse diese ablehnende Haltung. Zudem müsste die Bahnstraße verschoben werden, um einen zweiten Bürgersteig anlegen zu können, wofür Grundstückskäufe und ein Planfeststellungsverfahren einzuleiten wären. Anwohnerin Christa Mentz will sich mit der Sperrung nicht zufrieden geben und kündigt an, Unterschriften zu sammeln.