Norderstedt. Louis und Kilian Schlapper aus Norderstedt erleben aufregende EM in Besançon. Für den großen Wurf reicht es aber nicht.

Die Norderstedter Radsportler Louis (14) und Kilian Schlapper (11) blieben bei der Europameisterschaft im BMX Race in Besançon/Frankreich trotz hoher Temperaturen cool: Beide erreichten in der rasanten und olympischen Disziplin das Halbfinale, den erhofften Finaleinzug verpassten sie knapp.

Es ging gar nicht erst nach Hause in den Norderstedter Stadtteil Garstedt. Von den Deutschen Meisterschaften in Stuttgart, bei denen die Schlapper-Brüder mit Bronze (Louis) und Platz vier (Kilian) geglänzt hatten, fuhr das Familien-Wohnmobil direkt weiter zur EM in den Osten Frankreichs. Nahe der Schweizer Grenze bestand so die Gelegenheit, die EM-Strecke in diversen Trainings-Sessions vorab zu testen und sich einige Tage einzugewöhnen.

Spektakuläres BMX Race: Hitze, Stürze, Norderstedt zweimal im EM-Halbfinale

Klimatisch absolut notwendig, denn es wurde vorausgesagt, dass die BMX-Bahn bei den Titelkämpfen einem Glutofen gleichen würde. Und so kam es dann auch: Die Hitze machte allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern gleichermaßen zu schaffen.

Für die Europameisterschaft gemeldet hatten 2420 BMX Racer, davon alleine 900 aus dem Gastgeberland. „Die äußeren Bedingungen haben den Aktiven alles abverlangt“, sagte Marcus Schlapper, der Vater der beiden Youngster. „Die Konzentration über viele Stunden hoch zu halten und immer genau auf die Sekunde zu performen, das war für jeden Einzelnen eine große Herausforderung.“

Pro Altersklasse starteten über 100 Konkurrenten aus ganz Europa

Am Renntag wurden in den verschiedenen Altersklassen im Minutentakt Fahrerinnen und Fahrer auf die wellige und kurvige Strecke geschickt, um den straffen Zeitplan bewältigen zu können. Louis Schlapper startete in der Altersklasse Boys 14, Kilian in der Kategorie Boys 11. Die nötigen Punkte für die EM-Qualifikation hatten die Brüder während der laufenden Saison in den Bundesliga-Läufen und beim Drei-Nationen-Cup gesammelt. Pro Altersklasse gingen in Besançon über 100 Konkurrenten aus ganz Europa an den Start. Im Finalrennen kämpften am Ende nur jeweils acht Aktive um die begehrten Medaillen.

Für die beiden Schüler des sportorientierten Gymnasiums Heidberg in Langenhorn standen zunächst drei Vorläufe an. Louis meisterte die Vorrunde souverän, gewann alle drei Läufe und raste ins Achtelfinale. Kilian musste etwas mehr kämpfen, er wurde Vierter, Dritter und Fünfter, qualifiziert sich aber letztlich ebenso wie sein Bruder für die Runde der letzten 16. Von da an wurden die Karten neu gemischt, die Konkurrenten stärker. Die ersten vier aus jedem Lauf blieben im Wettbewerb.

Die Eltern Marcus und Vivien fiebern vor Ort mit

Beide Norderstedter, die für die Radsportgemeinschaft Hamburg antreten, übersprangen auch diese Hürde. Kilian kam als Dritter seines Laufes weiter, Louis landete sogar auf Rang eins – die Plätze im EM-Viertelfinale waren gebucht. Dem Schlapper-Tross – Papa Marcus, Mama Vivien und Coach Lars Ludewig – fiel ein Stein vom Herzen.

Nun trennte sich langsam die europäische Spreu vom Weizen. In Kilian Schlappers Boys-11-Viertelfinale rutschte allen Zuschauern zunächst das Herz in die Hose. Schon vor dem Startsignal herrschte Unruhe an der Rampe, alle zuckten, es lag etwas in der Luft.

