Unklare Lage

TuRa-Basketballer auf dem Weg in die 2. Regionalliga?

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Karsten Jaeger
Benedict von Houwald ist in dieser Saison mit 321 Punkte der zweitbeste TuRa-Korbjäger. Nur sein Mannschaftskollege Tim Weidemeyer (469 Zähler) war noch treffsicherer.

Benedict von Houwald ist in dieser Saison mit 321 Punkte der zweitbeste TuRa-Korbjäger. Nur sein Mannschaftskollege Tim Weidemeyer (469 Zähler) war noch treffsicherer.

Foto: Thomas Maibom

Sollte die Oberliga-Saison wegen Corona abgebrochen und regulär gewertet werden, würde der aktuelle Tabellenzweite aufsteigen.

Norderstedt. Zweimal in der Woche hält Birgit Bewarder in der Geschäftsstelle des Hamburger Basketball-Verbandes an der Schäferkampsallee in Eimsbüttel die Stellung. Die HBV-Mitarbeiterin ist in diesen Tagen als alleinige Angestellte tätig, sie erledigt die Post, bedient das Telefon. Unlängst erhielt sie einen Anruf von Andrej Telemann, dem Kapitän der Oberliga-Männermannschaft des TuRa Harksheide.

Bis Ende März geht definitiv nichts

Der 24 Jahre alte Korbjäger des Oberligisten erkundigte sich, wann und ob überhaupt mit der Fortsetzung des Spielbetriebs in der höchsten Hamburger Klasse wegen der Corona-Krise zu rechnen sei. Bewarders Auskunft lautete, wie schon in Gesprächen mit anderen Vereinsvertretern: „Bis Ende März geht definitiv nichts, die Pause kann sich aber auch noch weiter hinziehen.“ Telemann zeigte Verständnis: „Okay, dann müssen wir eben noch eine Weile die Füße stillhalten.“

In der 1. und 2. Regionalliga wurden die Punktspiele bereits komplett abgebrochen. Was die TuRaner angeht: Ein vorzeitiges Ende der Serie 2019/2020 wäre – sofern diese regulär gewertet wird –sportlich nicht die schlechteste Option. Das Team von Trainer Mohammed Atya muss noch vier Partien bestreiten und hat gute Aussichten, Meister zu werden oder aber den wichtigen zweiten Platz in der Oberliga zu behaupten. Da Spitzenreiter SC Rist Wedel IV (30 Punkte) schon mit der zweiten Mannschaft in der 2. Regionalliga vertreten ist, wäre der Weg zum Aufstieg für die TuRaner (26) auch als Tabellenzweiter frei.

Ungeachtet aller Zahlenspielereien hat die Truppe zweifellos eine blendende Saison hingelegt – was so nicht zu erwarten gewesen war.

Elf Punktspielsiege hintereinander

Nach einem schwachen Saisonstart mit fünf Niederlagen am Stück hat sich das Team gefangen und mittlerweile elf Spiele hintereinander gewonnen. Das gelingt trotz eines relativ kleinen Kaders von im Schnitt nur neun einsatzbereiten Akteuren. „Das liegt daran, dass wir uns zusammengerissen haben und inzwischen eine gut harmonierende Mannschaft sind“, sagt Andrej Telemann.

Glänzend lief es bislang vor allem deshalb, weil TuRa ein Spieler-Dreigestirn aufbietet, das von den bisher 1460 erzielten Punkten 1040 Zähler markierte. Ohne Tim Weidemeyer (469), Benedict von Houwald (321) und Andrej Telemann (260) würde die Crew in der Tabelle nicht so gut dastehen. Die drei belegen in der Oberliga-Trefferliste die Plätze eins, drei und vier. Im letzten Match, beim knappen 85:84-Sieg gegen den Eimsbütteler TV III, gingen 80 Punkte auf das Konto des Trios.

Drei Spieler treffen aus allen Lagen

Coach Atya weiß: Wenn Weidemeyer, von Houwald und Telemann gut drauf sind, wandert der Ball elegant durch die eigenen Reihen, und Korberfolge sind meist nur eine Frage der Zeit. Dennoch betont der Trainer, dass für die 2. Regionalliga nach Verstärkungen Ausschau gehalten werden sollte, um in der höheren Klasse nicht gleich in die untere Tabellenregion abzurutschen.

Gespannt darf man darauf sein, wie sich der Nachwuchs des Clubs zukünftig entwickelt. Die Begegnungen in den Leistungsrunden des HBV wurden weitgehend von den TuRa-Jungen mitbestimmt. So belegt die männliche U 12 der Zehn- und Elfjährigen ungeschlagen Platz eins in der höchsten Klasse. Das Best-of-Four-Turnier hat der HBV inzwischen allerdings abgesagt.

Jugend-Bundesligateam ist in Arbeit

Die U 16 (14 und 15 Jahre) ist ebenfalls Erster der Leistungsrunde und damit für die Norddeutschen Meisterschaften im April qualifiziert – wegen der Corona-Krise ist die Austragung aber höchst fraglich. Die U 14 (zwölf bis 13 Jahre) landete im Kampf um den Hamburger Titel am Ende auf Rang vier.

Die Nachwuchsförderung hat unter anderem Sven Wojtkowiak im Blick. Er ist Vorstandsmitglied des Hauptvereins und dabei, erstmals eine TuRa-Mannschaft für die Jugend-Bundesliga (JBBL) auf die Beine zu stellen. In der sind aus der Hansestadt nur die Hamburg Towers, der Bramfelder SV und SC Rist Wedel gemeldet.

Wojtkowiak wartet jetzt noch auf die Bewerbungsunterlagen des Deutschen Basketball-Bundes und hofft auf Interesse von Sponsoren. Zur Bildung eines schlagkräftigen Teams ist eine Spielgemeinschaft mit dem Niendorfer TSV angedacht. Große Hoffnungen gelten zudem der Fertigstellung der Dreifeldhalle am Exerzierplatz. Andrej Telemann: „Dort dürften wir ideale Bedingungen antreffen, um unserem Sport zu einem Aufschwung zu verhelfen.“

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