Norderstedt. Wer im Kampfsport erfolgreich sein will, muss diszipliniert sein. In den einzelnen Gewichtsklassen wird penibel darauf geachtet, dass die Kontrahenten nicht zu viel Pfunde auf den Rippen haben, um sich im Wettkampf dadurch eventuell einen Vorteil zu verschaffen. Die Folge: Wer in der Vorbereitung schludert und sich gehen lässt, muss später dafür büßen und „Gewicht machen“, wie es in der Fachsprache heißt.
Um sich diesen Stress in Zukunft zu ersparen, hat sich Ju-Jutsu-Kämpferin Luzie Grutke (Kodokan Norderstedt) im Februar dazu entschieden, nicht mehr in der Kategorie bis 57 Kilogramm zu kämpfen, sondern in der nächsthöheren zu starten. Hier sind maximal 63 Kilogramm erlaubt. „Jetzt muss ich nicht ständig auf meine Ernährung achten und kann ganz normal essen. Das schränkt mich auch im Alltag nicht mehr so ein“, sagt die 16 Jahre alte Quickbornerin, die mit ihren 60 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,68 Metern sehr zufrieden ist.
Für die EM sucht sie nach Sponsoren
Dass sie in der neuen Gewichtsklasse sportlich bestens zurecht kommt, bewies Luzie Grutke bei den nationalen Schüler- und Jugend-Titelkämpfen im hessischen Maintal. Die U18-Weltmeisterin und Vize-Europameisterin des vergangenen Jahres gewann den deutschen Meistertitel und unterstrich damit ihre Ambitionen für die Europameistschaft in Bologna, die im Oktober stattfindet. Durch den Wechsel in die neue Gewichtsklasse muss sich die Kampfsportlerin allerdings damit abfinden, dass sie nur als Zweitstarterin zur EM fahren wird, auch wenn die eigentliche Nummer eins, Vanessa Rohde aus Zeitz, nur Platz neun in Maintal belegte.
„Da mein Wechsel mitten in der Saison erfolgte, wird sich an der Reihenfolge nichts mehr ändern. Das ist nun einmal so“, sagt Luzie Grutke. Die sportliche „Herabstufung“ stört die Elftklässlerin, die in ihrer alten Gewichtsklasse bis 57 Kilogramm die nationale Nummer eins war, eher nicht. „Aber als Zweitstarterin muss ich die Kosten für die Anreise und Unterkunft bei der EM selber tragen. Das sind mindestens 700 Euro“, sagt die Elftklässlerin, die das Sportgymnasium Heidberg besucht und dafür jede Menge Strapazen auf sich nimmt. Sie fährt jeden Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Quickborn nach Hamburg und ist auf dem Hin- und Rückweg jeweils mehr als eine Stunde unterwegs.
Um sich die Teilnahme an der EM leisten zu können, versucht Luzie Grutke, Sponsoren zu finden. Dafür hat sie eine Athletenmappe erstellt, die sie Interessenten gerne zukommen lässt. Wer sie unterstützen möchte, kann mit ihr per Mail (luzie.grutke@gmail.com) in Kontakt treten. Unter anderem besteht die Möglichkeit, auf dem Gi (Anzug) zu werben.
Kodokan jubelt über drei weitere Champions
Luzie Grutke ist nicht das einzige Talent, das Kodokan zurzeit in seinen Reihen hat. Deutsche Ju-Jutsu-Meister wurden in Maintal neben Luzie Grutke auch Maximilian Lüth (ebenfalls U18, bis 66 Kilogramm) und die beiden U15-Starter Malon Stahlhuth (bis 41 Kilogramm) und Michelle Rockmann (bis 36 Kilogramm). Vizemeisterschaften holten Marcel Said (U15, bis 50 Kilogramm) und Maximilian Ußmant (U18, bis 73 Kilogramm) im Ne-Waza, einer Form des Bodenkampfes. Bronze gab es für Kevin Karstens (U18, bis 73 Kilogramm) im Ne-Waza und im Fighting, Joni Grutke (U15, bis 45 Kilogramm) und für Jule Jacobs/Michelle Rockmann, die sich den dritten Platz im Duowettbewerb der Schülerinnen U15 sicherten. In der Vereinswertung holten sich die Kodokaner ebenfalls Platz eins. Der Norderstedter Verein setzte sich gegen den SV Gendorf Burgkirchen (viermal Gold, zweimal Bronze) und den JJV Bernau (dreimal Gold, einmal Bronze) durch.
„Als Kämpfer steht man alleine auf der Matte, Erfolg hat man aber nur im Team. Es braucht motivierte Trainingspartner, gute Trainingsbedingungen, qualifizierte Trainer und Betreuer, viel Fleiß und die richtige Einstellung. All dies hat bei unseren Sportlern gepasst, sodass wir in allen drei Ju-Jutsu-Disziplinen Medaillen abräumen konnten“, sagte Cheftrainer Stefan Jacobs, der vor Ort von Ashot Arustamjan und Christian Birmele unterstützt wurde.
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