Abstiegsbedrohter Schleswig-Holstein-Ligist SVHU schlägt den Tabellenzweiten SV Eichede. Der SV Todesfelde rückt auf Platz vier vor

Henstedt-Ulzburg. Jens Martens achtet als Vollblut-Fußballtrainer darauf, dass sich seine Spieler von Schleswig-Holstein-Ligist SV Henstedt-Ulzburg nicht nur während der Übungseinheiten nach sportwissenschaftlichen Aspekten vorbildlich verhalten. Auch Vor- und Nachbereitung eines Matches unterliegen festen Routinen – typisches Beispiel: das Auslaufen nach der Partie.

Doch davon wollte der disziplinierte Übungsleiter nichts mehr wissen, als Schiedsrichter Jörn Göttsch (TSV Dannau) das Heimspiel auf dem Kunstrasen an der Theodor-Storm-Straße gegen den Tabellenzweiten SV Eichede abpfiff und der 2:0 (0:0)-Sieg des SVHU über den haushohen Favoriten feststand.

Nach Martens’ kurzer Abschlussrede, gefolgt vom mit lautstarken Jubelgesängen begleiteten Siegestanz im Teamkreis, war das dem Coach immer noch nicht genug an Party. „Jungs, Ihr braucht nicht auszulaufen, Ihr könnt gleich duschen gehen“, rief er seinen Spielern zu, „aber das hier ist so geil, das wollen wir üben und machen das jetzt noch ein zweites Mal.“ Also boten die auf Rang 15 vorgerückten Henstedt-Ulzburger den eigenen 120 unter insgesamt 160 Fans erneut den Freudentanz, für dessen Grund – nicht zum ersten Mal in dieser Saison – besonders Trainersohn Jannick gesorgt hatte. Der als einzelne Spitze aufgestellte Stürmer bewies in der 58. Minute Nervenstärke. Als Martens aus spitzem Winkel im ersten Anlauf an Gästekeeper Fynn Berndt scheiterte, zirkelte er den Abpraller von der rechten Grenze des Fünfmeterraums aus per Kunstschuss ins lange Eck.

Konnte man in der ersten Halbzeit noch davon reden, dass der SVHU erfolgreich ein 0:0 hielt, war es spätestens seit diesem Führungstreffer ein komplett anderes Match. Nicht die Stormarner, denen die Felle im Aufstiegsrennen davonzuschwimmen drohten, machten das Spiel, sondern der Underdog. Und in der ersten Minute der Nachspielzeit belohnte ein weiteres Mal Jannick Martens die taktisch disziplinierte Teamleistung sowie eine perfekte Vorbereitung durch Mariusz Zmijak und Mahmud Inci mit dem glücklich abgefälschten Schuss zum 2:0-Endstand.

Was für die meisten Beobachter einer Sensation gleichkam, entsprang dem schon leicht verwegenen Wunschdenken des Trainers. Martens: „Ich wusste, wenn wir taktisch diszipliniert bleiben und Fehler vermeiden, dann würden wir eine Chance haben.“

Für den SV Todesfelde geht es weiter aufwärts. Das 3:0 (0:0) gegen den NTSV Strand 08 war der zweite Sieg des Jahres und bedeutet den Sprung auf Platz vier. Trainer Sascha Sievers wusste indes das Ergebnis einzuordnen – zu harmlos waren die Gäste aufgetreten. „Das war okay, nicht mehr, nicht weniger. Vielleicht lag es auch an der Einfallslosigkeit von Strand 08.“

Jedoch ließ sich sein Team Zeit, um die Überlegenheit auszunutzen. „Das Tor von Oliver Zebold hat die Dose geöffnet“, so Sievers. Todesfeldes gefährlichste Offensivwaffe war zum 19. Mal in dieser Saison erfolgreich – sein neuester Streich: ein ansatzloser Rechtsschuss aus 18 Metern in den rechten Winkel, Gästekeeper Yilmaz Caglar blieb wie angewurzelt auf der Linie stehen.

Auch zwei Defensivkräfte taten sich als Torschützen hervor, was für den SVT zumindest unüblich ist. So staubte Kapitän Dominik Lembke nach einem Eckstoß im Fallen ab (63.), ehe Rechtsverteidiger Florian Petzold bei einem Konter mitstürmte und mit einem sehenswerten Außenristschuss den 3:0-Endstand besorgte (77.). „Wir sind jetzt gut aus der Winterpause gestartet“, sagte Sascha Sievers, „aber schon im nächsten Spiel beim TSV Altenholz werden wir ganz anders gefordert sein.“

Um dem zweiten Team von Holstein Kiel ein Bein stellen zu können, ist eine durchgehend konzentrierte Defensivleistung unbedingt notwendig. Dies war dem TuS Hartenholm noch im Hinspiel daheim gelungen, als der Tabellensechste einen überraschenden 1:0-Sieg feierte. Im zweiten Duell mit dem Aufstiegskandidaten unterliefen der Mannschaft von Trainer Jörg Schwarzer hingegen zu viele einfache Fehler, sodass die 1:3 (0:2)-Niederlage folgerichtig war. „Das ist kein Beinbruch, tat aber auch nicht Not“, sagte Schwarzer.

So wurde das frühe 0:1 (11.) durch einen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung eingeleitet, bevor Torhüter Jacob Lübke vor dem 0:2 (45.+1) keine gute Figur machte, als er einen Eckstoß falsch einschätzte. Die Hoffnung auf ein Comeback infolge des Anschlusstreffers (65.) – Holsteins Patrick Auracher hatte eine Flanke in den eigenen Kasten abgefälscht – wurde von Kiel mit einem weiteren flinken Angriff zunichte gemacht. „Kiel hatte die reifere Spielanlage, aber die haben natürlich auch eine andere Qualität im Team“, so Jörg Schwarzer.