Morike Sako soll den Angriff von Eintracht Norderstedt aufwerten. Skeptische Kommentare sieht er gelassen

Norderstedt. Morike Sako ist nicht überrascht, als er hört, dass in den letzten Tagen insbesondere im Internet so manch ein hämischer Zwischenruf zu seiner Person veröffentlicht worden ist. „Die Zweifler gehören dazu, ich kenne das Gequatsche“, sagt der einstige Publikumsliebling des Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli und Neuzugang von Regionalliga-Club Eintracht Norderstedt. Zu alt, zu teuer, nicht torgefährlich genug, befanden einige „Experten“ vorschnell. Zumindest ist die Zeit zwischen dem ersten Gespräch und der endgültigen Einigung derartig rasch vergangen, dass es vielleicht gut ist, noch einmal alle Fakten zu sortieren.

„Wir hatten letzte Woche am Mittwoch den ersten Kontakt. Ich habe dann so schnell es geht die Mannschaft kennengelernt und am Sonnabend beim Testspiel gegen Eichede mitgemacht. Das lief ganz gut“, sagt Sako. Norderstedts Trainer Thomas Seeliger war überzeugt, unter dem Strich stimmten auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – schon war der überraschendste Wechsel des Winters im Hamburger Raum perfekt.

Der 33 Jahre alte Sako hat knapp sieben Monaten lang auf diesen Moment gewartet. „Bis Sommer war ich noch bei Hessen Kassel, aber da konnte ich nicht bleiben, das hat nicht mehr gepasst.“ Als er in der Transferperiode bis Ende August keinen neuen Club fand, blieb ihm nichts anderes übrig, als geduldig zu bleiben. „Man weiß ja nie, was kommt und muss immer bereit sein. Ich bin fit, habe mich in den letzten Monaten professionell verhalten.“ Während Gespräche mit dem Lüneburger SK ergebnislos verliefen, fanden Sako, der in Bramfeld wohnt, und Norderstedt sofort eine gemeinsame Linie.

Was wohl auch die Mitspieler auf Anhieb positiv überrascht hat, ist die Ballfertigkeit des 2,02 Meter großen Franzosen. „Ich bin groß, aber kein typischer Stoßstürmer. Ich habe gerne den Ball am Fuß. Nur vorne zu stehen, ist überhaupt nicht mein Ding, ich bin ein Mannschaftsspieler.“

Weil Thomas Seeliger mittlerweile gerne mit zwei Spitzen agieren lässt, ist Sako eine wertvolle Option. Er könnte mit seiner körperlichen Präsenz Freiräume schaffen, die beispielsweise Jan Lüneburg zugute kommen würden. All das ist aber Theorie, solange die Regionalliga pausiert. „Übungseinheiten mit der Mannschaft sind ja auch etwas anderes als Fitnesstraining oder alleine zu laufen“, sagt Sako, dessen Bruder Bakary als Profi beim englischen Zweitligisten Wolverhampton Wanderers kickt und mit der Nationalmannschaft von Mali derzeit am Afrika-Cup teilnimmt.

Die Integration in das Teamgefüge scheint im Rekordtempo vollzogen zu sein. Mit Sicherheit auch, weil Morike Sako Kollegen wie Deran Toksöz und Erdinc Güner aus seiner Zeit beim FC St. Pauli gut kennt. „Deran hat mir dann auch gesagt, dass ich hier in Norderstedt gut hineinpassen würde.“

Nach seinem Jugendverein US Ivry, SR Delémont (Schweiz), den englischen Clubs Torquay United und AFC Rochdale, dem FC St. Pauli und Arminia Bielefeld in der 2. Bundesliga sowie Hessen Kassel ist Eintracht Norderstedt Sakos achte Station. Auch die letzte? „Ich fühle mich nicht wie 33. Ich bin jetzt erst einmal bis zum Saisonende hier, dann sehen wir weiter.“ Konkrete persönliche Ziele will er zunächst nicht ausgeben. „Ich möchte erfolgreich spielen.“

Im Test gegen den SC Victoria pausierte Sako mit einer Erkältung. Doch auch so war der letztjährige Regionalliga-Konkurrent eher ein Sparringspartner, der 6:1 (2:0)-Sieg der Hausherren in der Höhe angemessen. Jan Lüneburg erzielte drei Tore, außerdem trafen Philipp Koch, Dane Kummerfeld und Hamajak Bojadgian. Nicht zum ersten Mal in diesem Winter tat sich ein krasser Qualitätsunterschied zwischen Regional- und Oberliga auf – kürzlich hatte die SV Halstenbek-Rellingen in Norderstedt mit 1:5 verloren. Die Eintracht versucht unterdessen, schon an diesem Donnerstag Klarheit zu bekommen, ob die Pokalpartie beim TSV Buchholz 08 (Sonntag, 13 Uhr) stattfinden kann.