Leichtathletin Johanna Christine Schulz holt bei den Norddeutschen Meisterschaften Gold über 800 und 1500 Meter

Norderstedt. Dass bei den Norddeutschen Meisterschaften der Leichtathleten mit der Russin Julia Stepanova eine Sportlerin im Fokus stand, die außer Konkurrenz mitlief, störte Johanna Christine Schulz überhaupt nicht. Die 20 Jahre alte Mittelstreckenläuferin vom SC Rönnau 74 siegte bei den Frauen über 800 und 1500 Meter. „Ich bin wahnsinnig glücklich. Dass ich in Berlin zwei Titel gewinnen würde, hatte ich nicht erwartet.“

Das Geschehen neben der Rundbahn betrachtete Schulz trotzdem mit großem Interesse. In der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht“ hatte Ex- Weltklasseläuferin Julia Stepanova über ein organisiertes Dopingsystem in Russland berichtet und Beweise dafür vorgelegt. Da sie sich in ihrer Heimat nicht mehr sicher fühlte, lebt sie nun mit ihrer Familie an einem geheim gehaltenen Ort in Deutschland. Die Stepanovs haben inzwischen politisches Asyl beantragt.

„Ich habe Julia in Berlin angesprochen und ihr gesagt, dass ich es sehr mutig finde, was sie erzählt hat. Aber ich bin auch hin- und hergerissen. Für mich kommt Doping überhaupt nicht infrage, denn das macht unseren Sport kaputt“, sagte Johanna Christine Schulz.

Im 800-Meter-Rennen ging die Russin, die jetzt für den LAC Olympia 88 Berlin startet, sofort an die Spitze und verteidigte diese Position bis zum Ende des Rennens. Mit ihrer Zeit von 2:07,03 Minuten war die 28-Jährige letztendlich zweieinhalb Sekunden schneller als die Norddeutsche Meisterin Johanna Christine Schulz, die 2:09,77 Minuten benötigte. Über 1500 Meter hatte die Psychologiestudentin indes die Nase vorn und kam nach 4:25,60 Minuten ins Ziel.

In der Führungsarbeit wechselte sie sich mit der früheren Rönnauerin Maya Rehberg (jetzt SG Kronshagen/Kieler TB) ab, in der letzten Runde ließ sie die Hindernisspezialistin aber förmlich stehen. „Da habe ich den Turbo gezündet.“

Rehberg wurde in 4:32,44 Minuten Vizemeisterin, Julia Stepanova blieb – außer Wertung – mit 4:26,30 Minuten rund zehn Sekunden über ihrer Hallenbestleistung aus dem Jahr 2009 (4:16,08) und sogar 20 Sekunden über ihrem Freiluftrekord (4:06,08).

Johanna Christine Schulz fühlt sich in ihrem neuen Umfeld beim SC Rönnau 74 pudelwohl. „Schneller als in Berlin bin ich noch nie in der Halle gelaufen. Vor allem das 1500-Meter-Rennen hat unheimlich viel Spaß gemacht, weil es taktisch anspruchsvoll war.“

Bis zum Herbst war sie noch für das Haspa Marathon Team Hamburg gestartet. „Da habe ich mich hauptsächlich auf die 3000 Meter und die 3000 Meter Hindernis konzentriert. Aber ich glaube, dass ich nicht der Ausdauertyp bin. Die Spritzigkeit am Ende ist meine Stärke. Da kommt keine hinterher“, sagte Schulz grinsend.

In den kommenden drei Wochen wird die gebürtige Neumünsteranerin weiter an ihrer Form feilen, um sich bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Karlsruhe (21./22. Februar) noch einmal zu steigern. „Die Zusammenarbeit mit meinem neuen Trainer Sören Kuhn läuft sehr gut. Ich habe viel Vertrauen zu ihm.“

Zufrieden mit seinem Auftritt in Berlin durfte auch Johannas Vereinskamerad Lasse Prüß, 17, sein. Der Zehnkämpfer wurde über 200 Meter in 22,51 Sekunden Norddeutscher Meister bei der männlichen Jugend U20. Finn Drümmer (Kaltenkirchener Turnerschaft) landete im U20-Hochsprungwettbewerb mit übersprungenen 1,93 Metern auf Rang vier. Der Mehrkämpfer wurde zudem Sechster im 60-Meter-Hürdenfinale (8,70 Sekunden). Platz fünf bei der weiblichen Jugend U20 erreichten Jaqueline Eylmann (SV Friedrichsgabe) mit einer Zeit von 59,13 im 400-Meter-Rennen und Stabhochspringerin Pia Nicolé Kock (KT/3,45 Meter).

Bei den in Kienbaum ausgetragenen Norddeutschen Winterwurfmeisterschaften erkämpfte sich Charleen Michelle Wallmann (Bramstedter Turnerschaft) mit 39,72 Metern Bronze im Speerwurf. Die 18-Jährige verwies die Tangstedterin Leoni de Graaf (VfL Oldesloe/38,86 Meter) auf Platz vier.