Todesfelde. Interview: Warum Trainer Thomas Kruse fest an den Klassenerhalt mit den Damen der SG Todesfelde/Leezen glaubt.

Als Aufsteiger haben sich die Handballerinnen der SG Todesfelde/Leezen nach zehn Spielen mit 9:11 Punkten im Mittelfeld der 3. Liga Nord/Ost etabliert. Für den Dorfverein mit kleinem Etat und begeisterungsfähigem Umfeld ein mehr als respektables Ergebnis. Ein echter Coup ist den Verantwortlichen mit der Verpflichtung von Trainer Thomas Kruse gelungen. Der Handballfachmann kennt die dritthöchste deutsche Klasse und einige Spielerinnen von früheren Stationen und hat mit seiner Erfahrung entscheidenden Anteil am guten Abschneiden der SG. Vor dem Abschluss der Hinrunde mit der Heimpartie gegen den Tabellenelften Berliner TSC (Sonnabend, 26. November, 18 Uhr) sprach das Hamburger Abendblatt mit dem 54-jährigen.

Hamburger Abendblatt: Herr Kruse, wie bewerten Sie den bisherigen Saisonverlauf?

Thomas Kruse: Ich bin grundsätzlich sehr zufrieden. Berücksichtigt man unsere Umstände mit nur zwei Trainingseinheiten pro Woche und vielen beruflichen Verpflichtungen der Spielerinnen macht das Team viel aus seinen Möglichkeiten. Das haben wir auch von vorneherein offen kommuniziert. Von daher ist alles so eingetreten, wie ich es mir vorgestellt habe. Einzelne Ausreißer, wie die hohe Derby-Niederlage beim SV Henstedt-Ulzburg, waren zu erwarten. Erhofft haben wir sie uns dennoch nicht.

Was läuft schon gut, und womit tut sich Ihre Mannschaft noch schwer?

Die Truppe zeichnet eine sehr gute Mentalität aus, die Spielerinnen haben sich gefunden und treten als Einheit auf. Auf der anderen Seite wissen wir, dass unsere Fehlerquote zu hoch ist und es noch am Timing im Angriff sowie Absprachen in der Abwehr hapert. Auch am Umgang mit schwierigen Phasen im Spiel arbeiten wir noch. Da fehlen uns bislang die nötige Ruhe und Abgeklärtheit. Das ist aber nicht ungewöhnlich und wird sich noch verbessern.

Für die SG Todesfelde/Leezen ist die 3. Liga absolutes Neuland. Wie nehmen Sie die Stimmung im Verein wahr?

Der ist immer noch unfassbar euphorisiert und steht voll hinter dem Projekt 3. Liga. Man gibt uns jegliche Unterstützung, die möglich ist, wir können komplett ohne Druck arbeiten. Es besteht keine Erwartungshaltung, die Klasse unbedingt halten zu müssen. Auch wenn das natürlich den sportlichen Anreiz darstellt und wir dieses Ziel unbedingt erreichen wollen.

Wie bekommen Sie Ihre persönliche Situation mit der Doppelbelastung als hauptberuflicher Reiseveranstalter und nebenberuflicher Handballtrainer unter einen Hut?

Ich mache beide Jobs schon lange parallel, von daher ist das keine neue Situation. Mit früheren Vereinen ging es auf Auswärtstouren nach Koblenz und Stuttgart, jetzt kann ich die Fahrten zum Teil mit dem eigenen Auto bestreiten. Das macht es sogar ein Stück weit angenehmer. Trotzdem ist mein Job in der Touristikbranche sehr stressig und zeitaufwendig.

Ihre Spielerin Franziska Haupt führt mit 98 Treffern souverän die Torschützenliste der 3. Liga Nord/Ost an. Manche sagen sogar, sie sei die beste Spielerin der Staffel. Ist sie für die SG unverzichtbar?

Jedem ist klar, dass Franzi die Leaderin im Team und eine Ausnahmespielerin ist. Deshalb habe ich sie auch zur Mannschaftskapitänin gemacht. Es ist aber auch eine Rolle, die sie gut annimmt und will. Todesfelde ist ihr Heimatverein, für den sie alles gibt. Ihre Mentalität, keinen sportlichen Wettkampf verlieren zu wollen, macht sie aus. In schwierigen Situationen übernimmt Franzi gerne Verantwortung und bekommt diese auch von den anderen übertragen. Natürlich wäre es uns beiden lieb, wenn die Teamkolleginnen sie etwas mehr entlasten würden, aber daran arbeiten wir.

Mit Ihnen, Co-Trainerin Helen Andersson und Betreuerin Gabriella Nemeth hat die SG Todesfelde/Leezen ein Trio auf der Bank. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?

Sehr gut. Helen kenne ich aus meiner vorherigen Station beim AMTV Hamburg. Sie wollte nach ihrer aktiven Karriere unbedingt den Trainerschein machen und ist gerade dabei. Wir harmonieren gut mitein­ander. Helen kennt meine Philosophie und weiß, wie ich ticke. Ich habe volles Vertrauen in sie, weil sie einen hohen Handballverstand hat.

Und wie ist der Draht zu Gabriella Nemeth?

Sie ist mit ihrer riesigen Handballerfahrung enorm wichtig für uns. Für einige Spielerinnen ist sie die Ansprechpartnerin, wenn es mal Not tut. Wir haben ein gutes Verhältnis zueinander und es gibt kein Kompetenzgerangel.

Kurze Frage zum Schluss: Schafft die SG Todesfelde/Leezen den Klassenerhalt?

Vieles hängt davon ab, ob wir auf gewissen Positionen Verletzte haben. Der Kader ist gut aufgestellt, wir können grundsätzlich auch Ausfälle kompensieren. Über längere Zeit wird es aber schwierig, eine Leistungsträgerin wie Franziska Haupt zu ersetzen und gleichzeitig die Qualität zu erhalten. Bleiben wir davon verschont, bin total optimistisch und davon überzeugt, dass das Team die Klasse relativ sicher halten wird. Denn wir werden immer stabiler und selbstsicherer.