Todesfelde. Die Trainerin hat sich um den Handballsport in Todesfelde und Leezen verdient gemacht. Worauf sie sich künftig konzentriert.

Wer an Handball in Todesfelde denkt, kommt an Gabriella Nemeth nicht vorbei. Seit nunmehr 24 Jahren steht die Trainerin wie niemand anderes für den schnelle Mannschaftssport in der Gemeinde.

Vieles hat „Gabi“ mit ihrem Verein seitdem erlebt, sie hat Erfolge gefeiert und musste Niederlagen verkraften. Erst kürzlich durfte sie als Betreuerin des ersten Frauenteams den sensationellen Klassenerhalt in der 3. Liga Nord-Ost feiern.

Goldene Ehrennadel: Zwei Herzensprojekte haben Priorität

Nun allerdings zieht sich die 63-jährige zurück. Einerseits, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Andererseits, um sich ganz ihren beiden Herzensprojekten zu widmen.

1992 kam die gebürtige Ungarin als diplomierte Sport- und Biologielehrerin nach Deutschland und stieg in den Handballsport ein. Zunächst als Trainerin beim Leezener SC und – von 1999 an – beim
SV Todesfelde. Zwischenzeitlich nebenbei auch noch als Kreisauswahltrainerin; dabei hatte sie stets den leistungsorientierten, aber auch den Breitensportbereich im Blick.

Viermal führte Gabriella Nemeth Jugendteams ins DM-Viertelfinale

Von den größten Erfolgen ihrer Mannschaften ist das dreimalige Vordringen mit Nachwuchsteams bis in das Viertelfinale bei Deutschen Meisterschaften hervorzuheben. Besonders der vierte Platz im Final Four der Saison 2011/2012 mit der weiblichen A-Jugend bleibt in Erinnerung.

Damals schon mit dabei: Franziska Haupt. Die Ausnahme-Handballerin ist der wohl bekannteste Schützling von Gabriella Nemeth. Als Haupt Ende April ihre Karriere mit dem Klassenerhalt in der 3. Liga würdig beendete, saß Gabriella Nemeth auf der Bank. Für beide schloss sich sprichwörtlich ein Kreis.

„Die 3. Liga ist totales Neuland gewesen“

„Schon die Meisterschaft in der Oberliga Hamburg/Schleswig-Holstein und der Aufstieg waren ein wahnsinniger Erfolg“, erinnert sie sich. „Die 3. Liga ist totales Neuland für den Verein gewesen.“

Angetrieben von großer Euphorie wurde das Abenteuer gewagt, auch wenn Skeptiker den Dorfverein bereits vor dem Start der Spielzeit als sicheren Absteiger ausgemacht hatten. „Als die Mädels dann gemerkt haben, dass mithalten können, ist die Stimmung im Team immer besser geworden. Trotz Rückschlägen haben alle an sich geglaubt. Der Zusammenhalt in der Mannschaft war sensationell.“

Der Verein ist ihrer Meinung nach besser in der Oberliga aufgehoben

Langfristig und aus Sicht des eigenen Nachwuchses sei der Verein ihrer Meinung nach aber besser in der Oberliga aufgehoben. Den Sprung aus der A-Jugend in die 3. Liga hält Gabriella Nemeth für zu groß. „Wir bräuchten mehr Spielerinnen von außerhalb. Aber warum sollen die ausgerechnet nach Todesfelde kommen? Viele bleiben schon in Henstedt-Ulzburg hängen. Aus Hamburg und Lübeck ist es sehr weit zu uns.“

Für sie persönlich ging mit der ersten Drittligasaison in der Vereinsgeschichte ein heimlicher Traum in Erfüllung. „Tief in meinem Herzen habe ich davon geträumt, dass es klappen könnte. Es war wunderschön, so etwas miterleben zu dürfen.“

Rückkehr auf die Bank als gute Seele der Frauenmannschaft

Als sie 2016 das Traineramt der ersten Frauenmannschaft abgab, hatte Nemeth eine Rückkehr auf die Bank eigentlich ausgeschlossen. „Ich bin müde geworden“, ließ sie damals verlauten. Sechs Jahre später dann das Comeback – als Betreuerin und gute Seele der Mannschaft.

Cheftrainer Thomas Kruse: „Sie war mit ihrer riesigen Handballerfahrung enorm wichtig für uns. Für einige Spielerinnen wurde sie die Ansprechpartnerin, wenn es mal Not tat. Wir hatten ein gutes Verhältnis zueinander, es gab kein Kompetenzgerangel.“

Künftig bestimmt das Enkelkind die Freizeitgestaltung

Nemeth selbst musste sich in ihrer neuen Rolle allerdings erst finden. „Für mich war immer klar, dass ich mich im Hintergrund halte und nicht einmische. Nur auf der Bank zu sitzen und jubeln zu dürfen, hat aber auch Spaß gebracht.“

Nun soll für Gabriella Nemeth endgültig Schluss mit dem leistungsorientierten Handball sein. Sie ist vor Kurzem Oma geworden und möchte ihre Freizeit zukünftig dem Enkelkind widmen. „24 Jahre lang haben die Spielpläne und Trainingseinheiten mein Leben beherrscht. In Zukunft komme ich dann nur noch zum Zuschauen in die Halle.“

Goldene Ehrennadel: Inklusion und Integration sind Schwerpunkte

Für ihre Verdienste als Botschafterin für den Sport, für Bewegung und Teilhabe wurde die „Mrs. Handball von Todesfelde“ vom Kreissportverband Segeberg mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.

Seit 2017 setzt Nemeth den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf Inklusion und Integration – sowohl als Botschafterin für das Projekt „Kein Kind ohne Sport“ der Sportjugend Schleswig- Holstein als auch im eigenen Inklusionsprojekt „Hand-in-Handball“ beim SV Todesfelde. „Das erfüllt mich total und ist eine ganz andere Art, Handball zu leben“, sagt sie.

Als der KSV- und SVT-Vorsitzende Holger Böhm ihr die Auszeichnung bei der Jahreshauptversammlung des SV Todesfelde überreichte, war sie sehr überrascht.

„Ich kenne den Punkt der Ehrungen auf der Agenda schon lange und habe mir deshalb nichts gedacht, als Holger anfing, eine Person zu beschreiben“, so Nemeth. „Als dann klar wurde, dass er mich meinte, war ich sehr gerührt und habe geweint. Alle sind für mich aufgestanden, das war sehr emotional für mich. Ich habe vieles im Sport erlebt, aber dieser Moment hat sich in mein Herz eingebrannt.“