Handball-Zweitligist SV Henstedt-Ulzburg gibt Derby gegen VfL Bad Schwartau nach hoher Führung fast aus der Hand

Henstedt-Ulzburg. Warum einfach und schnell, wenn man den eigenen Fans eine bis zur letzten Sekunde dramatische Partie bieten kann, an deren Ende ein Sieg steht? Die Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg haben es geschafft, dass sich jeder der 540 Zuschauer in der Halle an der Maurepasstraße noch lange an den 27:26 (15:11)-Erfolg der „Frogs“ im Nord-Derby gegen den VfL Bad Schwartau erinnern wird. Gewiss länger, als es nach einem – durchaus möglichen – eindeutigeren Sieg für die Männer des Trainerduos Matthias Karbowski und Amen Gafsi der Fall gewesen wäre.

Henstedt-Ulzburg stand unter Druck. Nach der 19:20-Niederlage in Dormagen drei Tage zuvor musste ein Sieg her. Zwar war das Hinspiel mit 29:25 an die „Frogs“ gegangen und die Männer aus der Marmeladenstadt ersatzgeschwächt angereist, zum Beispiel ohne Rückraum-Shooter Jan Schult; dennoch lag die Favoritenrolle beim VfL.

Anfangs mit Recht. Zwar legte der SVHU immer vor, Bad Schwartau musste nachziehen; doch die Gäste kamen dank ihres individuell starken Kaders immer wieder zu Toren und schafften Mitte der ersten Halbzeit den kleinen Befreiungsschlag vom 4:5 zur 8:6-Führung (19.). „Und das, obwohl wir etwas von Henstedt-Ulzburgs 5:1-Abwehr überrascht wurden“, sagte Gästetrainer Torge Greve, „aber dagegen haben wir immer wieder Lösungen gefunden.“

Aber nicht oft genug, und in der eigenen Abwehr schossen die Gäste nicht nur nach Ansicht der Referees zu oft über Ziel hinaus und kassierten für ihre Gangart von der 21. Minute an bis zur Halbzeitsirene vier Strafzeiten. Überzahlsituationen, die der SVHU cleverer als sonst zur erneuten Wende und für die verdiente 15:11-Pausenführung nutzte.

Nach dem Seitenwechsel dasselbe Bild. Die selbstbewussten „Frogs“ kombinierten dynamisch und packten auch in der Defensive beherzt zu. Hatten sich die Gäste nun besser auf das Spiel gegen den bislang dreimal erfolgreichen Kreisläufer Martin Laursen eingestellt, kam nun „Rekonvaleszent“ Daniel Eggert im zweiten Match nach seinem Daumenbruch immer besser zum Zuge. Beim 20:14 (38.) schien der „Drops“ gelutscht.

Pustekuchen. Die zweite Zeitstrafe gegen den grandios als Rückraumschütze und Vorlagengeber auftrumpfenden Tim Völzke brachte den SVHU komplett aus dem Tritt. Nur 14 Minuten dauerte es bis zum ersten Ausgleich (23:23, 52.). Was folgte, war Krimi pur.

Die „Frogs“ bäumten sich auf. Von der ohrenbetäubenden Kulisse unterstützt, ließen sie die Gäste mit Glanzparaden von Keeper Jan Peveling (19 gehaltene Bälle) und – nach 50 Minuten mit vier vergebenen Großchancen und vier „weggeworfenen“ Gegenstößen – dank des nun fehlerfreien Auftritts nicht mehr in Führung gehen. Als Völzke und Eggert die 27:25-Führung besorgten (59.), gab es kein Halten mehr.

„Das war ein echtes Derby“, sagte Tim Völzke, „wir haben zwar nicht gut gespielt, aber stark gekämpft. Gegen Baunatal in zehn Tagen müssen wir uns schon steigern, aber in zwei Wochen fragt niemand mehr danach, wie wir diese zwei Punkte bekommen haben.“

Spielverlauf: 2:2 (4.), 4:4 (9.), 5:4, 5:6 (13.), 6:6, 6:8 (19.), 9:8 (22.), 9:9, 12:9 (26.), 12:10, 14:10 (29.), 14:11, 15:11 – 17:11 (33.), 17:12, 18:13, 19:13 (35.), 20:14 (38.), 20:18 (42.), 21:19, 22:19 (44.), 22:21 (46.), 23:21. 23:23 (53.), 24:24 (56.), 25:24, 25:25 (57.), 26:25 (58.), 27:25 (59.), 27:26 (60.). Tore des SVHU: Tim Völzke (8), Nico Kibat (6/3 Siebenmeter), Daniel Eggert, Martin Laursen (je 4), Jens Thöneböhn (3), Julian Lauenroth (2). Tabelle: 1. DHfK Leipzig (37:7 Punkte/652:542 Tore), 2. TV Bittenfeld (35:9/639:541), 3. Rimpar Wölfe (35:9/564:515), ..., 9. VfL Bad Schwartau (23:21/574:557), ..., 13. HCE Rostock (17:27/597:643), 14. SV Henstedt-Ulzburg (17:29/588:639), 15. HG Saarlouis (16:28/581:644), 16. TUSEM Essen (15:29/526:573), 17. Bayer Dormagen (15:31/591:666), 18. Eintr. Hildesheim (14:30/546:614), 19. TV Hüttenberg (8:36/531:595), 20. Eintr. Baunatal (5:41/531:677).