Norderstedt. Mit dem Image, schlechte Gastgeber zu sein, können die Mitglieder des Norderstedter Vereins Kodokan sehr gut leben – aber nur dann, wenn es um die Medaillenausbeute bei ihren eigenen Veranstaltungen geht. Auch bei den Internationalen Kodokan Open in der Moorbekhalle sammelten die gastgebenden Ju-Jutsu-Kämpfer reichlich Edelmetall.
Dass vor allem die Nachwuchsarbeit des Clubs hervorragend funktioniert, wurde besonders im Ne-Waza genannten Bodenkampf deutlich; die Norderstedter holten alle vier Titel im Juniorenbereich. Smila Täufer (12) setzte sich in der Kategorie U 14 weiblich bis 52 Kilogramm durch, Jule Jacobs (11) gewann den Wettbewerb U 16 weiblich bis 44 Kilogramm, Marcel Said (13) siegte in der U 16 männlich bis 55 Kilogramm und Maximilian Lüth (16) entschied den Ne-Waza-Wettbewerb der Jugend U 18 männlich bis 81 Kilogramm für sich.
Auch im Fighting ließen die Norderstedter nichts anbrennen: Neben Jule Jacobs und Maximilian Lüth triumphierten Joni Grutke (14/U 16 männlich bis 50 kg) und Magnus Rockmann
(10/U 12 männlich bis 46 kg).
Hannes Jacobs ist mit neun Jahren der jüngste Sieger
Der mit neun Jahren jüngste Sieger der Veranstaltung, Hannes Jacobs (U 12, bis 31 Kilogramm), hat die Ju-Jutsu-Begeisterung wie seine Schwester Jule in die Wiege gelegt bekommen. Die Mutter der Talente, Berit Jacobs, ist als Turnierärztin immer mit von der Partie und bei Wettkämpfen mindestens genauso aufgeregt wie ihre beiden Kinder.
Dass sich ihre Sprösslinge verletzen könnten, ist dabei gar nicht ihr erster Gedanke: Ju-Jutsu ist kein Vollkontaktsport, schwere Verletzungen passieren eher selten. „Bei den Kindern sind es dann meistens eher unglückliche Sachen, wie beispielsweise ein verdrehtes Knie“, sagt Berit Jacobs.
Die Geschwister haben ihr Handwerk bei ihrem Vater Stefan Jacobs gelernt, der als Kodokan-Chefcoach seit Jahrzehnten regelmäßig neue Talente entdeckt, fördert und bis in die nationale Spitze bringt. „Er hat mich vor vier Jahren gefragt, ob ich mal zum Training mitkommen möchte. Das habe ich dann getan und bin dabeigeblieben. Am meisten Spaß macht mir das Kämpfen in Part eins, also das Schlagen und Treten“, sagt Hannes Jacobs.
Schon bei den Landesmeisterschaften vor einer Woche hatte sich der Viertklässler gegen alle Konkurrenten durchgesetzt, bei den Kodokan Open war die Nervosität allerdings um einiges größer. „Es war schon ziemlich aufregend, dort zu kämpfen. Aber wenn man erst einmal auf der Matte steht, dann bekommt man das nicht mehr mit“, so der Youngster, der klare Ziele hat: „Wenn ich 16 oder 17 Jahre alt bin, möchte ich Weltmeister werden.“
Sein Vorbild ist der frühere World-Games-Teilnehmer sowie Welt- und Europachampion Tim Weidenbecher (25), der mittlerweile zwar seine aktive Laufbahn beendet hat, den Verein aber noch als Helfer und Kampfrichter unterstützt.
Die Kodokan Open, die mit 326 Kampfsportlern aus elf Nationen besser als je zuvor besetzt waren, wurden erstmals in Kooperation mit dem europäischen Ju-Jutsu-Verband als „JJEU supported event“ ausgetragen. „Unser Turnier hat sich in der Jahresplanung etabliert. Viele Vereine und Verbände nutzen die Gelegenheit, um zu sehen, wo sie mit ihren Athleten zu Beginn des Wettkampfjahres stehen. Das Niveau war sehr hoch, am Start waren viele internationale Top-Kämpfer“, sagte Stefan Jacobs und fügte hinzu: „Im Vergleich zu 2018 sind diesmal über 100 Starter mehr auf die Matten gegangen. Damit haben wir unsere Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht. Wir hoffen, 2020 noch mehr Ju-Jutsu-Cracks nach Norderstedt zu holen.“
In der Gesamtwertung sicherte sich Kodokan mit neun Gold-, sieben Silber- und sieben Bronzemedaillen Platz eins in der Vereinswertung vor Den Edel Gouda aus den Niederlanden und dem 1. Ju-Jutsu-Verein Bernau (Brandenburg) mit jeweils sechs ersten Plätzen.
Beste ausländische Nation wurden die Niederlande vor den Sportlern aus Dänemark, Belgien, Österreich und Schweden. Zu Gast waren außerdem Kämpfer aus der Schweiz, Slowenien, Frankreich, Bulgarien und Singapur.
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