Hamburg-Liga-Handballer verspielen in der Schlussminute gegen die klassenhöhere SG Wift eine Zwei-Tore-Führung

Norderstedt. Dramatischer – aber wohl auch kaum ernüchternder – hätten die Auftritte der Hamburg-Liga-Handballer des HT Norderstedt im DHB-Amateurpokal nicht enden können. Nach zwei Überraschungserfolgen in der Hamburger Vorqualifikation musste das HTN nun im ersten Vorrundenmatch des neu gegründeten Wettbewerbs für Teams unterhalb der 3. Liga die Segel streichen.

Das Pokal-Aus hätte allerdings vermieden werden können. In einem sehenswerten Match, das sogar in die Verlängerung ging, erwies sich Oberligist SG Wift bei der Norderstedter 31:37 (30:30, 14:16)-Heimniederlage nur phasenweise als besser. Aber: Im entscheidenden Moment waren die Neumünsteraner schlichtweg cleverer als der klassentiefere Hamburg-Ligist.

Dabei hatten die Norderstedter die kleine Pokalsensation schon förmlich in der Hand, ließen diese aber auch höchst fahrlässig aus den Fingern gleiten. Das gesamte Spielgeschehen wurde in der turbulenten Schlussminute, in die das HTN mit einer scheinbar sicheren Zwei-Tore-Führung gegangen war, auf den Kopf gestellt.

Rückblende. Gerade erst haben die Gäste ihre vermeintlich letzte Gelegenheit auf den Ausgleich vergeben. Im Anschluss an Tom Minners’ umjubelten Gegenstoßtreffer zum 29:27 leisten sie sich einen Ballverlust. Alles scheint jetzt klar, die Hausherren müssen das Spielgerät nur noch in den eigenen Reihen halten.

Dann aber kommt alles anders: Binnen 15 Sekunden bringen die HTN-Männer das Kunststück fertig, gleich zweimal im Spielaufbau den Ball zu verlieren. Geschenke, die sich Tim Rostock und Bernd Lehmann nicht entgehen lassen. Gegen deren beiden Gegenstöße kann der zuvor grandios haltende Robin Noack im Norderstedter Tor nichts ausrichten, es steht 29:29.

Allerdings hat das HT Norderstedt immer noch die Chance auf den Überraschungscoup. Der wieder einmal in bester Torlaune aufgelaufene Eike Wertz bringt 15 Sekunden vor Schluss das HTN mit seinem zwölften Treffer in Front. Doch die unverhofft gelungene Aufholjagd mobilisiert letzte Kräfte bei den Neumünsteranern, die tags zuvor ein Oberliga-Punktspiel gegen den TSV Mildstedt bestritten und mit 37:28 gewonnen haben. Fünf Sekunden vor Schluss gelingt Yannik Stock der erneute Ausgleich. Verlängerung.

Der Rest ist schnell erzählt: Die SG Wift lässt sich nicht mehr die Butter vom Brot nehmen, erzielt die ersten drei Tore in der Extrazeit – die Entscheidung. Als Quintessenz bleibt den Norderstedtern die Erkenntnis, dass sie es sehr wohl drauf haben, mit guten Oberliga-Teams mitzuhalten; dass sie aber auch gezeigt haben, warum sie es (noch) nicht im Spielbetrieb tun dürfen.

„Will man das Match auf einen Satz runterbrechen, wäre das schon eine treffende Zusammenfassung“, sagte HTN-Trainer Uwe Rogal. „Eine Mannschaft wie die SG Wift ist individuell zu stark besetzt, um sich solche Chancen entgehen zu lassen, wie wir sie ihr ermöglicht haben. Psychologisch hat uns die 60. Minute gebrochen, in der Verlängerung waren wir von der Rolle.“

Doch der Blick der Norderstedter, die aktuell Tabellendritter der Hamburg-Liga sind, geht nun nach vorne. Rogal: „Wichtig ist jetzt, den Schwung aus dem Pokalwettbewerb in die Punktrunde hinüberzuretten. Dort wartet auf uns am kommenden Sonntag mit der HSG Pinnau ein traditionell unbequemer Gegner.“

Spielverlauf: 2:2, 2:4 (8.), 3:6 (12.), 5:6, 7:8 (18.), 7:10, 8:12 (22.), 11:15 (27.), 12:16, 14:16 – 14:17, 17:17 (36.), 20:19, 20:21, 22:21 (46.), 23:22, 23:24 (51.), 26:24 (53.), 26:26 (55.), 27:27 (57.), 29:27 (59.), 29:29 (60.), 30:30 – 30:33 (64.), 31:33 – 31:37. Tore des HT Norderstedt: Eike Wertz (12/davon 1 Siebenmeter), Tom Minners (8), Florian Deppe (4/2), Florian Jann (3), Michael Leon Williams jr. und Frederik Hartz (je 2). Tore der SG Wift Neumünster: Reiner Kobs (10/2), Bernd Lehmann (7), Lars Bente (5), Yannik Stock (4), Helge Rahn und Tim Rostock (je 3), Bendix Schroedter (2), Paul Schroedter, Torben Binnewies und Thorben Plöhn (je 1).