Nach dem Start wurde auf der Bahn wild gedrängelt, und auf der ersten Geraden kam es tatsächlich zum Sturz. Zwei Fahrer verhakten sich, schieden aus. Kilian kam zum Glück unbeschadet davon und sicherte sich den vierten Platz, der zum Einzug in die nächste Runde reichte.

Trainer Lars Ludewig ist mit seinen Schützlingen sehr zufrieden

Durchatmen. Louis Schlapper machte es weniger spannend, untermauerte erneut seine glänzende Verfassung und wurde in seinem Rennen Zweiter. Was für ein Coup: Beide Schlapper-Brüder hatten in Frankreich das Halbfinale der Europameisterschaft erreicht, das Soll war mehr als erfüllt.

Die Norderstedter Schlapper-Brüder, Louis (links) und Kilian, während einer Rennpause bei der BMX-EM in Besançon/Frankreich.
Die Norderstedter Schlapper-Brüder, Louis (links) und Kilian, während einer Rennpause bei der BMX-EM in Besançon/Frankreich. © Marcus Schlapper

Nun allerdings warteten die richtig harten Brocken, vor allem die Franzosen, die ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Paris Vollgas gaben; sie geben in der Sportart BMX Race momentan weltweit den Ton an. „Vom Halbfinale an sind alle Fahrer richtig gut“, sagte Vater Marcus Schlapper. An diesem Renntag allerdings – wie sich bald herausstellen sollte – zu gut für seine Jungs. Denn nun war Endstation, die leisen Hoffnungen auf den Finaleinzug erfüllen sich nicht.

Trainer Lars Ludewig: „Kilian konnte sich beim Start zunächst gut durchsetzen, es fehlte aber an Schwung nach der ersten Kurve. Er wurde durchgereicht und hat so seinen Qualifikationsplatz für den Endlauf verloren.“

„Bei optimalem Verlauf wäre Top-Fünf-Platzierung möglich gewesen“

Bei Louis hakte es schon direkt zu Beginn. „Sein Start war nur mittelmäßig“, so Ludewig, „deshalb hat es in seiner sehr stark besetzten Klasse nicht fürs Finale gereicht. Bei optimalem Verlauf wäre eine Top-Fünf-Platzierung möglich gewesen.“

In der Endabrechnung landete Louis auf Rang elf, Kilian wurde 14. Und auch wenn das Finale durchaus in Reichweite war, hielt sich die Enttäuschung der Norderstedter in Grenzen. „Wir sind mit dem Verlauf der Europameisterschaft zufrieden“, sagte Marcus Schlapper.

Lars Ludewig äußerte sich nicht ganz so zurückhaltend, er griff bei seiner Bewertung eine Schublade höher: „Die Leistung der Schlapper-Brüder ist hervorragend. Beide konnten in die europäische Spitzengruppe vorfahren.“

Nächster Höhepunkt für die BMX-Race-Asse ist die WM in Glasgow

Viel Zeit zum Grübeln gibt es ohnehin nicht. Schon Anfang August stehen die BMX-Race-Weltmeisterschaften im schottischen Glasgow an. Louis und Kilian sind durch die eingesammelten Punkte in ihren Altersklassen längst qualifiziert. Die Schlappers werden sich im Wohnmobil also demnächst wieder in Bewegung setzen, um den nächsten Anlauf für eine Top-Platzierung zu starten.

Die WM ist ein Saison-Highlight: Erstmals finden alle 13 Weltmeisterschaften im Radsport parallel statt, der Weltverband UCI hat sich entschlossen, sämtliche Wettbewerbe zusammenzufassen: Mountainbike, Straßenrennen, Bahnrad und BMX – plus die Para-Wettbewerbe.

Nur beim BMX sind auch die Jugendlichen zugelassen. Der Race-Nachwuchs fährt parallel zu den Profis seine Medaillengewinner aus. Eine Prognose ist schwierig. Marcus Schlapper: „Das Viertelfinale wäre für beide super. Wir wollen in Glasgow ein paar Runden überstehen, da sind über 200 Fahrer pro Altersklasse am Start. Alles darüber hinaus ist ein Bonus.“