Die Bilanz ist erschreckend: Alle 37 Stunden wurde 2009 im Kreis Pinneberg ein Kind im Kinderschutzhaus oder in eine Bereitschaftspflegestelle einquartiert, weil sein Wohl akut gefährdet war.

Elmshorn. "Diese Zahl lässt nachdenklich werden und unterstreicht die notwendige gesellschaftliche Aufgabe, Kindern und Jugendlichen nicht nur ein gewaltfreies Aufwachsen zu ermöglichen, sondern ihnen auch Perspektiven und Unterstützungen anzubieten", so Eckbert Jänisch, Geschäftsführer der Perspektive.

Die gemeinnützige GmbH ist Träger des einzigen Kinderschutzhauses mit Sitz in Elmshorn und betreut die Pflegefamilien. Laut der gestern vorgestellten Bilanz mussten voriges Jahr insgesamt 235 Kinder und Jugendliche in Obhut genommen werden. 154 von ihnen kamen vorläufig im Kinderschutzhaus, das über acht Doppelzimmer verfügt, unter. Dort beträgt die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 19 Tage. Mit dem Tag der Aufnahme beginnt die sogenannte Krisenbewältigung. Die Experten führen Gespräche mit Eltern, Geschwistern, Verwandten sowie den Stellen des Kreises, um über eine künftige dauerhafte Unterbringung entscheiden zu können. "Alleine können wir die Not nicht bewältigen", so Jänisch. Das funktioniere nur über eine vernetzte Arbeit mit Jugendamt, Fachdiensten des Kreises, beteiligten Trägern der Jugendhilfe sowie Hilfsorganisationen und Beratungsstellen.

81 Kinder fanden in den zwölf Bereitschaftspflegefamilien Unterschlupf. "Mehr als ein Drittel der in Obhut genommenen Kinder in den Pflegefamilien waren zwischen null und drei Jahre alt", erläutert Markus Hunke, Leiter des Kinderschutzhauses. Das Jahr 2009 dokumentiere einen bedenklichen Anstieg von Gewalt in der Erziehung. So habe jedes dritte Kind, das der Perspektive anvertraut wurde, Gewalt in der Familie am eigenen Leib erfahren.

Zur Krisenbewältigung haben Hunke, Jänisch und Co. ein Malprojekt ins Leben gerufen, damit sich die Kinder mit ihren Aggressionen und Traumata künstlerisch auseinandersetzen können. Weil dafür keine Zuschüsse fließen, hofft der Träger auf Geldspenden, um das Projekt fortsetzen zu können.

Dringend benötigt werden auch weitere Familien für die Bereitschaftspflege, weil der Bedarf steigt sowie mehrere Pflegestellen künftig nicht mehr zur Verfügung stehen. "Es werden immer wieder Familien gesucht, die bereit sind, Kinder und Jugendliche in Krisen- und Notfallsituationen aufzunehmen und sie individuell in dieser schweren Zeit zu begleiten", erläutert Ina Risch, die Koordinatorin der Bereitschaftspflege bei der Perspektive. Erstmals soll noch in diesem Monat ein Informationsabend für Familien angeboten werden. Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es im Internet.

www.perspektive-jugendhilfe.de