Tobias Führmann erhält den Deutschen Lehrerpreis – und das schon zum zweiten Mal

Wedel/Moorrege. Kurze Hose bei Minustemperaturen, strubbeliges Haar, ein lockerer Umgangston: Tobias Führmann ist auf den ersten Blick nicht das, was man sich unter einem Lehrer vorstellen würde. Dabei ist der Wedeler sogar ein zweifach ausgezeichneter Pädagoge. Denn Führmann erhielt nach 2011 auch in diesem Jahr den Deutschen Lehrerpreis in Berlin. Damit gehört er erneut zu den besten seiner Zunft. Außer ihm bekamen nur 14 Kollegen bundesweit die Trophäe, die vom Deutschen Philologenverband und der Vodafone Stiftung Deutschland einmal pro Jahr vergeben wird. Dabei schlagen Schüler die Kandidaten vor, eine Jury sucht dann die Gewinner aus.

Es ist es schon eine Auszeichnung, dass Schüler ihren Lehrer für so etwas überhaupt vorschlagen. Dass er den Preis sogar gleich zweimal bekommt, damit hatte Führmann nicht gerechnet. „Ich dachte, das geht gar nicht“, sagt der 41-Jährige, der seit elf Jahren an der Gemeinschaftsschule in Moorrege unterrichtet und durch seine überdurchschnittliche Einsatzbereitschaft auffällt. Darauf zielten auch die Schüler ab, die in ihrer Begründung Führmann als außerordentlich engagiert, fair, kompetent und wertschätzend beschrieben. „Herr Führmann lebt und liebt seinen Beruf, und wir können davon profitieren. Er hat sich immer für uns eingesetzt und sich schützend vor uns gestellt“, heißt es in dem Schreiben. Bei solch einem Lobeslied kam die Jury an Führmann nicht vorbei.

Was der Lehrer für Deutsch und Geschichte so außer dem Unterrichten alles macht, lässt sich an der Homepage der Schule – für die er übrigens auch verantwortlich ist – ablesen. Unter der Rubrik Schulleben sind 19 Projekte aufgeführt. In insgesamt 16 Fällen hat Führmann seine Finger mit im Spiel. Ob Schülerzeitung, ADAC-Fahrradturnier, Sportveranstaltungen, Klassenfahrten, Vorlesewettbewerb oder Projektwochen: Überall plant und hilft er gerne mit. „Wenn es keiner von uns macht, wissen wir, dass du es machst“, habe ihm einmal ein Kollege gesagt.

Keiner Wunder also, dass sich um seinen Schreibtisch im Verwaltungstrakt der Schule die Arbeitsstapel sogar schon auf dem Boden türmen. Als Mitglied der Schulleitung hat er einige Baustellen. Stöhnen will er darüber nicht. „Ich mag meinen Job“, sagt Führmann enthusiastisch. So sehr, dass er auch jedem raten würde, ihn zu ergreifen. „Wir brauchen unbedingt junge motivierte Lehrer mit Idealen“, sagt der 41-Jährige. Leider würden immer weniger junge Menschen den Beruf wählen. Vielleicht liegt es daran, dass unter den Top 10 der unbeliebtesten Jobs zwischen Anwälten und Bankkaufleuten immer der Lehrer zu finden ist.

Führmann kann das nicht nachvollziehen. Ihm bringt es viel Spaß, mit den Schülern zu arbeiten, mit ihnen gemeinsame Projekte zu stemmen, zu sehen, wie sie sich entwickeln. „Wenn ich nach Jahren einen Schüler wiedertreffe und sehe, aus ihm ist etwas geworden, ist das ein gutes Gefühl.“ Doch nicht immer gelingt das. „Manchmal beißt man sich die Zähne aus“, sagt Führmann, der selbst Vater von drei Kindern ist und seinen Ausgleich im Sport findet. Sein Credo: „Aufstehen und nach vorne sehen.“

Mit dieser Auffassung geht er auch die Reformen an, die das Schulleben in Moorrege in den vergangenen Jahren so manches Mal durcheinanderwirbelten und Führmann und Co. einen Haufen Arbeit bereiteten. Aus der Haupt- und Realschule wurde erst eine Regional-, dann eine Gemeinschaftsschule. „Den pädagogischen Mehrwert kann ich nicht erkennen“, kritisiert der 41-Jährige. Es sei unschön, dass in jeder Legislaturperiode die Schullandschaft umgekrempelt werde. Dabei würde Führmann gern weniger Zeit in Organisation und Verwaltung stecken und dafür viel lieber mehr Zeit in Unterricht und Projekte investieren.

Ideen hat er viele. Unter anderem möchte er gern mit den Jugendlichen einen Schulsong erarbeiten. Außerdem überlegt er, auf dem weitläufigen Gelände der Gemeinschaftsschule einen Obst- und Gemüsegarten anzulegen. Dabei könnten die Schüler lernen, wie die Sorten angebaut und wann sie geerntet werden. Wenn er das nötige Geld hätte, dann würde Führmann auch erneut ein einwöchiges Musikprojekt an die Schule holen. Das gelang vor acht Jahren einmal. „Es war toll, was die Schüler damals alles auf die Beine gestellt haben“, so Führmann. Sein Preisgeld investiert er natürlich in Schulprojekte.