Die Wohnraumhelden aus Hannover feierten luftige CD-Release-Party an Bord einer Dornier Do 28 beim Flugplatzfest

Heist/Uetersen. Der eine sieht aus wie Pippi Langstrumpfs großer Bruder, der andere könnte als Mischung aus Elvis und James Blunt durchgehen: Zwei urige Typen aus der Punk-Rock-Szene waren beim Flugplatzfest in Heist neben diversen betagten Luftfahrzeugen, modernen Hubschraubern und emsig kreisenden Rundflug-Maschinen die musikalische Attraktion der zweitägigen Open-Air-Party. Das Duo Wohnraumhelden spendierte den Besuchern nicht nur eine lautstarke Gratis-Show, sondern machte kurz darauf die Premiere seiner neuen CD zum Ereignis auf höchster Ebene.

Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Denn die Songs wurden an Bord eines historischen Bundeswehr-Veteranen vom Typ Dornier Do 28 präsentiert. "So einen Album-Start im Flug hat es in Deutschland noch nicht gegeben", versichert Ulrike Schreiber, deren Musikmanagement Schrei-Bär aus Tornesch, die Deutsch-Rocker betreut. "Wir wollten eben auch mal ganz oben sein", begründet Christof Stein Schneider den Aus-Flug und schüttelt vor Lachen seinen karottenroten Fransenmopp-Kopf, während Fabian Schulz sein unergründliches Pokerface hinter der Sonnenbrille verbirgt. "Bloß nicht alles Ernst nehmen", lautet die Devise der Wohnraumhelden, die sich auch in den Songtexten niederschlägt. Eine Mixtur aus Udo Lindenberg und Otto Waalkes ist herauszuhören, wenn die Botschaft lautet: "Wir wollen zeigen, dass Rock mehr als ein Kleidungsstück ist".

Der Oldtimer der Reservisten-Kameradschaft Flugdienst aus der Appener Marseille-Kaserne schwankt heftig im "bockigen" Wind, doch die Piloten Hagen Hamm und Bernd Scholz halten die Maschine sicher auf Kurs. Zwischen Heist und Hamburg in rund 600 Meter Höhe legen die Musiker los. Klar, dass der Hit "Heist heißt Heist, weil Heist Heist heißt" auch zum Repertoire der Luft-Rocker gehört. Nach einem Konzert in der Gemeinde vor einem Jahr ließ ihnen der Name Heist keine Ruhe mehr, bis ein herrlicher Blödel-Text daraus wurde. Auch drei weitere Songs bringen die Helden noch über die Bord-Kommunikation "live" zu Stande. Das Dröhnen der beiden Motoren ist dabei eine optimale Ergänzung für die Rock-Röhren.

Während sich die CD-Freigabe des Albums "Rock'n'Roll Puppentheater" auf drei Rundflügen vor Presse- und Fernsehteams abspielt, haben sich zuvor am Boden die Flugtag-Fans gehörig die Ohren voll rocken lassen. Eine mobile Bühne, montiert auf der Pritsche eines Piaggio-Dreirad-Oldtimers, ist der "Schau-Platz" der Wohnraumhelden - Verstärker und Mikrofone inklusive. Zum Schluss werden noch CD-Auskopplungen mit dem Heist-Titel verteilt. Eigentlich nur an alle echten Heister Bürger, doch dann reicht der Vorrat auch für die übrigen Interessenten. So sorgen die Helden bei den Fans für gute Laune.

Beste Stimmung herrscht angesichts des sommerlichen Wetters auch bei den weiteren Flugplatzfest-Veranstaltern. Die Gastronomie im Tower Restaurant ist ebenso zufrieden wie die Kollegen an den Imbissständen und Getränkestationen. Die Luftfahrt-Unternehmen können sich vor Andrang bei den Rundflügen kaum retten. Besonders beliebt sind die Rundflug-Touren über das Hamburger Hafenfest. Zwischendurch ist am Boden Zeit zum Schnacken mit den Reservisten oder den Vertretern der Segelflugklubs und Flugschulen. Attraktion für viele Luftfahrtfans ist die Schweizer Ju 52. Der Oldtimer mit dem Wellblech-Rumpf bietet die Luxus-Variante eines Rundflugs. Der Spaß hat mit 222 Euro allerdings seinen Preis.