Die Unternehmensgruppe “MeßTechnikNord“ investiert 400 000 Euro in neue Produktionsräume

Wedel. Wenn Mittelständler als das "Rückgrat der deutschen Wirtschaft" gepriesen werden, klingt das oft sehr abstrakt. Anschaulich wird diese Behauptung aber an Beispielen wie der Wedeler Unternehmensgruppe "MeßTechnikNord". Der von den Inhabern Sabine, Lutz und Olaf Breitkreuz geführte Betrieb investiert derzeit rund 400 000 Euro, um seine Produktionsräume und diese, versorgt mit Strom aus der eigenen Solaranlage, zu erweitern - und das trotz Widrigkeiten wie weltweiter Finanzkrise, wachsendem Fachkräftemangel und steigender Bürokratie in Deutschland.

"Wir platzen aus allen Nähten und mussten einfach aufstocken", so Lutz Breitkreuz. Der Elektroingenieur für Mess- und Regeltechnik stützt mit seinem Unternehmen eine weitere These aus der Wirtschaftswelt: Kleine Einheiten können die gleichen Arbeiten oft erfolgreicher erledigen als Konzerne.

Die Wurzeln der "MeßTechnikNord" liegen im AEG-Konzern und seinen unterschiedlichen Nachfolgern am Standort Wedel. Sie hatten Prüflabore für Elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Kalibrierlaboratorien als Abteilungen geführt, bis sie im Jahr 2000 ausgegliedert und von Breitkreuz in einer GmbH zusammengefasst wurden. Viele der rund 30 Mitarbeiter wurden vom Konzern übernommen, neue kamen hinzu. Der Umsatz wuchs seitdem von rund 700 000 Euro auf etwa 2,4 Millionen Euro im Jahr 2009.

Die Wedeler Labore gehören zu den besten in Deutschland

Die Unternehmensgruppe betätigt sich auf mehreren Aufgabenfeldern. Die "LeitTechnikNord" konstruiert und produziert elektronische Komponenten für Befeuerungssysteme von Flughäfen. Die "SchirmTechnikNord" installiert Systeme, die Gebäude und Räume abhörsicher machen aber auch vor elektromagnetischen Wellen schützen. "Kunden sind unter anderem Konzerne und Behörden, die ihre Besprechungsräume abschirmen möchten", so Olaf Breitkreuz. Namen mochte der Sohn des Unternehmensgründers, der diesen Bereich verantwortet, allerdings nicht nennen: "Da wird von uns Diskretion erwartet." Aber auch der Leuchtturm von Helgoland ist von Experten aus Wedel abgeschirmt worden - beispielsweise gegen eine zerstörerische Welle, die entsteht, wenn eine Nuklearwaffe gezündet wird.

Stärkstes Standbein der Gruppe ist jedoch die Messtechnik. Hier werden Messgeräte kalibriert, die Unternehmen in ihren Produktionsprozessen benötigen wie digitale Voltmeter, Oszilloskope - aber auch Geräte für Temperatur, Feuchte, Drehmoment, Druck und andere Einheiten. Die Toleranzen liegen in 0,1 Millionstel-Bereichen. Airbus, Beiersdorf, Dräger und die Bahn sind nur einige von der langen Liste der Kunden, die auf die Leistungen des Wedeler Unternehmens vertrauen. "Wir gehören zu den zehn besten Laboren in Deutschland, auf einigen Gebieten sogar zu den besten drei", so Lutz Breitkreuz.

Eine Spezialabteilung darf sogar den Titel "DKD-Labor" führen, Abkürzung von "Deutscher Kalibrierdienst". Hier wiederum werden die Prüfinstrumente für die Messgeräte eingestellt - und es wird nochmals um einige Potenzen genauer gearbeitet.

Die Nachfrage wächst, doch daraus erwachsen auch Schwierigkeiten. Lutz Breitkreuz: "Wir haben Mühe, geeignete Mitarbeiter zu finden. Benötigt werden physikalisch-technische Assistenten und Physikingenieure." Bislang konnte die Fachhochschule Wedel und die mit ihr verbundene Physikalisch-Technische Lehranstalt (PTL) diese Personalwünsche erfüllen - doch der Ausbildungsgang ist leider eingestellt worden.