Die Handballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg sind in der 3. Liga Nord unter der Regie von Trainer Sebastian Schräbler auf einem guten Weg

Henstedt-Ulzburg. Ein kurzer Blick auf die Tabelle genügt: Die 3. Handball-Liga Nord der Frauen ist in dieser Saison eine Dreiklassengesellschaft. Der SV Werder Bremen, die TSG Wismar, der VfL Oldenburg II und die HSG Kropp-Tetenhusen sind allen anderen Teams weit enteilt. Der SV Henstedt-Ulzburg führt ein kleines Mittelfeld von drei Mannschaften an, beim TSV Nord Harrislee auf Rang acht beginnt bereits die Gefahrenzone. SVHU-Trainer Sebastian Schräbler bewertet im Interview mit dem Hamburger Abendblatt den Verlauf der Hinrunde und nennt seine sportlichen Ziele für die Zukunft.

Hamburger Abendblatt:

Herr Schräbler, wie hätten Sie vor Beginn der Serie 2014/2015 reagiert, wenn Ihnen angeboten worden wäre, dass die Frauenmannschaft des SV Henstedt-Ulzburg im Januar 2015 mit 14:12 Punkten den fünften Tabellenplatz der 3. Liga Nord belegt?

Sebastian Schräbler:

Ich wäre sofort darauf eingegangen. Dass es so gut läuft, konnte niemand erwarten, wir haben bisher das Optimum herausgeholt. Man darf ja nicht vergessen, dass im Frühjahr 2014 noch nicht sicher war, dass der SVHU für diese Serie überhaupt ein Drittliga-Frauenteam melden würde. Unsere Zwischenbilanz ist top, allerdings haben wir noch nichts erreicht und dürfen uns in der zweiten Saisonhälfte nicht ausruhen.

Pessimisten hatten nach den Abgängen der Leistungsträgerinnen Christina Vogt, Miriam Hawen, Jennifer Knust, Bente Maassen und Nina Schilk Abstiegskampf pur befürchtet. Stattdessen hat sich Ihr Team im oberen Tabellendrittel etabliert. Was sind die Gründe?

Schräbler:

Die Mannschaft ist nach dem massiven personellen Umbruch sehr ernsthaft in die Punktrunde gegangen. Allen war bewusst, dass wir gegen den Abstieg spielen, das hat den Kader zusammengeschweißt, die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Der Prozess ist aber noch längst nicht abgeschlossen, wir müssen uns Woche für Woche hinterfragen, ob wir irgendwas falsch machen und dann nachjustieren.

Das Konzept, verstärkt auf Nachwuchstalente aus der Region zu setzen, die in ihren Heimatclubs in der A-Jugend, im Erwachsenenbereich aber für den SV Henstedt-Ulzburg auflaufen, hat sich also bewährt?

Schräbler:

Wir hatten aufgrund leerer Kassen ja gar keine Wahl, der neue Weg ist aus der Not heraus geboren und funktioniert trotz des einen oder anderen Rumplers erfreulich gut. Wenn wir den Kader ausschließlich mit Talenten des SV Henstedt-Ulzburg ergänzt hätten, wären wir in der 3. Liga nicht konkurrenzfähig gewesen. Ein großes Dankeschön geht an Junioren-Bundestrainer Frank Hamann, der mich als Assistent bei meiner Arbeit super unterstützt – und an Olaf Schimpf vom VfL Bad Schwartau, der vier Spielerinnen aus seinem A-Jugend-Bundesliga-Team für uns abstellt und hervorragend mit uns kooperiert.

Was sind die Stärken des SVHU?

Schräbler:

Der große Zusammenhalt. Wir haben mit unserem Kampfgeist einige enge Partien in den letzten zehn Minuten noch gedreht. Die Mischung aus Jung und Alt funktioniert. Und dann sind da ja auch noch unsere drei Torhüterinnen, die sich gegenseitig motivieren und unterstützen und sich insgesamt ausgezeichnet geschlagen haben.

An welchen Schwächen werden Sie in den kommenden Wochen und Monaten vorrangig feilen?

Schräbler:

Wir müssen lernen, immer hundertprozentige Einsatzbereitschaft und Ernsthaftigkeit abzurufen, da ist noch Luft nach oben. Und das Team muss vor allem gegen die Topclubs taktisch disziplinierter agieren. Wir wollen zu häufig mit dem Kopf durch die Wand und verfallen dann im Angriff in alte Muster, mit denen wir unseren Gegnern in die Karten spielen. Aber wir arbeiten daran, um dies nachhaltig zu ändern.

Das nächste Punktspiel in der 3. Liga Nord findet am 10. Januar statt; dann muss der SV Henstedt-Ulzburg beim SV Werder Bremen antreten, gegen den es im Oktober 2014 in eigener Halle eine 16:30-Packung gab. Wie bereiten Sie Ihr Team auf diese schwierige Aufgabe vor?

Schräbler:

Wir konnten in der Wettkampfpause nicht optimal trainieren, ich hatte nach den Feiertagen praktisch nie den kompletten Kader zusammen. Das Bremen-Spiel kommt definitiv zu früh für uns, aber Werder wollte nicht verlegen. Wir müssen sehen, dass wir das Beste aus dieser unkomfortablen Situation machen, und ich gehe davon aus, dass wir uns anders präsentieren als vor drei Monaten. Die Klatsche in eigener Halle hat allen richtig weh getan; dem Trainerteam, aber auch den Spielerinnen.

Was sind Ihre Ziele mit dem SV Henstedt-Ulzburg für 2015?

Schräbler:

Ich möchte so schnell wie möglich 22 Punkte auf dem Konto haben, das sollte zum Klassenerhalt reichen. Und ich will die Entwicklung der Mannschaft weiter vorantreiben. Es wäre schön, wenn wir in der Rückrunde die Top vier der Tabelle ein wenig mehr als bisher ärgern könnten. Außerdem wollen wir im März zum dritten Mal hintereinander den Landespokal holen.