Die Wasserrettungswache Wedel ist wieder besetzt. Das Team der DLRG startet in die neue Saison - ehrenamtlich

Wedel. Poseidon, Nikolaus, Rasmus und die anderen metaphysischen Helfer aller Seeleute können es jetzt zumindest vor Schulau etwas ruhiger angehen lassen. Denn an Wochenenden und Feiertagen haben sie wieder die Unterstützung der DLRG Wedel. Die Wachsaison am Strandbad ist eröffnet - untrügliches Zeichen für den nahenden Sommer.

Aus rund 50 kernigen Männern und Frauen besteht das Team der Wasser-Wachleute, die sich beim Dienst am Strandbad abwechseln und etwa alle drei Wochen an und auf der Elbe im Einsatz sind. Und das komplett ehrenamtlich. "Wir erhalten pro Tag vier Euro Essens-Zuschuss, aber ansonsten keinen Cent. Wir helfen gratis aber nie umsonst", sagte Jan Brodersen, technischer Öleiter der DLRG-Wedel und neben Gareth McQueen einer der beiden Wachleiter des Auftakt-Wochenendes.

Kein Geld - aber viele Aufgaben. Pro Jahr müssen rund 200 Einsätze von "Pelikan Pinneberg 30" - so der Funkname der DLRG-Wedel - abgearbeitet werden. Und dabei macht das klassische Retten von Personen vor dem Ertrinken nur einen Bruchteil aus. "Die meisten Einsätze sind mittlerweile medizinisch", sagt Brodersen. Dazu zählt die Unterstützung des Rettungsdienstes an Land als "First Response"-Helfer, falls kein anderer Rettungswagen greifbar ist, dazu gehört aber auch das Verarzten von Kindern, denen auf dem Strandbadspielplatz eine Wespe zugesetzt hat, von Betrunkenen, die in lauen Nächten zu ausgiebig am Strand gefeiert haben und in Scherben getreten sind oder Brandopfern, die auf ausglimmende Lagerfeuer nicht geachtet haben. Deshalb wird der Sanitätsausbildung bei der DLRG ebenso viel Aufmerksamkeit geschenkt wie dem Schwimmunterricht.

Die "Klaar Kimming", ein 250 PS starkes Einsatzboot, ist deshalb auch mit einem Behandlungsraum unter Deck ausgerüstet, mit Mobilitätstragen und Sauerstoffversorgung.

Viele Unglücke belegen, dass dies nicht nur Spielzeug für Blaulicht-Fans, sondern dringend benötigte Technik ist. Nur ein Beispiel aus dem vorigen Jahr: Segler entdeckten eine reglose Person am Strand der Elbinsel Hanskalbsand. Die DLRG Wedel war nur Minuten später vor Ort. Ein Mann, der nur wenige Wochen zuvor nach einem Herzinfarkt aus dem Krankenhaus entlassen und mit Blutverdünnungsmitteln eingestellt worden war, war am Ufer volltrunken aus seinem Boot gestürzt, hatte sich den Unterschenkel gebrochen und mit letzter Kraft an den Strand gezogen - die DLRG leistete die erste Hilfe, fuhr Notarzt und Sanis vom Schulauer Hafen zur Insel - und rettete dem Mann so das Leben.

Neben der "Klaar Kimming" ist die "Hol di stief" verfügbar, ein mittlerweile 30 Jahre altes Boot aus der Typreihe "Boston Whaler", das insbesondere für Flachwasserzonen geeignet ist. Beide Boote liegen üblicherweise im Tonnenhafen, ankern aber vor dem Strandbad, sobald sich wieder Tausende auf und am Wasser vergnügen.

Die Fahrzeugkosten insbesondere durch die gestiegenen Spritpreise machen den Rettern zu schaffen. Pro Wochenende werden selbst bei sparsamster Fahrweise mehr als 100 Liter Kraftstoff benötigt. "Wenn ein Boot aufs Stack gefahren ist oder sonst irgendwie geschleppt werden muss, können wir zwar Kosten in Rechnung stellen. Wenn aber jemand schnell aus der Fahrrinne gezogen werden muss, ist das ein Noteinsatz, den uns keiner zahlt", sagte Brodersen. Selbst alle medizinischen Hilfsleistungen sowie Medikamente und Verbandsmaterial werden aus der DLRG-Kasse finanziert. "Unsere Kameraden in Niedersachsen haben es da besser. Sie dürfen laut Landesgesetz ähnlich wie Rettungsdienste mit Krankenkassen abrechnen." Eine Reihe von Unternehmen wie beispielsweise die Stadtwerke Wedel unterstützen die Arbeit, doch weitere Sponsoren und Spender sind immer hoch willkommen. Und auch Aktive wie Johanna Scharnhorst sind gern gesehen. Sie ist Quereinsteigerin, in erster Linie nicht mit Wasserrettung, sondern als angehende Bauingenieurin mit der Herrichtung und Pflege der Immobilien beschäftigt.

Ihr Motiv ist das, was auch alle anderen Kameraden in ihrer "Schicht" nennen: "Es macht einfach Spaß, zu helfen und alle sind hier total freundlich." Brodersen: "Jeder kann hier seine Kompetenzen einbringen." So bilden dann Physiotherapeutin Jacqueline Karp, die Schülerinnen Luise Beukelmann und Finja Zemke, Wasserbauer Volker Warnholz, Bundeswehrsanitäter Jan Schotmann und Straßenbauer Tobias Reddig gemeinsam mit Kaufmann Mc Queen und Anlagenbauer Brodersen mit der Ingenieurs-Studentin Scharnhorst eine vielfältige, doch im Ziel geeinte Gruppe. Brodersen: "Für uns ist die DLRG das zweite Leben."