Fluch der Technik

Videobeweis kostet den EM-Titel im Ju-Jutsu

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Anne Pamperin
Zwei Teilnehmer, zwei Medaillen: Kodokan-Cheftrainer Stefan Jacobs (Mitte) war mit der Ausbeute seiner Schützlinge Luzie Grutke (17, l.) und Maximilian Lüth (16) bei den  U-18-Europameisterschaften in Bologna zufrieden.

Zwei Teilnehmer, zwei Medaillen: Kodokan-Cheftrainer Stefan Jacobs (Mitte) war mit der Ausbeute seiner Schützlinge Luzie Grutke (17, l.) und Maximilian Lüth (16) bei den U-18-Europameisterschaften in Bologna zufrieden.

Foto: Philipp Roth

Kodokan-Kämpferin Luzie Grutke wird Vize-Europameisterin in der Altersklasse U 18. Maximilian Lüth holt in Bologna Bronze.

Norderstedt.  Tor oder nicht Tor? Foul oder kein Foul? Der Videobeweis ist im Fußball mittlerweile ein gängiges Mittel, um Fehlentscheidungen zu vermeiden und den Sport gerechter zu machen. Auch im Ju-Jutsu hat die moderne Technik Einzug gehalten. „Es steht nur noch ein Kampfrichter auf der Matte, die anderen beiden schauen sich den Fight am Bildschirm an und können bei strittigen Situationen schnell die Wiederholung abrufen. Das ist eigentlich eine gute Sache“, sagte Luzie Grutke, Nachwuchssportlerin des Norderstedter Vereins Kodokan.

Bei den U-18-Europameisterschaften in Bologna bekam die 17-Jährige dann allerdings den Nachteil der neuen Regelung zu spüren. Die Vize-Europameisterin des vergangenen Jahres hatte sich bis ins Finale der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm vorgekämpft. Auf dem Weg dorthin setzte sie sich unter anderem gegen die amtierende Weltmeisterin Lisa Fuhrmann aus Österreich, gegen die sie 2017 noch verloren hatte, durch. Im Finale wartete die Niederländerin Marie-Flore Redegeld.

Das dreiminütige Duell verlief ausgeglichen, kurz vor Schluss lag Luzie Grutke mit 15:16 Punkten zurück. „Dann habe ich einen richtig guten Handkantenschlag gesetzt, der Kampfrichter auf der Matte zeigte einen Ippon für mich an. Das hätte den Sieg für mich bedeutet. Doch leider wurde dann im Video deutlich, dass ich eine Sekunde zu spät angegriffen habe. Das hat mich natürlich schon geärgert.“

Die Zwölftklässlerin, die im kommenden Jahr ihr Abitur am Sportgymnasium Heidberg macht, war als Zweitstarterin des Bundeskaders nach Italien gereist und musste demzufolge für die Kosten selbst aufkommen. „Ich habe aber mit dem Langenhorner Architekturbüro Apel-Stiglmeir einen Sponsor gefunden, der mich finanziell unterstützt. Dafür bin ich sehr dankbar“, sagte die frischgebackene Vize-Europameisterin, die im kommenden Jahr in die Altersklasse U 21 aufsteigt.

Luzie Grutkes Vereinskamerad Maximilian Lüth war ebenfalls in Bologna am Start und holte sich bei seiner internationalen Meisterschaftspremiere in der Kategorie bis 66 Kilogramm auf Anhieb die Bronzemedaille.

Der 16-Jährige musste auf dem Weg dorthin allerdings eine ganze Menge einstecken. Im zweiten Kampf gegen Yani Benaicha aus Frankreich erlitt Lüth nach einer Kopfnuss eine klaffende Platzwunde, die verbunden werden musste.

Sein Kontrahent gewann das Duell, der Kodokaner musste in die Trostrunde. Dort stand Maximilian Lüth viermal auf der Matte – und gewann alle vier Fights. Im kleinen Finale um Platz drei traf der Bundeskaderathlet dann erneut auf Benaicha und setzte sich bei der Revanche durch.

„Mit sieben Kämpfen war das ein riesiges Programm, dass Maximilian hier abarbeiten musste. Aber er wurde von Mal zu Mal besser und hat mit dem dritten Platz bei seinen ersten Europameisterschaften ein deutliches Zeichen gesetzt“, sagte Kodokan-Cheftrainer Stefan Jacobs zufrieden.

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