Rellingen sucht weitere Kapitalgeber. Grundstock bildet eine Erbschaft von 175 000 Euro

Rellingen. Anja Radtke hat ein großes Ziel: "Unsere Bürgerstiftung Rellingen soll bekannter werden", sagt die Bürgermeisterin der Gemeinde. Der Weg dahin ist weit - aber die ersten Schritte sind gemacht: Die Stiftung hat eine Broschüre herausgebracht, einen Internet-Auftritt erstellt und wird sich am Freitag während einer großen Veranstaltung erstmals der Öffentlichkeit präsentieren. Von 19 Uhr an werden auf der Galerie des Rathauses auch die ersten Projekte aus dem Kinder- und Jugendbereich vorgestellt, die konkret bezuschusst werden.

Die Gründung der Organisation ist im März vorigen Jahres erfolgt. Das Grundkapital stammt von der Rellinger Bürgerin Irmgard Lüdt, die 2008 im Alter von 82 Jahren verstorben ist. Sie hinterließ der Gemeinde 175 000 Euro. "Das war eine Frau, die hat in unserer Gemeinde gelebt, sich hier wohl gefühlt und uns als Dank die Erbschaft vermacht", sagt Anja Radtke. Schnell seien sich alle einig gewesen, die Summe "nicht im Haushalt untergehen zu lassen", sagt die Bürgermeisterin.

Die Lösung: Die Gemeinde fungiert als Treuhandstifter und hat das Geld bei der VR Bank Pinneberg angelegt, die wiederum regelmäßige Zinserträge ausschüttet. Diese werden wiederum dazu verwandt, lohnenswerte Projekte zu bezuschussen. "Wir wollen keine Einmalförderung betreiben, sondern etwas unterstützen, das auf Dauer angelegt ist", erläutert die Bürgermeisterin. Die Projekte sollen Rellinger Bürgern zugute kommen - in erster Linie Kindern und Jugendlichen. Allerdings sollen auch Dinge, die Belange der Senioren berühren, gefördert werden. Auch kulturelle Projekte sind möglich.

Die Bürgerstiftung, so ist es in ihrem Leitbild verankert, wird eigene Projekte initiieren, aber auch bestehende Initiativen finanziell unterstützen. Dabei soll vorrangig Hilfe zur Selbsthilfe geleistet werden. Um möglichst viel Geld von Rellingern für Rellinger ausschütten zu können, muss das Stiftungskapital dauerhaft erhöht werden. "Wir brauchen Personen, die unser Vermögen vermehren", wirbt Anja Radtke. Einzelpersonen sollten mindestens 500 Euro einzahlen, Firmen das Doppelte. "Alle, die sich beteiligen, wissen genau, wofür das Geld verwendet wird."

Anja Radtke selbst ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Sie hat gemeinsam mit ihrem Vorgänger Oliver Stolz, dem heutigen Landrat, sowie Wehrführer Jürgen Timm auf dem Weihnachtsmarkt Eierpunsch für den guten Zweck verkauft. 750 Euro aus den Einnahmen gehen als Kapitalspritze an die Bürgerstiftung.

Die Stiftung selbst soll Rellinger Bürgern die Möglichkeit bieten, gesellschaftliche Verantwortung für die eigene Gemeinde zu übernehmen und mit der Realisierung konkreter Projekte nachhaltig zum Gemeinwohl Rellingens beizutragen. Das kann als Kapitalgeber erfolgen. Gesucht werden aber auch Personen, die Ideen für unterstützenswerte Projekte aus dem Sozial- und Kulturleben einbringen. Gern gesehen sind auch Mitmenschen, die Zeit haben und sich ehrenamtlich am Aufbau der Stiftung beteiligen.

Derzeit besteht der Stiftungsbeirat, der über die Mittelvergabe entscheidet, aus Bürgermeisterin Anja Radtke, Bürgervorsteher Albert Hatje (CDU) und Professorin Manuela Rousseau, die in Rellingen wohnt und Dozentin für Kultur und Medienmanagement an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg ist. Das Gremium soll noch personell aufgestockt werden.

Ansprechpartnerin für die Bürgerstiftung ist im Rellinger Rathaus Sabine Witt. Sie ist unter der Telefonnummer 04101/564-121 erreichbar. Weitere Informationen gibt es auch im Internet.

www.buergerstiftung-rellingen.de