Affeldt-Mitarbeiter protestieren in drei Banken. Landesregierung bittet zum runden Tisch

Neuendorf/Elmshorn. Es war der Mut der Verzweiflung, der die Mitarbeiter des Neuendorfer Verpackungsmaschinenherstellers Affeldt am Dienstag zu einer bisher einmaligen Aktion trieb: 60 Beschäftigte besetzten am Vormittag in Elmshorn nacheinander für kurze Zeit die Schalterhallen der Sparkasse, der Volksbank und der Deutschen Bank. Damit wollte die Belegschaft darauf aufmerksam machen, dass ohne Kreditgeber die Übernahme des insolventen Betriebes durch einen Investor scheitert - und alle Mitarbeiter zum Fall für die Arbeitsagentur werden.

Am Nachmittag kam dann eine Nachricht, die wieder etwas mehr Hoffnung weckt: Die Staatssekretärin im Kieler Wirtschaftsministerium, Tamara Zieschang, lädt für den heutigen Mittwoch zu einem runden Tisch nach Kiel ein. Dann sollen sich Insolvenzverwalter Klaus Pannen, der mögliche Investor, die Gläubigerbanken sowie die Arbeitnehmervertreter zusammensetzen und nach einer Lösung suchen. Ob das Land eine Bürgschaft stellt, mit der ein Betriebsmittelkredit abgesichert werden könnte, blieb offen. Diese Lösung könnte eventuell die Kreditinstitute zum Umdenken bewegen.

Wie Dienstag bekannt wurde, ist die Firma Kai Capital aus Düsseldorf der letzte im Rennen befindliche Interessent für Affeldt. Dank dieser Lösung könnten 80 Arbeits- und 20 Ausbildungsplätze erhalten bleiben. Bisher waren 155 Mitarbeiter und Azubis bei Affeldt beschäftigt. Wer nicht übernommen werden kann, würde zunächst in einer Transfergesellschaft beschäftigt. Kai Capital soll bereit sein, zwei Millionen Euro für Grundstück, Immobilien, Maschinen sowie noch ausstehende Forderungen von Affeldt an Kunden zu investieren. Damit die Produktion fortgesetzt und die bestehenden Aufträge abgearbeitet werden können, muss jedoch Material erworben werden.

Dafür wäre ein Kredit von etwa einer Million Euro erforderlich. Bisher haben jedoch alle Banken in der Region abgewinkt. Sie sind teilweise bereits Gläubiger des Unternehmens - und spekulieren offenbar darauf, aus der Konkursmasse ihre Forderungen befriedigen zu können.

Um für einen Kredit zu kämpfen, wurden die Mitarbeiter nun - auf öffentlichkeitswirksame Weise - aktiv. Bei Thomas Salzmann, Vorstandsmitglied der Sparkasse Elmshorn, bissen sie auf Granit. Er machte klar, dass die Sparkasse Elmshorn nur innerhalb der Stadtgrenzen tätig wird. Einige Meter weiter, bei der Deutschen Bank, erklärte sich der Leitende Mitarbeiter Jörg Hoffmann ebenfalls für nicht zuständig. So sei die Filiale in Leipzig der Geschäftspartner der bisherigen Affeldt-Besitzer gewesen - und damit auch Ansprechpartner.

"Solche Aussagen hören wir schon seit Wochen", sagt Uwe Zabel von der IG Metall. Er erinnerte die Bankvertreter lautstark per Megaphon daran, dass viele Institute lediglich mit Staatshilfe und damit auf Kosten der Steuerzahler die Finanzkrise überlebt haben. Immerhin: Volksbank-Vorstand Christian Scheinert sagte zu, dass seine Bank eine Kreditvergabe zumindest prüfen wolle.