Norderstedt. Heimspieltag in Norderstedt findet unter ungewöhnlichen Bedingungen statt. Was ein internationaler Skandal damit zu tun hat.

Jetzt haben die Schachspieler des SK Norderstedt acht Spieltage Zeit, die 2. Bundesliga von hinten aufzurollen. Mit zwei 2:6-Niederlagen gegen den Hamburger SK II und FC St. Pauli startete das Team in die neue Saison. Der Nordspieltag im Norderstedter Rathaus – viertes Team war der SK Doppelbauer Turm Kiel II – stand ganz im Zeichen der Manipulationsvorwürfe gegen den amerikanischen Großmeister Hans Niemann. Der soll nach Medienberichten in über 100 Partien betrogen haben.

Neben den üblichen Maßnahmen, alle Telefone und weitere elektronische Geräte beim Schiedsrichter zu deponieren, hatten die Schiedsrichter Heinz-Werner Szudra, Boris Bruhn und André Sterley diesmal noch ein schweres Geschütz aufgefahren. Ein Metallscanner sollte bei begründetem Verdacht zum Einsatz kommen, um versteckte unerlaubte Hilfsmittel aufzuspüren.

Schweres Geschütz gegen Betrug: Metallscanner am Schachbrett

In Expertenforen soll der Einsatz von Analkugeln diskutiert werden, die von außen mit Zugvorschlägen gefüttert und dem Spieler per Morsezeichen übermittelt werden. In Norderstedt blieb das Gerät aber nur eine ungenutzte Drohung.

Nur die Fangruppe des FC St. Pauli hätte an diesem Spieltag Züge verraten können. Knapp ein Dutzend Anhänger waren im Norderstedter Rathaus aufgetaucht. Aber die Schachfans aus der Hansestadt interessierte neben den Partien ihres Vereins nur zweierlei: Einmal, wo sie ihr großes Banner aufhängen können, und wo sie die eine oder andere Flasche Bier herbekommen.

Im Zweifelsfall und beim Verdacht eines Betruges wäre dieser Metalldetektor zum Einsatz gekommen.
Im Zweifelsfall und beim Verdacht eines Betruges wäre dieser Metalldetektor zum Einsatz gekommen. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Beim SK Norderstedt jedenfalls nicht. Da gibt es nur Kaffee und Softgetränke in der Cafeteria. Dafür gab es für den FC St. Pauli vier Punkte. Sowohl gegen Norderstedt (6:2) als auch gegen Kiel (5,5:2,5) gewannen die Hamburger. Die Ausbeute des Spieltags wurde an diesem Auftaktwochenende nur vom HSK übertroffen, der in Norderstedt beide Partien mit 6:2 gewann und jetzt von der Tabellenspitze grüßt.

„Wir hatten in beiden Partien auf Punkte gehofft. Aber der FC St. Pauli war in Bestbesetzung angetreten, und unsere Nachwuchsspieler an den hinteren Brettern haben gegen HSK alle verloren“, sagte der SKN-Vorsitzende Rüdiger Schäfer zerknirscht.

Immerhin kamen die drei Norderstedter Neuzugänge, der Internationalen Meister Christian Joecks und die beiden Nachwuchsspieler Artur Hovhannisyan und Alfred Parvanyan zu ihren Debüts gegen den FC St.Pauli. Das interessanteste Match fand an Brett drei statt. Hier trafen die Internationalem Meister Suren Petrosian und Aljoscha Feuerstack aufeinander. Letzterer hat viele Jahre für den SKN gespielt. „Es war schon ein komisches Gefühl, gegen den SKN und meinen ehemaligen Trainer anzutreten“, sagte Feuerstack.

Die Kontrahenten und alten Weggefährten gehen zusammen essen

Suren Petrosian erwiderte: „Aljoscha hat es sehr gut gemacht. Ich hatte zu viele Löcher in meiner Stellung, das konnte er sehr geschickt ausnutzen. Das zeigt doch, dass ich ihn sehr gut ausgebildet und auf höhere Weihen vorbereitet habe.“ Dass die alten Verbindungen noch Bestand haben, war dann am späten Sonntagabend zu spüren, als die beiden Ex-Norderstedter Benedict Krause und Aljoscha Feuerstack zum Ausklang des Tages mit den alten Freunden und Weggefährten zum „Griechen“ gingen und bei einem Mahl das Wochenende durchsprachen.

Nach der Auftakt-Niederlage, bei der Artur Hohannisyan gewinnen, Michael Kopylov und Frank Hagenstein remis spielen konnten, war das Norderstedter Motto in der zweiten Partie gegen den ebenfalls nicht in Bestbesetzung antretenden HSK „Vorne halten, hinten spalten“.

Schach: Jetzt muss der SK Norderstedt die Tabelle von hinten aufrollen

Was an den vier Topbrettern aufging, es gab vier Remis durch Andrey Ostrovsky, Michael Kopylov, Suren Petrosian und Oliver Zierke, scheiterte an den vier hinteren Brettern. Sowohl Christian Michna, als auch Hanno Sislian, Frank Hagenstein und Artur Hovhannisyan verloren.

Die Norderstedter müssen nun im Rest der Saison das Feld von hinten aufrollen. Nach den ersten beiden Spieltagen steht nur die Zweite des SV Werder Bremen hinter den neuntplatzierten Norderstedtern. Aber die Hansestädter haben nur ein Spiel gehabt. Kein Team hat weniger Brettpunkte pro Partie geholt als der SKN.