Kickboxer Maurice Lohner aus Norderstedt ist neuer K1-Europameister in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm
Norderstedt. In der dritten Runde nahm Maurice Lohner seinen ganzen Mut zusammen. Der 19 Jahre alte Kickboxer aus Norderstedt hatte seinem Gegenüber, dem Deutschen Meister Artur Scherer aus Singen, bei der Fight Night in Nürtingen bis dahin einen guten Kampf geliefert und das Duell ausgeglichen gestaltet.
Doch um sich den vakanten K1-Europameistertitel in der Gewichtsklasse bis 70 Kilogramm zu schnappen, war mehr Initiative gefragt. Fünf Runden gab es maximal zu bestreiten, doch so lange wollte der Friedrichsgaber nicht auf die Entscheidung warten. Maurice Lohner fasste sich also ein Herz und setzte zum Sprung an – einer Technik, die viel Kraft, aber vor allem Präzision verlangt. Wenn der Gegner dem Angriff ausweichen kann, ist er oft im Vorteil.
Doch Maurice Lohner hatte genau den richtigen Moment gewählt, sein Knie landete dort, wo es hin sollte – mitten im Gesicht von Artur Scherer. Der 21 Jahre alte Kontrahent vom Team Mehdi musste mit einer stark blutenden Wunde sogar ins Krankenhaus gebracht werden. Maurice Lohner hatte diese Aktion gar nicht lange im Voraus geplant, ganz im Gegenteil: „Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich mache. Der Sprung kam ganz spontan“, sagte der neue Champion über seinen in der Kampfsportszene als „Königs-K.o.“ bezeichneten Tritt und das daraus resultierende Ergebnis.
Der eindrucksvolle Triumph war nicht nur für den Unterlegenen ein einschneidendes Erlebnis. Maurice Lohner holte sich mit seinem K.o.-Sieg den Europameistertitel nach K1-Regeln und erfüllte sich damit seinen größten Traum. Denn vor drei Monaten hatte der talentierte Kampfsportler noch in der Juniorenklasse den EM-Fight gegen Maruf Özcan aus Heidenheim denkbar knapp nach Punkten verloren.
Seine zweite Chance bekam Lohner, der für das Hamburger Team DOD (Day of Destruction) kämpft, dann über die World Kickboxing Union (WKU). Diese Gelegenheit nutzte der Youngster, der unter der Regie von Trainer Axel Bösselmann zu einem kompletten Fighter herangereift ist. „In der Erwachsenenklasse kämpft man maximal fünf Runden mit jeweils drei Minuten“, so Maurice Lohner, der konditionell stets auf der Höhe war.
Disziplin, Kampfgeist und Ehrgeiz besitzt er auch außerhalb des Boxrings, wo er seit eineinhalb Jahren eine Ausbildung zum Fitnesskaufmann macht. Der Blockunterricht findet in Schleswig statt, die Praxis im Boxclub X-ess, wo Lohner auch trainiert, wenn er in Norderstedt ist. „In Kiel darf ich bei den Baltic Thais mitkämpfen. Ich muss dann nicht jeden Tag nach Norderstedt fahren. Dafür möchte ich mich gerne noch einmal bedanken.“
Maurice Lohner soll seinen EM-Titel noch 2015 in Norderstedt verteidigen
Schon im Sommer soll die Titelverteidigung stattfinden – und das im ganz großen Stil. Axel Bösselmann und Fitnesscoach Frank Hoppe wollen aus dem EM-Fight ein Großereignis machen – und zwar in Norderstedt. „Wir planen eine Outdoorveranstaltung, wenn es das Wetter zulässt. Der genaue Ort und der Zeitpunkt stehen so gut wie fest, es fehlen aber noch ein paar Zusagen", so Frank Hoppe. Maurice Lohner könnte sich einen EM-Fight in seiner Heimatstadt gut vorstellen. „Das wäre eine richtig geile Sache, hier in Norderstedt vor all meinen Freunden und Bekannten den Titel zu verteidigen und daraus eine tolle Boxgala zu machen.“
Die nächste Fight-Gala des DOD-Teams findet am Sonnabend, 18. April, in der Sporthalle Wandsbek statt. Mit dabei sind neben Maurice Lohner auch die Norderstedter Brüder Felix und Tom Minners. Eintrittskarten hierfür, ein Interview mit dem neuen K1-Champion und weitere Informationen sind online zu finden.