Der Norderstedter Lars Erdmann wird bei der Radcross-Weltmeisterschaft der Altersklasse 55 bis 59 Vierter

Norderstedt. Im Sommer sind die Kuhwiesen im schweizerischen Gossau ein beliebter Tummelplatz für Rindviecher und anderes Getier. Doch von saftigem Grün und duftenden Wildblumen war bei den Radcross-Weltmeisterschaften der Senioren weit und breit nichts zu sehen. Frost und Schnee wechselten sich mit tagelangem Regen ab und machten aus dem Gelände eine Matschwüste. Doch dies alles schreckte Lars Erdmann nicht ab.

Im Gegenteil: Der Radsportler vom RV Germania Hamburg stellte sich freiwillig den widrigen Bedingungen. Wochenlang hatte sich der 54-Jährige auf die WM vorbereitet, lebte äußerst diszipliniert und hatte so oft wie möglich trainiert. Der Harksheider durfte bei den Titelkämpfen erstmals in der Altersklasse 55 bis 59 antreten und rechnete sich entsprechend viel aus. Der Vize-Europameister hatte auch bei der WM Edelmetall im Visier. Doch ganz reichte es nicht für ihn: Am Ende landete Lars Erdmann als bester Deutscher auf Rang vier; nach fünf 2,4 Kilometer langen Runden und 41 Minuten Fahrzeit hatte er acht Sekunden Rückstand auf Bronzemedaillengewinner Thomas Hayles (USA). Sieger wurde der Brite Steven Davies vor Europameister Mark Verloo aus Belgien.

„Natürlich hätte ich gerne eine Medaille gehabt. Ich bin in der letzten Runde auch immer näher an den Amerikaner herangekommen, konnte ihn aber nicht mehr überholen. Letztendlich bin ich mit der Platzierung nicht unzufrieden, schließlich bin ich in meiner Altersklasse die Nummer vier der Welt. Das ist doch schon was“, sagte Erdmann, der während des Wettbewerbs alles gab und bis an den Rand der Erschöpfung fuhr. „Nach dem Rennen war ich tot. Ich bin im Ziel fast umgefallen und habe wahnsinnig gefroren.“

Zu allem Übel setzte das Wetter dem erschöpften Radsportler auch noch auf dem Heimweg zu. Die Straßenverhältnisse wurden immer schlechter, sodass sich Lars Erdmann und Ehefrau Heike an der Autobahn A7 eine Übernachtungsmöglichkeit suchen mussten. „Erst beim fünften Hotel in Kassel haben wir eine Unterkunft bekommen. Und das auch nur durch Zufall. Eigentlich waren alle Zimmer belegt, aber kurz bevor wir weiterfahren wollten, wurde doch noch eins frei“, so Erdmann, der am Sonnabend seinen nächsten Wettkampf bestreitet.

In Borna (Sachsen) finden die Deutschen Cross-Meisterschaften statt. Nicht nur der WM-Fahrer, der bei den Senioren III antritt, will aufs Treppchen kommen. Auch seine beiden Söhne Paul, 18, und der zwei Jahre ältere Max kämpfen um Titelehren. Die beiden Lindenau-Brüder, die Mitglieder des Stevens Racing Teams sind, feiern in Borna Premiere: Im Gegensatz zu den beiden Profiboxern Vitali und Wladimir Klitschko, die niemals gegeneinander angetreten sind, stehen Max und Paul erstmals in einem DM-Rennen nebeneinander in einer Startreihe. Beide fahren in der Altersklasse U23 und haben, wenn sie nicht durch einen technischen Defekt gestoppt werden, durchaus Chancen, ganz vorne mitzumischen.

Die Konkurrenz ist groß. Das weiß auch Paul Lindenau: „Am Start ist alles, was Crossfahren kann. Unser größter Konkurrent ist aber wohl der amtierende Deutsche U23-Meister Felix Drumm vom Focus CX Eliteteam.“ Der 18-Jährige muss allerdings keinen Gegner fürchten. Der Gymnasiast sicherte sich in dieser Saison den U23-Gesamtsieg bei der Deutschland-Cup-Serie und gewann außerdem mehrere Rennen im Elitefeld.