Dr. Marc Voss soll für die Regio-Kliniken die Durchleuchtung und Ultraschalluntersuchung im Körper ausbauen

Kreis Pinneberg. Ein U-Boot wird samt Besatzung so verkleinert, dass es mit einer Injektionsnadel in die Blutbahn des Patienten eingebracht werden kann. An Bord befinden sich zwei Ärzte, ein Pilot sowie ein Geheimagent. Ihr Auftrag ist, einem Spion das Leben zu retten, in dem sie auf unkonventionelle Weise ein Blutgerinnsel aus dem Gehirn entfernen.

So weit wie der 1966 gedrehte Film "Die phantastische Reise" sind die Mediziner in den Pinneberger Regio-Kliniken noch lange nicht. Doch die Schritte hin zur "Reise ins Ich", wie ein später produzierter Kinofilm die Geschichte des Eindringens in den Körper wieder aufgriff, werden größer. Dr. Marc Voss, 39, seit 1. April Oberarzt am Klinikum in Elmshorn, soll die Entwicklung vorantreiben und die Endo-Sonografie zu einem Schwerpunkt der Behandlung aufbauen. Dabei geht es um eine im Körper, also im Darm, Magen, Speiseröhre, ausgeführte Ultraschalluntersuchung.

Voss hat sich bei Professor Friedrich Hagenmüller an der Asklepios-Klinik in Altona intensiv mit den Möglichkeiten befasst, mithilfe der neuen Techniken Erkrankungen im Magen- und Darm sowie den angrenzenden Bereichen besser zu erkennen und lokalisieren zu können. Doch alle, die hoffen, auf die unangenehme Magenspiegelung verzichten zu können, müssen sich noch gedulden. "Das ist alles kein Ersatz für die Darmspiegelung", sagt der Oberarzt. Vielmehr komme die Endo-Sonografie zum Zuge, wenn auf dem herkömmlichen Wege nichts entdeckt wird.

Das Verfahren ähnelt einer herkömmlichen Magenspiegelung. Dr. Voss erläutert: "Statt einer Kamera ist an der Spitze der Sonde, die durch die Speiseröhre in den Magen eingeführt wird, ein winziges Ultraschallgerät angebracht. Mit ihm können durch die Magenwand hindurch zum Beispiel Bauchspeicheldrüse und Gallenwege untersucht sowie Tumore besser erkannt werden."

Darüber hinaus will Dr. Voss in Elmshorn die Untersuchungen mit der sogenannten Videokapsel-Endoskopie weiterentwickeln. Bei diesem Verfahren schluckt der Patient eine winzige Kamera, die sich eigenständig auf den Weg durch den Magen-Darm-Trakt macht und per Funk Bilder von dort liefert. "Auf diese Weise können wir beispielsweise im Dünndarm Blutungsquellen und Tumore noch besser aufspüren", erklärt Voss.

Die Video-Kapsel kommt in den Fällen zum Einsatz, wenn die herkömmliche Magenspiegelung und die Untersuchung des Dickdarms keine Ergebnisse gebracht haben. Angenehm ist auch diese Prozedur nicht. Auch dafür muss der Patient das unangenehme Gebräu trinken, das dafür sorgt, Magen und Darm zu räumen. Daniel Koch, 28, Familienvater und angehender Einzelhandelskaufmann aus Tornesch, hat vor Kurzem die Videokapsel geschluckt. Der Vater eines Jungen leidet unter einer bislang unerklärlichen Eisenarmut. Mithilfe der Videoaufnahmen soll erkundet werden, ob Blutschwämmchen oder andere Quellen im Dünndarm verantwortlich sind.

Jetzt muss ein Arzt die etwa 60 000 Aufnahmen von der Reise durch den Dünndarm auswerten. Dr. Voss in Elmshorn benötigt dafür eine gute Stunde, bei der er nicht abgelenkt werden darf. "Man muss dabei ehrlich zu sich sein und abbrechen, wenn man sich nicht konzentrieren kann", sagt der Mediziner.

Neben der Videokapsel für den Dünndarm gibt es auch einen etwas größeren Prototyp für die Bilderreise durch den Dickdarm. "Da gibt es aber noch zu wenig Erfahrung mit", sagt Dr. Voss. Zudem fehle die Möglichkeit wie bei der herkömmlichen Spiegelung, kleine Polypen, die gefährlich werden könnten, sofort bei der Untersuchung zu entfernen.

"Das größte Interesse unser Patienten ist, auf Schlauch und Narkose bei den Darmuntersuchungen zu verzichten", weiß Oberarzt Voss. Doch bis dahin werden noch einige Jahre vergehen. Geforscht werde bereits, mit von außen lenkbaren Kapseln Eingriffe übernehmen zu können - und weiter geht es mit der medizinischen "Reise ins Ich".