Golfprofi Ben Parker aus Kisdorferwohld ist seit 2014 kein Einzelkämpfer mehr, fünf Helfer halten ihm den Rücken frei

Kisdorferwohld . Das Leben eines Golfprofis mag dem Laien einfach und schön erscheinen. Du trainierst, du suchst dir Turniere aus, buchst Reise und Unterkunft, gehst vor Ort deinem Hobby, das zugleich deine Leidenschaft ist, nach und gewinnst im Erfolgsfall sogar ein nicht unbeträchtliches Preisgeld. So viel zum Scheinbild des Golfprofis als glückseligem Einzelkämpfer.

Für Ben Parker aus Kisdorferwohld sieht die Realität mittlerweile komplett anders aus. Denn die Erfahrung aus seiner nun achtjährigen Profikarriere mit ihren Höhen und Tiefen hat ihm Anfang vergangenen Jahres eine wichtige Erkenntnis gebracht, die er fortan konsequent beherzigt. Auch für den Golfspieler gilt: Nur gemeinsam bist du stark.

„Ben hat lange Jahre alles allein geregelt. Das geht zwar, hindert ihn aber, sich auf das Geschehen auf dem Platz zu fokussieren“, sagt Oliver Kamp. Der 36- Jährige ist „Fully Qualified Golf-Pro der PGA of Germany“, betreibt am Gut Waldhof in Kisdorferwohld „Meine Golfschule“ und hat 2014 das Training von Ben Parker übernommen.

Kamp achtet seitdem nicht nur auf die technische Verbesserung des Teilnehmers der Final Stage 2014 (im November in Girona/Spanien), mit der der Engländer vergeblich die Qualifikation für die European Tour anstrebte. Denn ebenso wie 2014 am Cut schrammte Parker auch in den anderen Jahren nach einer 2008 erlittenen Schulterverletzung, die ihn um zwei Jahre zurückwarf, mal mehr, mal weniger deutlich an der vollen Tourkarte für die höchste europäische Profispielklasse vorbei.

„Aber daran war ganz gewiss nicht fehlendes Talent schuld; ich sehe in Ben großes Potenzial, das es eben nur abzurufen gilt“, sagt Oliver Kamp. Dazu gehörte als erste Voraussetzung nun auch die Einsicht, dass Parker, der sich selber als Perfektionisten bezeichnet, für eben diese notwendige Perfektion in allen relevanten Bereichen weitere Helfer ins „Tour-Boot“ holen muss. Eine Crew von insgesamt sechs Mann hat jetzt nur noch ein Ziel: Ben Parker soll sich einzig und allein auf das Golfspielen konzentrieren können.

Oliver Kamp feilt weiterhin an des Spielers Technik, achtet aber zudem auch auf noch professionelleres Verhalten. „Da gilt jetzt zum Beispiel für Ben auf einem Turnier die simple Grundregel: Nach 18 Uhr ist das Mobiltelefon aus; dann soll er relaxen und den Kopf freibekommen“, sagt Kamp. Er geht auch mit Parker durch die Jahresplanung und erstellt Zeitpläne, die über simple Trainingsarbeit hinausgehen. „Ich bekomme für jeden meiner rund 220 Golf-Arbeitstage im Jahr einen Ablaufplan von Oliver“, sagt Ben Parker, „davon entfallen aber nur rund 100 auf Golftraining.“

In diese Pläne gehören auch Besuche bei Fitnesscoach Georg Kramer oder Physiotherapeut Matthias Böhme, der mit seinem fundierten Wissen über jeden beim Golfspiel involvierten Muskel Ben Parkers Bewegungsabläufe zu verbessern sucht. Nicht minder wichtig ist aber das „Backoffice“ im Team Ben Parker. Mit Manager Thorsten Ruhle, über den sämtliche Kontakte zu Sponsoren und Presse laufen, sowie Jurist Ulrich Cordes, der schnell und kompetent alle Vertragsfragen rund um Parkers Profikarriere auf Fallstricke abklopft, hat der Absolvent der Winston University mit der dualen Ausbildung „Study & Play“ zum Super Course Intendent die Männer hinter sich, die ihm den Kopf wirklich frei halten.

Fachleute und wichtige Helfer, die zurzeit eine Besonderheit gemein haben. „Noch arbeitet das gesamte Team pro bono, also nur auf Provisionsbasis, wenn denn mal Preisgelder reinkommen“, so Kamp über den Einsatz dieses Quintetts, für das im Normalfall rund 2500 Euro im Monat fließen müssten. „Das geht nur, weil alle wie ich das Potenzial von Ben sehen und Spaß an der Arbeit mit diesem prima Kerl haben. Jetzt aber versuchen wir auch noch, mit einer Personal-Funding-Aktion Geld für die Saison zu akquirieren.“

Denn das mittelfristige Ziel ist ganz klar: Ben Parker soll spätestens in drei Jahren auf der European Tour spielen.

www.ben-parker.de