Die Zweitliga-Handballer des SV Henstedt-Ulzburg liegen als Tabellen-14. im Soll, doch Ausfälle von Schlüsselspielern machen die Offensive des Aufsteigers ausrechenbar

Henstedt-Ulzburg. Die letzte Partie der Zweitliga-Handballer des SVHenstedt-Ulzburg vor der bis zum 11. Februar 2015 währenden WM-Pause endete aus guten Gründen nicht mit dem erhofften Erfolgserlebnis. Bei der 25:28 (14:15)-Niederlage gegen den Tabellenfünften HSC 2000 Coburg demonstrierten die Männer des Trainerduos Amen Gafsi und Matthias Karbowski zwar einige ihrer Stärken, offenbarten vor eigenem Publikum aber auch wieder einmal gravierende Schwächen bei der Chancenverwertung und Fehleranfälligkeit im Spielaufbau. Die magere Heimbilanz des Aufsteigers von bislang nur 5:17 Punkten lässt für die zweite Saisonhälfte viel Luft nach oben.

„Die Statistik wurmt uns schon etwas. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir unser Zwischenziel erreicht haben, dass wir mit 15 Punkten als Tabellen-14. einige Zähler Vorsprung auf die Abstiegsränge haben“, sagt Matthias Karbowski. Sein Trainerkompagnon Amen Gafsi bekräftigt diese Aussage: „Wir schauen zuerst auf den Platz, auf dem wir uns befinden. Wir sind im Dezember in keine unserer sechs Begegnungen als Favorit gegangen und haben doch drei Punkte geholt.“

Anders als nach der ersten von nun vier Pleiten in Folge, dem desolaten 23:38 bei Tabellenführer SC DHfK Leipzig, hat die Heimpleite gegen den Mitaufsteiger bei den Trainern keinen faden Nachgeschmack hinterlassen. „In Leipzig sind wir mit einer Rumpftruppe auf einen Spitzenreiter in Topform getroffen, der kurz darauf auch Erstligist HBW Balingen-Weilstetten aus dem DHB-Pokal geworfen hat“, sagt Matthias Karbowski, „dass wir dann beim 20:34 gegen den EHV Aue einen rabenschwarzen Tag erwischt und in Emsdetten die Partie zu früh aus den Händen gegeben haben, ist ärgerlich. Da hat das Team jegliche Entwicklung aus den vorangegangenen Spielen vermissen lassen. Die Art und Weise, wie wir gegen Coburg verloren haben, war jedoch in Ordnung.“

Karbowski verschließt aber nicht die Augen vor dem aktuell größten Manko des SV Henstedt-Ulzburg: Der dünnen Personaldecke im Rückraum, vorrangig auf den beiden Königspositionen.

Als Folge des schon fast grotesken Verletzungspechs der „Frogs“ wurde Tim Völzke in den letzten vier Partien vor der Winterpause gezwungenermaßen zum Alleinunterhalter im SVHU-Rückraum. Der 25 Jahre alte Rechtshänder musste zuletzt mehrmals die kompletten 60 Minuten jeweils in Angriff und Abwehr spielen. Grund: Der erst zu Saisonbeginn von seiner Verletzung im rechten Knie genesene Positionskollege Kevin Wendlandt hat sich nun am linken Knie einen Knorpelschaden mit Impressionsfraktur des Schienbeinkopfes zugezogen und fällt voraussichtlich bis Ende Februar aus.

Somit ist der SVHU-Rückraum zu leicht ausrechenbar, denn auf der gegenüberliegenden Seite fehlt Linkshänder Daniel Eggert seit November wegen eines Daumenbruchs; der Däne wird ebenfalls erst im Februar zurückerwartet. Eine wohl zu schwere Hypothek für Routinier Stanislaw Demovic, 38, der auf der rechten Seite zwar gesetzt ist, aber immer wieder die eigentlich erwartbare Cleverness vermissen lässt und zuletzt zudem an zahlreichen Ballverlusten beteiligt war.

„Die Bilanz ist diesbezüglich sehr eindeutig“, sagt Amen Gafsi, „wir haben unsere Matches immer dann gewonnen, wenn der Rückraum auf allen Positionen funktioniert hat.“ Insofern kommt die der in knapp drei Wochen in Katar beginnenden Handball-Weltmeisterschaft geschuldete Wettkampfpause den „Frogs“ sehr recht. Kann die Zeit doch im wörtlichen Sinn die Wunden heilen und die wackligen Verbindungen zwischen den übrigen Mannschaftsteilen flicken helfen.

„Im Tor, auf den Außenpositionen, am Kreis und in der Rückraummitte haben wir kein Problem, außer dass jede Position gerade mal eben doppelt besetzt ist“, sagt Matthias Karbowski. Er weiß aber auch, dass mit Robert Schulze, 23, nach dessen Genesung vom Syndesmoseriss im Sprunggelenk ein vielseitig einsetzbarer Linksaußen und Kreisläufer sowie starker Abwehrspieler in den Kader zurückgekehrt ist.

Amen Gafsi, der vorrangig im Defensivbereich Regie führt, zeigt sich mit seinen Akteuren insgesamt zufrieden. „Jeder der Jungs hat die Qualität, um seinen Job in unserer offensiveren 3:3-Abwehr zu erfüllen“, so der 32-malige tunesische Nationalspieler, „und was die Fehler angeht, die wir zuletzt in der 6:0-Abwehr gemacht haben: Die können wir bis zum nächsten Punktspiel wieder abstellen.“

Bis zum 10. Januar haben die „Frogs“ von ihrem Trainerduo freibekommen. „Dann legen wir aber mit täglichem Training wieder voll los“, sagt Matthias Karbowski, „schließlich haben wir noch für Januar drei Testspiele gegen die dänischen Erstligisten Ribe-Esbjerg HH und Sønderjyske Elitesport sowie Bundesligist HSV Handball vereinbart. Wir werden sehr hart für den Klassenerhalt arbeiten.“